Branche: 06.09.2012

Set-Report: F65-Produktion »Luvbot«

Im August fanden in München die Dreharbeiten für den dritten Teil der »Bot Trilogy« von Regisseur Ben Elia und DoP Philippe Ros statt — produziert von Martin Kreitl. Die Trilogie ist unter anderem als Referenzprojekt für den Einsatz der F65 von Sony mit den Summilux-C-Objektiven von Leica konzipiert und soll die neuen Möglichkeiten der 4K-Produktion mit dieser Kombination ausloten und zeigen. film-tv-video.de war am Set und stattete den Dreharbeiten zu diesem »erotischen Science Fiction« einen Besuch ab.

Drei Tage für drei Minuten Film drehte das Team um DoP Philippe Ros und Ben Elia in München für den dritten Teil der »Bot«-Trilogie in den Studios von FGV Schmidle in München. Das zeigt schon, dass die Produktionsbedingungen dieses F65-Tests eher an Werbefilmen oder Spielfilmen orientiert sind und jedes Detail bis ins Kleinste geplant wurde.

Die Produktion mit der F65 kennt das Team schon von »Ecobot« und »Citibot«, in Hollywood wurde zudem gerade der erste Kinofilm mit dieser Kamera gedreht, »After Earth« unter der Regie von M. Night Shyamalan. Auch in Deutschland wurde schon verschiedentlich mit der F65 gedreht. Dennoch betrat das Team um Kameramann Philippe Ros und Regisseur Ben Elia mit »Luvbot« wieder Neuland, denn wie in den ersten Teilen der Bot-Trilogie, ging es darum, die Eigenschaften der Sony F65 unter extremen Bedingungen auszuloten und zu erforschen.

Produzent Martin Kreitl hat ein Faible für neue Technologien, das hat er seit seiner Mitarbeit an »Gone Underground« im Jahre 2001 immer wieder bewiesen: Mit Sonys HDW-F900 wurden damals in Deutschland neue Wege beschritten, nun folgt mit der F65 ein ähnlicher Schritt: »Wir realisieren hier ein sehr interessantes Projekt im Schnittfeld von Technik und Gestaltung, das durchaus Referenzcharakter hat. Unabhängig davon wird in Deutschland ja keineswegs alle Tage etwas in 4K produziert, was natürlich einen zusätzlichen Reiz ausmacht.«

»Ecobot« hatte die Auflösung von detailreichen Szenen zum Gegenstand, der zweite Teil »Citibot« Nachtaufnahmen mit wenig Licht in den Straßen von Paris. Im dritten Teil »Luvbot« standen nun Großaufnahmen und Hauttöne im Mittelpunkt.

Das Set für die Aufnahmen zu »Luvbot« bestand aus einem weißen runden Bett in einer hellen, weißen Umgebung. Die Geschichte um das Liebesspiel zweier Frauen spielt vollständig in diesem Set. In diesem Umfeld schöne Hauttöne zu reproduzieren, hatte sich das Team zur Aufgabe gemacht.

DoP Philippe Ros ist technikbegeistert. Im Gespräch mit ihm ist sofort zu spüren, dass hier kein Skeptiker sitzt, sondern jemand, der Spaß daran hat, neue Technologien zu nutzen und der kein »Opfer« des digitalen Zeitalters werden will, wie er es selbst sagt. Er hat sich schon lange vor dem Dreh intensive Gedanken über die zu nutzende Gammakurve und den Farbraum der Kamera gemacht. Das De-Bayering bezeichnet er als den Schlüssel, um das Potenzial der Kamera zu entfesseln. Ebenso hebt er hervor, dass ein wichtiges Element für das Grading darin liege, den ACES-Farbraum zu verwenden um die Farbdetails, die die Kamera aufzeichnet, optimal nutzen zu können.

In der Mittagspause zeigte er einen Rohschnitt von »Citibot« und erklärte, dass er bei den Dreharbeiten zu diesem Teil der Trilogie nur eine 200-W-HMI-Leuchte und zwei kleine LED-Handlampen im Einsatz hatte. Phillipe Ros zeigt sich begeistert vom Kontrastumfang der Kamera und konstatiert, dass mit der richtigen Gammakurve auf jeden Fall mehr möglich sei, als die von Sony angekündigten 14 Blenden. Man müsse allerdings noch etwas an der Peripherie und der Verarbeitung der Daten arbeiten, um das Optimum aus den Raw-Dateien herauszuholen. In einer komplett digitalen Verarbeitungskette sieht Philippe Ros, der seine ersten digitalen Erfahrungen in der Postproduktion mit Telecine und Grading machte, eine große Chance. Durch die intensive Vorbereitungen des Drehs kann er bereits am Set verschiedene Grading-Presets ausprobieren. Welche am Ende für den fertigen Film verwendet werden, müssen die weiteren Erfahrungen erst zeigen, »und genau dafür sind Projekte wie dieses gut geeignet«, erläutert Ros.

Insgesamt interessiert Philippe Ros weniger die maximale Auflösung — für ihn sind die Vorbereitungen und die Produktionskette entscheidend. »Die künstlerische Entscheidung sollte die Technologie leiten — und nicht umgekehrt«, fasst er zusammen. An der Sony F65 schätzt er besonders, dass es wirklich einfach sei, damit zu arbeiten: Die Freiheit am Set unbelastet kreativ arbeiten zu können, ohne sich hier mit der Technologie beschäftigen zu müssen, schätzt Philippe Ros ganz besonders.

Regisseur Ben Elia zeigte sich begeistert von den bisherigen Ergebnissen und freut sich über das hohe Maß an Kontrolle, das man am Set habe, um die Gestaltung steuern zu können. Eine Auflösung von 4K ändere für ihn nicht viel, außer dass er sich noch genauer um die Details des Bildes kümmern müsse, bilanziert Elia.

Martin Kreitl sieht mittlerweile bei der digitalen Filmproduktion nicht wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund, sondern konstatiert einen Qualitätsvorteil, wenn man die gesamte Produktionskette betrachte.

Weitere Infos geben die Gesprächspartner im eingebundenen Video.

Blick hinter die Kulissen und kurze Statements von Philippe Ros, Ben Elia und Martin Kreitl. Sorry für den schlechten Ton: Ursprünglich war gar kein Video vorgesehen, also wurde das Material dann »aus der Hüfte« geschossen. Dann gab es bei der Aufnahme technische Probleme und keine Chance zur Wiederholung — aber die Redaktion hat sich entschieden, allen Interessierten die Eindrücke vom Set und die Infos der Beteiligten nicht vorzuenthalten.

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