Kurznachrichten: 27.04.2023

News: Kurz und knackig – KW 17/2023

MSA: UHF für Rundfunk und Kultur erhalten. Lumiere: 33 Kinomärkte 2022. Homevideo: Gegen den Trend. Kino: 11,1 Mio. für »Branchentiger«. Nach Corona: Spieleumsätze stabil.

Unternehmen

Der RBB ist der letzte ARD-Sender ohne neuen Tarifvertrag. Mit einem zweiten Streik am 20. April wurden die Forderungen nach Gehaltserhöhungen um mehr als die angebotenen 2,8% und Bestandsschutz für Freie unterstrichen. Es gab Ausfälle im Programm. U.a. wurden um 19.30 Uhr die TV-Flaggschiffe »Berliner Abendschau« und »Brandenburg aktuell« zusammengelegt.
Der niederländische Investor folgt dem Branchentrend und verkauft Tower Co. mit über 4,800 Mobilfunk-Senderstandorten in Bulgarien, Kroatien und Slowenien für 1,22 Mio. € an den Marktneuling Tawal, eine Tochter der Investoren STC Group.

Broadcast

Das Unternehmen baut und betreibt das MDRnet 3.0 zur Vernetzung der sechs MDR-Produktionsstandorte für acht Jahre ab September 2023. Kern ist die Echtzeitübertragung von nativen TV- und Radiosignalen in einem redundanten 100 Gbit/s IP-Netz der 3. Generation. Media Broadcast betreibt bereits das aktuelle MDRnet 2.0.
Das Zweiliga-Lokalderby HSV vs. St. Pauli wurde in UHD/HDR und als erste Begegnung der 2. Bundesliga mit Dolby Atmos-Sound produziert und für Sky Q-Kunden gesendet.

Filme, Festivals, Kino

Der Ehrenpreis des Deutschen Kamerapreises 2023 geht am 26. Mai in Köln an Bella Halben. Die Jury würdigt die Bilder der Kamerafrau, »die förmlich hinter die Geschichte blicken« und die Akteure im Vordergrund glänzen lassen.
Zum 15. Mal in 17 Jahren ist Constantin Film nach Kinobesuch führender Produzent des Landes und bekommt 1,2 Mio. € Referenzmittel von der Filmförderungsanstalt. Erfolgreichster Verleiher war Warner Bros. »Der Pfad« war erfolgreichster Festivalteilnehmer. Insgesamt werden knapp 11,1 Mio. € an die Branchentiger 2023 ausgeschüttet.
Die Lumiere-Datenbank der EU-Kommission wurde um die 2022er Ticketverkäufe aus 33 Ländern aktualisiert. Die meisten Besucher der 7.800 Spielfilme unter 8.300 Verleihtiteln hatten »Top Gun Maverick« (33,3 Mio. Tickets)  und »Avatar: The Way of Water« (29,4 Mio.).

Radio, Audio

In Bayern wird die Radio-Individualisierung über DAB+ ab dem Sommer 14 Monate lang erprobt. Das Projekt »ART« koppelt einen Musiksender mit 10 Kategorien eines Newskanals. Wird ein Beitrag des gewählten Genres signalisiert, wird auf den Infokanal geschaltet. Gesendet wird im Testkanal 10D für DAB+-Radios, die das »Announcement«-Feature unterstützen. Die Idee ist dem analogen Verkehrsfunk und den DAB+-Warndurchsagen entlehnt.
Die Bielefelder Audio Media Service Produktionsgesellschaft hat die beiden Lokalradios in angemieteten Räumen eines Neubaus in Bad Oeynhausen untergebracht. Jeweils rund 250.000 € wurden in die Technik (u.a. Mischpulte von DHD Audio, Leipzig; Weiteres von Audio Data, Berlin) und die Einrichtung im »Dschungelstil« investiert.
Österreich bekommt ein zweites landesweites DAB+-Sendenetz. Die Medienbehörde KommAustria veröffentlichte Auswahlkriterien für den Multiplex, der im Gegensatz zum Aktiven nationalen Angebot regionalisierbar konzipiert ist. Eine Ausschreibung soll folgen.
Gegen eine weitere Verschiebung des Schweizer UKW-Ausstiegs über 2024 hinaus verwahrt sich der Verband Unikom, der rund 60% der Stationen des Landes vertritt. Die drei Branchenverbände und die SRG hatten die Ausstiegsstrategie vereinbart. Die Regierung beschloss daraufhin, die UKW-Funkzulassungen nicht weiter zu verlängern. Der UKW-Abschied wurde bereits 2019 verschoben.
Ein neuer VHF-Frequenzplan soll Italiens DAB+-Radionetze optimieren. Geplant sind drei nationale Einfrequenznetze, 54 regionale Netze, von denen 27 für Subregionen teilbar sein sollen, sowie 36 lokale Netze. Nach fünf Jahren sollen 70% der Bevölkerung versorgt sein.

Netze

Die Versammlung der Landesmedienanstalt Sachsen-Anhalt fordert einstimmig Planungssicherheit für UHF-Frequenzen nach 2030. Die Bundesregierung soll den im Koalitionsvertrag vereinbarten Erhalt von UHF für Rundfunk und Kultur auf der Frequenzkonferenz WRC-23 umsetzen. Anderes würde die Perspektive mit 5G beschädigen und den globalen Markt für Produktionstechnik zerstören.
Der Düsseldorfer Betreiber von Radionetzen übernahm am 1. April die UKW-Ausstrahlung von Hit Radio FFH, Harmony.FM und Planet Radio vom Wettbewerber Divicon Media. Der Auftrag umfasst neue Sendetechnik für 51 Frequenzen an 33 hessischen Standorten samt Signalzuführung und Integration bei FFH in Bad Vilbel.

Streaming

Am 29. September liefert Netflix letztmalig Leih-DVDs aus und beendet das Geschäftsmodell der Gründung vor 25 Jahren. Der Streamer hatte im Q1 232,5 Mio. zahlende Kunden, davon 1,75 Mio. Neukunden (Q1/22: Minus 200.000 Abos). Der Q1-Umsatz stieg auf 8,162 Mrd. $ (+3,7%), der Nettogewinn auf 1,305 Mrd. $.
Nach Phoenix, Arte, Funk und 3Sat sind nun auch die Inhalte des Kinderkanals über die gemeinsame Mediathek-Plattform von ARD/ZDF abrufbar. Das Angebot für Kinder soll bis Jahresende ausgebaut werden.
Im Gefolge des Mergers von Warner Bros und Discovery wird das gemeinsame Streaming ab dem 23.Mai unter »Max« vermarktet. Zunächst in den USA werden drei Abo-Optionen ab 10 $ monatlich bzw. 100 $ jährlich angeboten: 2 Streams in 1080p mit oder ohne Downloads bzw. 4 UHD-Streams mit Atmos Sound und Downloads.

Förderungen

Im Förderprogramm Filmerbe wurde 2,2 Mio. € an 53 Digitalisierungs- und Restaurierungsprojekte vergeben. Der älteste Film ist über 100, der jüngste knapp 15 Jahre alt. 1,34 Mio. € gingen an 33 Projekte aus »kuratorischem Interesse«. Mit »konservatorischem Interesse« wurden knapp 455.000 € begründet. Ein »Auswertungsinteresse« liegt den Entscheidungen für 12 Filme über gut 451.000 € zugrunde.

Standards

Die aktuelle Version 2023-1 der HbbTV-Testsuite enthält 61 neue Tests und 113 Fehlerkorrekturen. Insgesamt stehen 2.385 genehmigte und weitere rund 600 Verfahren zur Verfügung. Auch DASH DRM bekam neue Tests, darunter für Streams mit PayReady Security Level 3000 und AES-CBCS-Verschlüsselung. Unterstützt werden auch simulierte serverseitige Werbeeinblendungen in Streams.

Märkte, Studien, Statistiken

Laut Filmförderungsanstalt wuchs der Homevideo-Markt 2022 (SVoD, Leih- und Kaufvideos) – gegen den Konsumtrend – um 7% und überschritt erstmals 3 Mrd. Umsatz-€. Streaming-Abos setzten 2,3 Mrd. € (+12%) um. Digitale Produkte tragen 89% (+3%) bei, DVD und BluRay erwirtschafteten nur 11% (-3%). Kino, Kauf, Leihe und Streaming setzten zusammen über 3,8 Mrd. € um.
Der Branchenverband Game meldet für 2022 einen stabilen deutschen Spielemarkt – auch nach dem Corona-Hype. Den größten Anteil stellen Ingame- und Inapp-Käufe mit 4,46 Mrd. € (+2%). Größte Zuwächse um 20% auf 866 Mio. € verzeichnen Online-Aboplattformen, während der Verkauf einzelner Spiele auf 1,06 Mrd. € (-1%) fiel. Gaming-PCs brachten ein Plus von 14% auf 1,1 Mrd. €, während Konsolen 6% verloren und 756 Mio. € umsetzten.
Laut Nielsen war der Werbemarkt im März mit gut 2,6 Mrd. € Umsatz um 3,9% gegenüber März 2022 rückläufig. Während Publikumszeitschriften (-10,2%; 1,22 Mrd. €) und TV (-7,8%) stark verloren, gewann Out-of-Home 13,3 Umsatz-% hinzu. 
Bis 2028 werden werbefinanzierte Streamer (AVOD) laut Digital TV Research global mehr als 91 Mrd. $ umsetzen – nach 41 Mrd. $ in 2022. 2028 werden 20 Mrd. $ in den USA generiert, deren Marktanteil dann bei rund 41% liegt. Größter Gewinner wird Disney+.

Personalia

Der RBB-Rundfunkrat wählte turnusgemäß sieben Personen für vier Jahre in den Verwaltungsrat; das achte Mitglied entsendet der Personalrat. Der Anwalt Benjamin Ehlers wurde zum Vorsitzenden, die Chefin der Berliner Denkmalbehörde Dagmar Tille zur Stellvertreterin gewählt. Das Gremium ist vor allem in die wichtigen finanziellen Entscheidungen und Personalien involviert.
Die AG Privater Rundfunk wählte Felix Kovac (Antenne Bayern) zum Vorsitzenden. Er folgt Olaf Hopp (Radio NRJ), der aber im Vorstand bleibt. Stellvertreter wurden Gwendolin Gundlach (Südwestdeutsche Medienholding) und Carsten Dicks (Verband der Betriebsgesellschaften der NRW-Lokalradios).
Stefan Riedel, Geschäftsführer und Chief Consumer Officer, verließ den Kabelnetzer nach viereinhalb Jahren. Über die Nachfolge ist noch nicht entschieden.
Moderator Tucker Carlson hat den konservativen US-Newskanal ohne Begründung verlassen. Kurz zuvor zahlte der Sender 787,5 Mio. $ (714 Mio. €) an den Hersteller von Wahlmaschinen Dominion, um ein Schadensersatz-Urteil wegen Fakenews über angebliche Manipulationen von Wahlcomputern zugunsten Bidens zu vermeiden.
Sir John Whittingdale führt die britischen Ministerien für Kultur, Medien und Sport und für Wissenschaft, Innovation und Technologie während des Babypause der Ministerinnen Julia Lopez und Michelle Donelan.

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