Kamera, Test, Top-Story: 21.12.2012

Panasonic-Camcorder AG-HPX600: One for all?

Panasonic stellt mit dem AG-HPX600 einen von der Bauform her klassischen Schultercamcorder vor, der in zahlreichen SD- und HD-Formaten aufzeichnen kann und bereits für künftige P2HD-Features wie den AVC-Ultra-Codec und die MicroP2-Karte ausgelegt ist. film-tv-video.de hat den Camcorder ausprobiert.

Einen klassischen Schultercamcorder im typischen EB-Look: Braucht den noch irgendjemand? Die Antwort ist ganz einfach: ja. Auch wenn andere Bauformen momentan hip und angesagt sind: Wäre man etwa als Politiker den Blick in ganze Rudel von Objektiven gewohnt, man könnte darunter auch heute noch stets einen Großteil von Camcordern ausmachen, die nach dem traditionellen Muster von ENG-Schultercamcordern aufgebaut sind — allen Handhelds zum Trotz.

Am Ende des Tages zählt eben, was man an Bildern und Tönen nach Hause bringt — und nach wie vor stellt die Position des Camcorders auf der Schulter eine sehr gute Kombination aus Mobilität, Bildstabilität und Funktionalität dar, selbst wenn man sich damit im Getümmel von Kollegen, Fans oder Demonstranten bewegen, durchsetzen und behaupten muss. Die »blinde«, organische Bedienung eines Camcorders in dieser Bauform geht nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über, wer einmal so gearbeitet hat, der schätzt es, wenn er in kritischen Situationen, in denen man schnell reagieren muss, ein robustes Werkzeug auf der Schulter hat, das man wie ein bewährtes Schlachtross ohne großes Aufhebens lenken und einsetzen kann. Außerdem — und dieser Effekt wird oft unterschätzt — wird ein stattlicher Schultercamcorder besonders von Laien immer noch als Beweis von Professionalität betrachtet.

Die meisten Mitglieder der Familie der Schultercamcorder sind dabei nicht für den großen Auftritt konzipiert, sondern arbeiten still und leise vor sich hin und machen einfach nur ihren Job — ganz so, wie man das in früheren Zeiten von einem Camcorder gewohnt war und erwartete. Panasonics AG-HPX600 zählt zu dieser Kategorie.

Single-Sensor im 2/3-Zoll-Bereich: Jetzt ohne Kompromisse möglich?

In einem Aspekt allerdings weicht der HPX600 von der Norm ab: Hochwertige Broadcast-Camcorder wiesen bisher stets drei Bildwandler auf — nicht so der 600er, der mit nur einem Sensor daherkommt. Zwar gibt es schon immer Single-Sensor-Schultercamcorder, aber die galten stets als Billigvarianten und Kompromissmodelle. Nun aber sind diese Zeiten aus Sicht von Panasonic vorbei: Auch auf einem 2/3-Zoll-Sensor kann man demnach nun genug Bildpunkte unterbringen, um auch mit nur einem Sensor in die höchste Qualitätsbereiche der 2/3-Zoll-Klasse vorzudringen.

Zudem bietet die Bauweise als Single-Sensor-Camcorder den entscheidenden Vorteil, dass man den Strahlenteiler eliminieren kann: Das spart Kosten für hochwertiges Glas mit teurer Beschichtung und auch der aufwändige Arbeitsgang des äußerst exakten Aufklebens von drei Sensoren auf den Strahlenteiler entfällt. Außerdem schluckt jeder noch so gute Strahlenteiler Licht, es geht also Empfindlichkeit verloren, wenn das Licht erst durch den Strahlenteiler muss, bevor es auf den Bildwandler fällt.

Mit dem neu entwickelten, progressiven CMOS-Sensor des HPX600 werden laut Hersteller Empfindlichkeiten erreicht, die bei 59,94 Hz Bildfrequenz in der Größenordnung von Blende F12 und bei 50 Hz um Blende F13 liegen.

Signalverarbeitung

Die vom Bildwandler generierten Signale verarbeitet der HPX600 mit einer 14-Bit-Signalverarbeitung, die intern sogar mit 20 Bit operiert und dabei die Gamma– und andere Korrekturen in der 1080p-Qualitätststufe durchführt. Erst nach diesem ersten Verarbeitungsschritt in höchster Qualitätsstufe findet dann die Wandlung in das jeweils ausgewählte Format statt (1080i, 720p, SD).

Schon hier zeigt sich, dass der HPX600 als 1080p-Camcorder konzipiert ist, dem derzeit nur noch der Codec fehlt, um auch in 1080p aufzeichnen zu können — und eben dieser Codec soll sich nachrüsten lassen: Den HPX600 hat der Hersteller so konstruiert, dass sich auf Wunsch der AVC-Ultra-Codec integrieren lässt, sobald dieser offiziell verfügbar wird.

Insgesamt erreicht das Zusammenspiel aus Sensor und Signalverarbeitung einen Signal/Rausch-Abstand von 59 dB. Sieben Gammakurven stehen zur Auswahl, um die Kontrastwiedergabe der Kamera an verschiedene Umgebungs- und Produktionsbedingungen anpassen zu können, darunter auch ein Film-Modus.

Weitere Besonderheiten und Einzelpreis

Einige weitere wichtige Unterschiede zu gängigen Schulter-Camcordern gibt es beim HPX600 zudem: Der 600er ist deutlich leichter als die meisten EB-Camcorder dieser Klasse: Er wiegt nur 2,8 kg (Body ohne Sucher, Objektiv, Akku). Außerdem zieht er nur 18 Watt Leistung und er wartet auch mit einem ziemlich attraktiven Preis auf: Den HPX600 bietet Panasonic zum Netto-Listenpreis von 13.800 Euro an (Body only).

Alle gängigen Panasonic-Codecs sind in den HPX600 integriert (AVC-Intra 100/50, DVCPROHD, DVCPRO50, DVCPRO und DV). Zudem sollen viele weitere Funktionen optional angeboten werden, etwa zur Netzwerkanbindung oder zur Aufnahme mit variablen Bildraten (VFR). Für den HPX600 soll es auch einen Glasfaseradapter geben, über den sich der Camcorder in Studioumgebungen einbinden lässt.

Objektiv und Paketpreise

Zum Test bei film-tv-video.de trat der Camcorder mit einer 2/3-Zoll-Zoom-Optik von Canon an: dem HJ14ex4.3B IRSE. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich eine hochwertige 2/3-Zoll-Optik aus der Canon-Baureihe HDxs. Die hat einen Netto-Listenpreis von 31.560 Euro, kostet also mehr als doppelt so viel wie der getestete Camcorder selbst. Überdimensioniert? Kann man so sehen: Wir wollten aber wissen, was der Camcorder leisten kann, wenn er mit hochwertigem Glas vor dem Sensor kombiniert wird, denn allzuoft wird heutzutage durch Sparen am Objektiv ein Gutteil der möglichen Bildqualität verschenkt.

Natürlich gibt es für den HPX600 auch günstigere Optiken. So bietet Panasonic selbst den Camcorder unter anderem im Bundle mit dem Fujinon-Objektiv XA16x8 und mit dem (auch im Test verwendeten) Farbsucher AG-CVF10G an. Diese Kombination fällt dann mit einem Netto-Listenpreis von 20.400 Euro immer noch vergleichsweise moderat aus.

Uwe Rohr fasst im IBC2012-Report die wichtigsten Panasonic-Neuheiten dieser Messe zusammen und erläutert unter anderem auch wichtige Aspekte des AG-HPX600.
Eckdaten

Der P2HD-Camcorder AG-HPX600EJ unterstützt in der jetzt verfügbaren Version schon diverse HD/SD-Codecs, am oberen Ende steht dabei derzeit die Aufzeichnung im Raster 1.920 x 1.080 im AVC-Intra-Codec mit 4:2:2, 100 Mbps und 10 Bit. Weitere Optionen sollen verfügbar und nachrüstbar werden, sobald der AVC-Ultra-Codec offiziell verfügbar wird — dann kann der Camcorder auch in 1080p50/60 aufzeichnen. Das Gerät kann zwischen 60- und 50-Hz-Modus umgeschaltet werden.

Neues Bedienkonzept

Die grundlegenden Bedienfunktionen des HPX600 sind gleich geblieben wie an anderen Panasonic-Schultercamcordern jüngeren Datums. Dennoch weist der 600er eine wesentliche Neuerung auf: Es gibt einen zusätzlichen Kommunikationskanal zwischen Anwender und Camcorder.

Am HPX600 dient das seitliche Display nicht nur als reine Statusanzeige, sondern man kann darüber auch diverse Einstellfunktionen aufrufen und mit den um das Display platzierten Tasten verändern.

Mit den seitlich neben dem Display angeordneten Tasten Cam, Audio, Setup und Home ruft man dazu verschiedene Untermenüs auf und kann hierüber Einstellungen vornehmen: Damit hat man als Anwender schnelleren und direkteren Zugriff auf die bei der Aufnahme wichtigsten Parameter des Camcorders, ohne über die Menüeinblendung im Sucher gehen zu müssen. Die Bedienung über das Display geht auch deshalb in vielen Fällen schneller, weil man nicht mühsam mit dem Cursor durch Menüs und Untermenüs scrollen muss, sondern direkt über die Tasten ober- und unterhalb des Displays Parameter verändern und Einstellungen vornehmen kann.

Zusätzlich steht beim HPX600 aber auch die Einblendung der Einstellmenüs im Sucher und als Overlay im Ausgangssignal zur Verfügung (über HD-SDI). Nur hierüber hat man Zugriff auf wirklich alle Einstellmöglichkeiten des Geräts, über das seitliche Display sind nur die wichtigsten Funktionen erreichbar — dafür aber schnell, direkt und übersichtlich.

Panasonic nennt diese Funktionalität SmartUI und hat damit eine echte Bereicherung für die rasche Bedienung eines Camcorders realisiert, der umfassende Funktionalität bietet, bei dem es aber möglich sein soll, ihn im Zweifel dennoch rasch umkonfigurieren zu können.

Aufzeichnungs-Modi

Der HPX600 kann in SD wie auch in HD aufzeichnen und beherrscht zudem alle gängigen Panasonic P2-Codecs. Die folgenden Raster sind momentan für die Aufzeichnung vorgesehen:

  • AVC-Intra 100/50 (bei 50 Hz): 1080/50i, 25p, 25pN, 720/50p, 25p, 25pN
  • DVCPROHD (bei 50 Hz): 1080/50i, 25p, 25pN, 720/50p, 25p, 25pN
  • DVCPRO50/DVCPRO/DV (bei 50 Hz): 576/50i, 25p

Diese Vielfalt an Aufzeichnungsmöglichkeiten ist hilfreich für alle, die bei ihren Jobs möglichst flexibel sein müssen und je nach Auftrag in höherer oder auch mal in niedrigerer Auflösung aufzeichnen wollen.

Für künftige P2HD-Features wie den AVC-UltraCodec ist der HPX600 laut Hersteller ebenfalls vorbereitet: diese Option soll sich nachrüsten lassen, sobald sie im Jahr 2013 verfügbar wird.

Aktuell zeichnet der HPX600 auf P2-Speicherkarten auf, dafür sind zwei Slots vorgesehen. Software-seitig ist der Camcorder aber laut Panasonic schon auf den Einsatz der MicroP2-Karte vorbereitet, die sobald sie verfügbar wird, über einen Adapter auch in den Slots des HPX600 genutzt werden kann.

Variable Aufzeichnungsraten

Grundsätzlich beherrscht der HPX600 die Aufzeichnung mit variablen Bildraten, allerdings ist die Freischaltung dieser Funktionalität kostenpflichtig. Panasonic bietet hierfür den optionalen Software-Key AG-SFU602G zum Netto-Listenpreis von 930 Euro an. Neben der Aufzeichnung mit variablen Bildraten bringt diese Option auch ein 24PsF-Ausgangssignal mit.

Ist die Option freigeschaltet, lässt sich die Bildrate im 720p-Modus zwischen 1 und 60 fps frei einstellen, im 1080p-Modus steht der Bereich von 1 bis 30 fps zur Verfügung (jeweils im 60-Hz-Modus, im 50-Hz-Modus liegen die Obergrenzen bei 50 und 25 fps). Damit werden Zeitraffer- und im 720p-Modus auch Zeitlupenaufnahmen möglich. Zudem steht die Frameraten-Funktionalität auch im nativen 24p-Modus zur Verfügung, dessen 24PsF-Format via SDI auch zur unkomprimierten Aufzeichnung ausgegeben werden kann.

Ausstattung

Der HPX600 bietet natürlich die Grundausstattung, die man vom einen Camcorder dieser Bauart erwartet: Die Bedienelemente für Weiß- und Schwarzabgleich, Shutter und Gain sind panasonic-typisch im vorderen unteren bereich des Camcorders an der Gerätefront und auf der linken Seite platziert. Weiter gibt es ein Filterrad, das neben der Einstellung Clear, die ND-Filterung in den Stufen 1/4, 1/16 und 1/64 bietet.

Als Scharfstellhilfe steht eine zentrale Bildausschnittsvergrößerung zur Verfügung und ergänzend der Fokusbalken, den Panasonic auch bei anderen Camcordern anbietet. Mit beidem zusammengenommen und in Kombination mit dem recht guten Display des Suchers AG-CVF10G kann man ziemlich zuverlässig manuell scharfstellen.

Im Test verwendete film-tv-video.de den Sucher AG-CVF10G, den Panasonic entweder im Paket mit dem Camcorder, aber auch separat anbietet (Netto-Listenpreis 2.450 Euro). Dieser bietet einen LCD-Schirm mit rund 8,8 cm Bilddiagonale und rund 920.000 Bildpunkten. Den Sucher fanden die Tester recht angenehm, denn man kann das Display auch in aufgeklapptem Zustand gut nutzen.

Die Frequenz des Shutters lässt sich in einem weiten Bereich einstellen: von Slow-Shutter bis Highspeed-Shutter. Im normalen Shutter-Modus stehen 1/25 bis 1/2.000 zur Verfügung (abhängig vom am Camcorder eingestellten Modus: 25p, 50p, 50i). Im Synchro-Scan-Modus sind sogar noch kürzere Verschlusszeiten bis zu 1/7.200 möglich.

Eine Stärke des HPX600 liegt in den zahlreichen Möglichkeiten, das Bild zu beeinflussen: So lässt sich etwa dank DRS (Dynamic Range Stretch) der Dynamikumfang erweitern — man erreicht mit DRS, dass helle Bildbereiche nicht »ausfressen« und zu weißen Flächen ohne Zeichnung werden, was manchmal droht, wenn man die bildwichtigen Teile korrekt belichtet, aber der Kontrastumfang insgesamt zu hoch ist. DRS staucht in solchen Fällen den Hochpegelbereich so zusammen, dass auch in den Lichtern noch Zeichnung erhalten bleibt. Beim HPX600 funktioniert DRS allerdings nicht in den Aufzeichnungsmodi 1080/25p, 1080/24p oder 1080/30p.

Weiter sieht der Camcorder sieben wählbare Gammakurven vor: HD Norm, Low, SD Norm, High, B.Press, Cone-like D, Cine-like lassen sich auswählen und bieten etliche Möglichkeiten für die individuelle Bildgestaltung — auch jenseits von Looks, die man in der alltäglichen EB-Nachrichtenproduktion benötigt.

Weitere, per Menü einstellbare Parameter bietet der HPX600 ebenfalls in reichem Umfang: H-Detail, V-Detail, Detail Coring, Skin Tone Detail, Chroma Level, Chroma Phase, Farbtemperatur-Anpassungen, Master Pedestal, Knie (Low, Mid, High), Matrix (Norm1, Norm2, Fluo, Cone-Like) lassen sich individuell einstellen. Einmal für gut befundene Kombinationen aus diesen Einstellungen lassen sich als Scene-Files speichern.

Ein weitere Funktion des Camcorders ist dem eingebauten CMOS-Chip geschuldet: Die Advanced Flash Band Compensation (FBC). Sie kompensiert den Effekt, der bei CMOS-Sensoren mit Rolling Shutter auftritt, wenn während der Aufnahme geblitzt wird: dann sind im Bild Fehler in Form von überbelichteten Streifen in aufeinanderfolgenden Bildern sehen, die sehr störend und irritierend wirken können. Dank FBC kann man diesen Effekt weitgehend eliminieren — was etwa beim Einsatz des Camcorders im Rahmen von Pressekonferenzen oder Promi-Aufläufen durchaus hilfreich ist. Panasonic weist aber darauf hin, dass auch mit zugeschaltetem FBC die unterwünschten Effekte nicht immer komplett umgangen werden können.

Der HPX600 bietet auch eine Schaltung, um Bildfehler elektronisch zu korrigieren, die in Folge chromatischer Aberrationen des Objektivs entstehen: Farbsäume und farbige Mehrfachkanten an Bildobjekten, besonders wenn diese im Randbereich des Bildes liegen. Bei Panasonic heißt das CAC, was für Chromatic Aberration Compensation steht. Entsprechend ausgestattete Objektive Kommunizieren mit dem Camcorder und der ruft dann die zum Objektiv passenden Korrekturdaten auf: Dann kann in Abhängigkeit von der Zoomposition die jeweils optimal auf das Objektiv abgestimmte Korrektur auf der Signalebene durchgeführt werden.

Funktionen, die man häufiger benötigt und im direkten Zugriff haben will, kann man beim HPX600 auf ein der drei User-Tasten legen. Fest belegt, aber ebenfalls sehr praktisch ist die Review-Taste, über die man ohne in den Wiedergabemodus wechseln zu müssen, die letzten Sekunden des zuvor aufgezeichneten Videoclips sehen kann.

Soll der AG-HPX600 im Studio oder abgesetzt verwendet werden, etwa auf einem Kran, dann sind Fernsteuermöglichkeiten gefragt. Der Camcorder bietet verschiedene Möglichkeiten für den Remote-Betrieb und kann mit optionalem Zubehör in unterschiedlichem Umfang fernbedient werden. Für verschiedene Stufen der Remote-Bedienung stehen die Fernbedienung AJ-RC10G, die Fernsteuerung AG-EC4G (beide über 10-Pin-Remote-Anschluss) und die Kombination aus dem Adapter AG-CA300G plus Basisstation AG-BS300. 

Besondere Aufnahmefunktionen

Eine Pre-Recording-Aufzeichnung ist gerade im News-Geschäft sehr hilfreich, denn sie ermöglicht die permanente Aufzeichnung in einen Pufferspeicher. Drückt man bei aktiviertem »Pre-Record« die Aufnahmetaste, hat man auch die sieben Sekunden vor dem Drücken der Taste im Kasten — und diese Bilder können eben oft die entscheidenden Szenen enthalten.

Auch Intervallaufzeichnungen sind mit dem Camcorder möglich: dann zeichnet der HPX600 in einstellbaren Abständen zwischen zwei Frames und 10 Minuten jeweils ein Einzelbild auf: So lassen sich schöne Zeitrafferaufnahmen realisieren.

Per One-Shot-Aufnahme ist es wiederum möglich, pro Tastendruck jeweils einen Clip mit einer vordefinierten Länge (Einzelbild bis eine Sekunde) aufzuzeichnen. Diese Funktion wird man im normalen Umfeld des HPX600 seltener brauchen, aber wer etwa Animationen oder Stop-Motion-Sequenzen aufzeichnen will, freut sich darüber.

In manchen Fällen kann es auch mal sinnvoll sein, eine Funktion des HPX600 zu nutzen, die es erlaubt, mehrere Einzelaufnahmen zu einem kombinierten Videoclip zusammenzufassen. Sind mehrere Szenen in einem einzigen Clip zusammengefasst, lässt sich dieser Clip dann bequemer übertragen und kopieren.

Uwe Rohr fasst im IBC2012-Report die wichtigsten Panasonic-Neuheiten dieser Messe zusammen und erläutert unter anderem auch wichtige Aspekte des AG-HPX600.
Bedienung

Der HPX600 knüpft an bekannte Bedienmuster bei Schulter-Camcordern an, sodass man sehr schnell mit dem Gerät zurechtkommt. Wichtige Tasten sitzen da, wo man sie erwartet — Panasonic hat das Rad nicht neu erfunden und das ist gut so. Der Camcorder ist auch nicht mit einer Vielzahl von (User-)Tasten überfrachtet, sodass er sich recht intuitiv bedienen lässt.

Sitzt der Camcorder einige Zeit auf der Schulter, ermüdet man allerdings trotz des vergleichsweise geringen Gewichts in dieser Geräteklasse. Vor allem dann, wenn man den HPX600 mit einem etwas größeren Objektiv und einem leistungsstarken Akku nutzt, kommt eben doch wieder einiges an Gewicht zusammen. Im Vergleich mit Camcordern gleicher Bauart liegt der HPX600 in drehfertigem Zustand gewichtsmäßig im Mittelfeld, er ist aber selbst mit einem relativ langen Objektiv wie dem im Test verwendeten HJ14ex4.3B IRSE von Canon noch gut ausbalanciert und liegt dank ganz ordentlichem Polster auch ziemlich ruhig und satt auf der Schulter.

Mit der Bedienung über das seitliche Display (SmartUI) freundeten sich die Tester recht schnell an. Besonders wenn der Camcorder auf dem Stativ genutzt wurde, war diese neue Funktionalität eine echte Hilfe — und glücklicherweise hat Panasonic auf den Einsatz eines Touchpanels verzichtet und setzt auch hier auf die Bedienung mit Tasten.

Für die Kontrolle des Signals ist eine vereinfachte Darstellung von Waveform und Vectorscope integriert, sodass es einfacher ist, zu beurteilen, ob die Qualität einer Szene passt oder etwa die Belichtung noch angepasst werden muss.Natürlich gibt es auch ein zweistufiges Zebra, mit dem man gut arbeiten kann und eine recht feine Belichtungskontrolle zur Verfügung hat.

Audioanschlüsse, -funktionalität

Die Audiobestückung des HPX600 ist recht komfortabel: Für den Anschluss eines Aufsteckmikros (nicht mitgeliefert) steht eine Front-XLR-Buchse inklusive Phantomspeisung zur Verfügung. Zwei weitere XLR-Buchsen befinden sich an der Rückseite des Camcorders (umschaltbar zwischen Mic und Line). Es gibt zudem auch einen Slot für den kabellosen Anschluss eines Audio-Funkempfängers, der Einsatz von Zwei-Kanal-Funkempfängern ist hier ebenfalls vorgesehen.

Der Camcorder unterstützt generell die Aufzeichnung von vier Tonkanälen (mit jeweils getrennt zuschaltbarem Limiter und Lowcut-Filter), abhängig vom Aufzeichnungsformat stehen aber bei SD-Aufzeichnung teilweise nur zwei Kanälen zur Verfügung.

Die grundlegenden Audioeinstellungen kann man auf dem seitlichen Display einfach und schnell kontrollieren oder ändern. Hier wird in verschiedenen Ansichten auch der Tonpegel angezeigt, den man sich aber auch zusätzlich im Sucher einblenden lassen kann. Neben der automatischen Pegelung ist natürlich auch manuelles Pegeln der Audiokanäle möglich.

Der Camcorder verfügt über einen eingebauten Lautsprecher und einen Kopfhörerausgang.

Weitere Anschlüsse

Panasonic hat den HPX600 mit zahlreichen Anschlüssen bestückt. Die Mehrzahl befindet sich im hinteren Bereich des Geräts — an der Rückseite und auf der rechten Geräteseite. Neben SDI-I/Os für verschiedene Signalarten und Datenraten und Timecode-Buchsen, gibt es auch einen Genlock-Eingang sowie einen Monitor-Ausgang. Im Audiobereich ist der Camcorder neben zwei XLR-Eingängen an der Rückseite und einem an der Front auch mit zwei Cinchbuchsen fürs Monitoring ausgerüstet. Einen Kopfhöreranschluss gibt es natürlich ebenfalls. 

Auch einen HDMI-Ausgang kann der HPX600 vorweisen. Eine 10-polige Fernsteuerbuchse ermöglicht den Anschluss diverser Fernsteuerungen.

Weiter gibt es einen LAN-Anschluss als klassische Ethernet-Westernbuchse (100 Base-T). Ist die aufpreispflichtige Netzwerkoption installiert, lassen sich darüber Metadaten einspielen und ausgeben.

Das mit dem Camcorder aufgezeichnete Material lässt sich bei Bedarf direkt von der Kamera aus via USB-2.0 an einen Rechner übertragen. Dazu müssen auf dem Rechner die passenden P2-Treiber/Softwares installiert werden. Wer einen P2-Reader oder ein P2-Deck besitzt und in der jeweiligen Situation greifbar hat, kann darauf natürlich verzichten und die Speicherkarten aus dem Camcorder in diesen Geräten wiedergeben. In diesem Zusammenhang sei auch noch erwähnt, dass man beim HPX600 jeweils eine der beiden P2-Karten im laufenden Betrieb wechseln und währenddessen parallel auf der anderen Karte weiter aufzeichnen kann.

Wie auch schon andere Panasonic-Camcorder, bietet der AG-HPX600 einen Host- und einen Device-USB-Anschluss (jeweils USB-2.0). Über die Host-Buchse kann der Camcorder (bei entsprechender Modus-Einstellung im Menü) Peripherie-Geräte wie etwa eine Festplatte steuern, um beispielsweise Material von den P2-Karten auf die Platte zu kopieren. Erfolgt der Anschluss hingegen über die Device-Buchse und wird der entsprechende Modus im Menü gewählt, dann wird der Camcorder selbst zum Peripherie-Gerät eines PCs. Dann kann man vom Rechner aus auf File-Ebene auf die P2-Karten im Camcorder zugreifen.

Eine dritte USB-Buchse verbirgt sich hinter einer Klappe auf der rechten Geräteseite des HPX600. Diese bezeichnet Panasonic als »USB-2.0 Sub-Host«. Hier wird das WiFi-Modul AJ-WM30 eingesteckt. Darüber kann der Camcorder dann kabellos Proxies ausgeben (mehr dazu im Abschnitt »Upgrades, Optionen« unter dem Punkt »Streaming«).

Bild- und Tonqualität

Im Praxistest arbeitete film-tv-video.de sowohl mit AVC-I in der 50-Mps-Variante, wie auch mit der doppelten Datenrate, also mit AVC-I100. Das im eingebetteten Beispiel-Clip verwendete Material stammt jedoch ausschließlich aus der Aufzeichnung mit 50 Mbps. Obwohl AVC-I mit 50 Mbps im Vergleich zu AVC-I mit 100 Mbps mit einer geringeren Auflösung und schlechteren Farbverarbeitung (4:2:0) auskommen muss, wird diese Variante in der Praxis recht häufig genutzt, weil weniger Daten anfallen, man also weniger Speichermedien braucht und zudem auch die Nachbearbeitung leichter fällt. Bei AVC-I100 liefert der Camcorder zwar eine eindeutig sichtbar höhere Bildqualität, aber bei vielen Projekten ist in der Praxis eben ein Kompromiss aus Qualität, Speicherbedarf und weiteren Verarbeitungsmöglichkeiten erforderlich.

Was etwa bei der geringeren Kompression in AVC-I100 besser sichtbar wird und stärker zum Tragen kommt, das ist unter anderem auch die Qualität des Objektivs: Im Grunde weiß es eigentlich jeder, der sich mit Kameras und Camcordern beschäftigt, dass ein gutes Objektiv immer einen Vorteil darstellt und einen Unterschied in der Bildqualität bewirkt. Beim Einsatz des HJ14ex4.3B IRSE, einem hochwertigen Canon-EB-Objektiv, das in der Praxis wohl kaum jemand mit dem HPX600 kombinieren wird, weil es — wie schon erwähnt — mehr als doppelt so teuer ist wie der Camcorder selbst, kommt eben ausreichend hohe Bildqulität auf dem Sensor an, um dann auch die Unterschiede in der späteren Kompression um so deutlicher zu sehen.

Deshalb sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich empfohlen, trotz aller CAC- und sonstigen digitalen Korrekturschaltungen, mit denen Camcorder heutzutage ihre Bilder aufhübschen, nicht am Objektiv zu sparen — egal ob es nun wie im 2/3-Zoll-Bereich heutzutage üblich von Canon oder Fujinon kommt, oder mit anderen Mounts und optischen Verhältnissen von anderen Herstellern.

Was der HPX600 im Zusammenspiel mit einem hochwertigen Objektiv leisten kann, ist schon sehr beeindruckend und lässt das, was man aus dem Handheld-Bereich gewohnt ist, deutlich hinter sich zurück. Die Bilder wirken insgesamt organischer, natürlicher und nicht so künstlich aufgepeppt, wie man sie mittlerweile von vielen günstigeren Camcordern mit Profianspruch kennt. Dazu gehört durchaus auch, dass der Hersteller nicht versucht hat, jegliche Rauschartefakte digital glatt zu bügeln: Mit 59 dB Signal/Rausch-Abstand legt der Camcorder ohnehin ganz ordentlich vor und wenn dann in dunklen Umgebungen die Schwärzen ein leichtes Eigenleben zeigen, das aber nicht abrupt einsetzt, sondern weiche Übergangszonen bietet, dann empfanden die Tester das als natürlicher und angenehmer, als so manches digital glattgebügelte und dadurch unnatürlich cleane, kalte Bild, das so mancher andere Camcorder produziert.

Insgesamt liefert der HPX600 ein harmonisches Bild, bei dem man mit DRS und dem gezielten Einsatz der Kniefunktion in puncto Kontrastwiedergabe noch auf einfache Weise regelnd eingreifen kann. Die Automatikfunktionen führten im Test in fast allen Situationen zu guten Bildern, nur hin und wieder musste man mal die Blende manuell noch etwas weiter zukneifen oder öffnen, oder den Arbeitspunkt einer Automatik verschieben. Man kann also mit dem HPX600 auch wenn es schnell gehen muss, gute bis hervorragende Bilder aufnehmen. Schöner ist es natürlich, wenn man mit etwas mehr Zeit und eventuell auch mit einem größeren Monitor weiter gestaltend eingreifen und experimentieren kann: Dann eignet sich der HPX600 auch dazu, schon bei der Aufnahme einen wirklich individuellen Look zu generieren — und das nicht nur wegen der verschiedenen Gammakurven, die er bietet.

Auch bei der Aufzeichnung in AVC-I50 — also mit einer für HD-Signale immer noch recht starken Kompression, bleibt noch überraschend viel von der Bildqualität erhalten. Hier zeigt sich mal wieder, dass es doch vorteilhaft ist, wenn vor der Kompression ein möglichst gutes, hochwertiges Bild zur Verfügung steht, das auch in der internen Verarbeitung möglichst lang auf hohem Niveau prozessiert und erst ganz am Ende beschnitten und komprimiert wird.

Die sehr realistische Farbwiedergabe, die man besonders mit manuellem Weißabgleich nach alter Väter Sitte und auch mit regelmäßigem Schwarzabgleich erreicht — der im Grunde immer nötig und sinnvoll ist, auch wenn heutzutage »sowieso alles digital« ist — überzeugte die Tester. Vom hohen Detailreichtum der Kamera, den man am besten im Live-Bild sehen kann, bleibt naturgemäß um so weniger übrig, je stärker man in der Aufzeichnung komprimiert. Mit den neuen Codecs, die Panasonic ja für den AG-HPX600 nachliefern will, kann der Camcorder hier sicher einen weiteren Schritt nach vorne gehen.

Insgesamt überzeugen die Bilder des 600ers in seiner Geräteklasse — und ganz besonders wenn man den Preis in Betracht zieht. Natürlich gibt es Camcorder, die einzelnen Aspekten eher für Aah- und Ooh-Effekte sorgen, aber der HPX600 liefert solide Qualität und ist als Gesamtpaket gelungen, das keine negativ hervorstechenden Schwächen zeigt.

Uwe Rohr fasst im IBC2012-Report die wichtigsten Panasonic-Neuheiten dieser Messe zusammen und erläutert unter anderem auch wichtige Aspekte des AG-HPX600.
Upgrades, Optionen

Panasonic hat den HPX600 so angelegt, dass sich der Camcorder nach und nach mit zusätzlichen Funktionen bestücken lässt:

  • Hochauflösende Proxy-Aufzeichnung ist mit der Encoder-Karte AG-YDX600G möglich. Mit diesem Zubehör zeichnet der AG-HPX600 Proxy-Daten auf SD/SDHC- oder P2-Speicherkarten als Standard MPEG-4 oder Quicktime/H.264 auf. Der Netto-Listenpreis für diese Option beträgt 1.550 Euro.
  • Streaming per LAN lässt sich — bei installierter Encoder-Karte AG-YDX600G — mit dem Software-Key AG-SFU601G freischalten. Per W-LAN funktioniert das im Zusammenspiel mit dem Wireless-Modul AJ-WM30E. Im Zusammenspiel dieser Optionen können Video- und Audio-Proxies direkt via W-LAN oder LAN an einen Computer (PC, Mac, Tablet), ein iPhone oder ein Smartphone mit windows-basierendem Betriebssystem übertragen werden. Während des Streamings werden die Metadaten zu den P2-Files hinzugefügt. Unter Einbindung einer Cloud ist der Austausch der Daten mit einem Netzwerk möglich. Panasonic bietet den hierfür nötigen Software-Key AG-SFU601G für 1.400 Euro an.
  • Eine Einbindung des HPX600 in eine Studioumgebung ist ebenfalls möglich: Bei der Verwendung des Kameraadapters AG-CA300G und der Basisstation AG-BS300G kann die Kamera bis zu 100 m abgesetzt werden und ermöglicht eine wirtschaftliche Studioanwendung des Camcorders.
  • Bei der Verwendung einer optional erhältlichen HD/SD-SDI-Karte (AG-YA600G) ist der Kamera-Body auch als portabler Recorder verwendbar.
Fazit

Der HPX600 ist ein vielfältiges und flexibles Gerät, das ungemein viele Einsatzbereiche abdecken kann. Das Versprechen, mit einem Single-Sensor-Gerät auch im 2/3-Zoll-Bereich oben mitspielen zu können, hat Panasonic gehalten — besonders wenn man in diese Betrachtungen den Preis des Geräts einfließen lässt. Relativ geringes Gewicht, guter Preis, geringe Leistungsaufnahme und Codec-Vielfalt sprechen für den neuen Panasonic-Schultercamcorder. Auch das stimmig erweiterte Bedienkonzept fanden die Tester sehr positiv. Vor allem aber ist der Camcorder zumindest für eine Weile vergleichsweise zukunftssicher, bietet er doch schon jetzt die Möglichkeit, ihn später einmal mit AVC-Ultra/1080p50 nachrüsten und ihn auch mit den voraussichtlich deutlich günstigeren Micro-P2-Karten nutzen zu können. Wer einen zukünftigen Klassiker mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis sucht, liegt beim HPX600 richtig. 

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Autor
Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller

Bildrechte
Panasonic (1 Grafik), Nonkonform (alle anderen Abbildungen)

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