Broadcast, Top-Story: 14.03.2006

HDinside: HD für den Massenmarkt

Der Verleiher Wellen+Nöthen und der TV-Dienstleister Wige Television haben mit HDinside ein neues Rental-Unternehmen gegründet, das Produkte für Studioproduktionen, Außenübertragungen, Postproduktion und digitale Cinematographie in HD bietet. www.film-tv-video.de sprach mit Wellen+Nöthen-Geschäftsführer Peter Nöthen über die Hintergründe der Firmengründung. (PDF-Download der druckfrendlichen Version am Ende des Textes).

HDinside hat große Pläne: Das neue Rental-Unternehmen mit Sitz in Köln möchte umfassenden Verleih in der Produktion, Postproduktion und Außenübertragung bieten. Dafür hat HDinside im großen Stil in HD-Equipment investiert. Das neue Rental-Haus geht davon aus, dass die Nachfrage nach HD in den kommenden zwei Jahren in Deutschland stark wachsen und schon bei der Fußball-WM einen ersten Höhepunkt erreichen werde. Auch den deutschen Verleihmarkt schätzt HDinside-Geschäftsführer Peter Nöthen positiv ein und glaubt an weiteres Wachstum: »Hier setzt sich immer mehr durch, was in vielen anderen Ländern längst die Regel ist: nämlich für jede Produktion exakt das Equipment anzumieten, das benötigt wird, um so erheblich flexibler agieren zu können«.

Auch Josef Nehl, Vorstand bei der Wige Media AG, ist der Meinung, dass der Mietmarkt wachsen werde — schon allein deshalb, weil die Zumietung von Equipment einem TV- Dienstleister helfe, schnell und kostengünstig auf unterschiedlichste Anforderungen reagieren zu können.

Ob solche Trends tatsächlich für einen Aufschwung im Mietmarkt sorgen, wird im Markt allerdings durchaus kontrovers diskutiert. Im Gespräch mit www.film-tv-video.de ging Peter Nöthen auf solche Einwände ein und erläuterte die Hintergründe und die weiteren Pläne von HDinside.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Wige?

Peter Nöthen: Wige ist seit langem Kunde bei Wellen+Nöthen, und wir haben viele Gespräche darüber geführt, ob und welche Schnittstellen wir haben und ob wir überhaupt Wettbewerber sind. Wenn Wellen+Nöthen als Verleiher auftritt, betreiben wir beispielsweise kein Personal- und auch kein Dienstleistungsgeschäft, das mit Personalvermietung zu tun hätte. Wir machen auch keine Produktionen, benötigen aber letztlich das gleiche technische Equipment wie Wige, die als Dienstleister agiert. Aus dieser Einsicht heraus kam es zu dieser »gebündelten Investition«, die sich sehr gut über die neu gegründete Firma HDinside darstellen lässt.

Gibt es tatsächlich Raum für einen weiteren HD-Verleiher in Deutschland oder wird mit dem Markteintritt von HDinside nicht eher ein harter Verdrängungswettbewerb einsetzen?

Peter Nöthen: Wir hätten diesen Schritt sicher nicht getan, wenn wir nicht daran glauben würden, dass es Platz für einen weiteren Verleiher gibt.

Aber wir gehen ja einen Schritt weiter mit HDinside: Die meisten Verleiher in unserem Umfeld bieten EB-Equipment an, etwa Sonys 900er- oder 750er-Camcorder. Wir decken diesen Bereich zwar auch ab, werden uns aber zusätzlich auf den Außenübertragungs-Bereich konzentrieren und etwa ganze LDK-6000er-Studiokamerazüge bieten, dazu Fujinon-Box-Optiken, EVS-Harddiskrecorder für den Slomo-Bereich, 2-Ebenen-Bildmischer und so weiter. Ein so umfassendes Angebot deckt aus unserer Sicht derzeit kein Verleiher in Deutschland ab.

Kann man mit HD mehr Geld verdienen oder werden sich die Vermietpreise für HD-Equipment rasch an die von SD-Equipment angleichen?

Peter Nöthen: Ich gehe davon aus, dass sich die Preise angleichen werden. Ich glaube aber auch, dass man ohne den Schritt nach HD im Rental-Markt in Zukunft gar kein Geld mehr verdienen wird.

Wie schnell wird diese Situation eintreten?

Peter Nöthen: Das ist natürlich nicht so einfach zu sagen, aber ich denke, dass sich der Markt in den kommenden zwei Jahren massiv in Richtung HD bewegen wird. Das zeichnet sich für uns schon jetzt ab, wenn man die ersten Anfragen und Aufträge von HDinside verfolgt.

Können Sie das noch etwas konkreter ausführen?

Peter Nöthen: Zum einen gibt es mit ProSieben und mit Premiere schon jetzt HD-Kanäle in Deutschland – und wenn die Zuschauer diese Sender in HD endlich auch auf breiterer Basis empfangen können, werden im Bereich Sport und Musik mehr und mehr Produktionen in HD stattfinden — das ist absehbar. Das gleiche läuft derzeit auch im Doku-Sektor, auch dort wird mehr HD-Technik nachgefragt. Warum ich mich jedoch gerade auf zwei Jahre festlege, liegt auch in der technischen Entwicklung begründet: Wir wissen, dass mit XDCAM HD von Sony ein Format kommen wird, das günstiges HD erlaubt, es gibt schon jetzt die HDV-Camcorder, die erfolgreich am Markt platziert werden, und es wird mit Infinity von Grass Valley ein komplettes neues HD-Line-Up geben, das den Kunden und Produzenten nur wenige Möglichkeiten lässt, nicht auf HD umzuschwenken. Aus diesen Gründen glaube ich, dass die nächsten zwei Jahre der Umstiegszeitraum auf HD markieren werden.

In welchen Bereichen will sich HDinside am deutlichsten von anderen Verleihern unterscheiden?

Peter Nöthen: HDinside bietet einen Verleih-Pool, den es in dieser Form in Deutschland nicht gibt, denn er deckt von der EB-Aufzeichnung über die AÜ-Produktionen bis hin zur Postproduktion und zur mobilen Regie alles im HD-Standard ab. Ob die anderen Verleiher hier nachziehen und ebenfalls in diesem Umfang investieren werden, weiß ich nicht.

Gehen Sie davon aus, dass mit der weiteren Verbreitung von HD ganz generell das Rentalgeschäft wachsen wird? Werden mehr Leute HD leihen statt es zu kaufen?

Peter Nöthen: In bestimmten Marktsegmenten wird das der Fall sein, etwa dort, wo statt auf Film auf HD aufgezeichnet wird — denn im Filmbereich war es immer schon üblich, Equipment zu mieten, statt es zu kaufen. Wo wohl auch mehr gemietet werden wird, ist im Bereich der Studio- und der AÜ-Produktion. Ü-Wagen waren früher immer mit voller Kamerazahl bestückt, aber diese Investitionen gibt der Markt meiner Meinung nach heutzutage nicht mehr her. Deshalb werden Spitzenanforderungen zunehmend über Mietgeräte abgewickelt werden. Das ist in England so und auch in Amerika. Deutschland ist hier vielleicht etwas langsamer. Ich vergleiche das jedoch immer gern mit dem Automobilbereich: Auch da wird heute immer gemietet statt gekauft – und diese Bereiche zeigen uns, wie’s geht.

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T_0306_HDinside.pdf