Messe: 07.09.2007

IBC2007: Infinity kommt, LDK 8000 Sportcam ist schon da

Bei Thomson Grass Valley gab es außer der Ankündigung einer neuen Kamera mit Slomo-Funktionalität zwei weitere wesentliche Botschaften. Die erste: Bei Infinity hat die Serienproduktion begonnen, der Camcorder und das Laufwerk sollen ab sofort ausgeliefert werden. Die zweite: Die relativen Freiheiten des Broadcast-Bereichs, der die Marke Grass Valley in den Vordergrund gestellt hatte, sind zurückgestutzt — Thomson und das französische Management spielen ab sofort auch hier wieder die erste Geige, was sich unter anderem auch in einem Logo-Wechsel ausdrückt.

»A new Thomson«

Der Senior Executive VP Jacques Dunogué machte gleich zu Beginn der Pressekonferenz klar, dass bei Thomson Grass Valley nun wieder ein anderer Wind weht. Noch vor einem Jahr hatte das Unternehmen versucht, sich als relativ selbständiges Unternehmen unter der Flagge Grass Valley zu positionieren, die Konzernmutter Thomson war zumindest im Auftritt nach außen mehr oder weniger von der Bildfläche verschwunden, wurde nur am Rande genannt. Plötzlich prangten auf jedem Gerät Grass-Valley-Schilder, und das Management der Thomson-Broadcast-Sparte war stark amerikanisiert. Das ist jetzt wieder anders: Thomson darf wieder Thomson sein, und die LDK8000-Kameras müssen nicht mehr Grass-Valley-Schilder tragen, sondern sind mit Thomson-Stickern beklebt. Grass Valley ist im neuen Logo auf die Initialen reduziert.

Da die meisten Kunden ohnehin unbeirrt von Thomson sprachen, sind die Etikettenspielchen letztlich für alle außerhalb des Unternehmens fast uninteressant, denn es kommt ja auf den Inhalt der Geräte an — aber es steckt in diesem Fall natürlich schon eine Veränderung hinter dem Logowechsel, die über das reine Design hinausgeht.

Infinity: Wird ausgeliefert

Auf die Frage, ob und wann Infinity kommen wird, hatte Jaques Dunogué, der sich insgesamt sehr stark auf den Technologie-Aspekt des Unternehmens konzentrierte, gleich anfangs der Pressekonferenz eine Antwort parat: Die Camcorder würden ausgeliefert, die Betatests seien abgeschlossen und bis zum Jahresende werde man die Massenfertigung auf den vollen Umfang hochfahren. Einen High-Profile-Kunden für Infinity konnte Thomson allerdings noch nicht präsentieren. Statt dessen berichtete ein holländischer Nachrichtensender (Omroep Flevoland) von seinen Erfahrungen mit dem Infinity-Camcorder in der file-basierten News-Produktion. Dank Infinity spare man Zeit in der Produktion, so Flevoland-Chef Allard Berends, außerdem sei der Camcorder günstig und biete eine gute Qualität — Berends lieferte also erwartungsgemäß die klassische Lobeshymne ab. Das läuft schließlich bei allen Pressekonferenzen so, wenn Kunden präsentiert werden. Nun gilt es für Thomson, in den kommenden Monaten auch Infinity-Kunden mit höherem Profil zu präsentieren, die man auch außerhalb des Messegastlandes und am besten weltweit kennt, sonst dürfte Infinity so gut wie tot sein: ältere Branchenkenner erinnern sich vielleicht noch an die unselige Geschichte von Quartercam. Mit dieser Skepsis muss Thomson leben, schließlich sind seit der ersten Ankündigung der Infinity-Serie zwei Jahre ins Land gezogen.

Jan Eveleens, Chef der Kamerafertigungsstätte in Breda, zeigt sich aber erleichtert und erwartungsfroh. Der Camcorder habe die Produktreife erreicht, er biete alles, was man angekündigt habe und sie bei den Bildwandlern auf dem neuesten Stand der Technik. Wenn Thomson bis zur nächsten IBC nicht mindestens 1.000 Infinity-Camcorder verkauft habe, wäre er sehr enttäuscht, sagt Eveleens und bedauert, dass sich die Entwicklung länger hingezogen habe als geplant. Nun haben man aber ein Topgerät zum Nettopreis von etwa 20.000 Euro, das sich sehen lassen und sehr gut mit anderen Konzepten messen könne. Der Camcorder kann demnach in unterschiedlichsten Formaten und Bildraten mit einer Bilddatenrate von bis zu 100 Mbps MXF-Files aufzeichnen. Das kann in MPEG (SD und HD, wahlweise I-Frame-only oder Long-GOP) geschehen, zudem stehen DV und JPEG2000 (SD und HD) zur Wahl.

Den angekündigten Infinity-Recorder wird Thomson nach eigenen Aussagen wohl bis zur NAB2008 ausliefern können. Bis dahin können Kunden für den Datentransfer das externe Schreib/Lese-Laufwerk verwenden.

2fach-Slomo ohne Aufpreis: LDK 8000 Sportcam

Thomson kündigt mit der LDK 8000 Sportcam eine neue Variante seiner Worldcam an, die Zweifach-Zeitlupe beherrscht. Im Unterschied zur Worldcam hat die Sportscam keine 1080P-Funktionalität zu bieten. Mit der Sportcam soll Zweifachzeitlupe ohne Aufpreis gegenüber der LDK 8000 Worldcam verfügbar werden. Nach eigenen Aussagen konnte Thomson von der vergleichsweise neuen LDK8000 bis dato schon rund 1.000 Stück verkaufen — zu dieser Zahl dürften allein schon die zahllosen neuen HD-Ü-Wagen mit stattlichen Anteilen beitragen. Für die Sportcam-Variante liegen laut Thomson schon zahlreiche Bestellungen vor, so will etwa Alfacam bei seinen zehn neuen Ü-Wagen, die das Unternhemen für die Olympischen Spiele in Peking baut, 72 Sportcams einsetzen, insgesamt will das Unternehmen 120 Kameras des Typs LDK 8000 anschaffen.

An einer Dreifach-Super-Slomo-Kamera arbeitet Thomson indessen wohl im Hintergrund weiter, auch wenn das Unternehmen bis dato noch keine Aussagen darüber trifft, wann mit einem fertigen Produkt zu rechnen ist.

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