Audio, Postproduction, Test, Top-Story: 26.06.2008

Audio-Sequencer: Ableton Live 7

Mit der Software Live hat die Berliner Firma Ableton einen umfassenden Sequencer für den Live-Betrieb entwickelt.

Neben dem Arrangier-Fenster, das dem eines klassischen Audioprogramms wie Cubase oder Logic entspricht, gibt es bei Live auch ein Session-Fenster, innerhalb dessen Audioclips und Midi-Loops in Bänke geladen und dann per Mausklick schrittweise abgespielt und gestoppt werden können. Gleichzeitig kann das dadurch live im Session-Fenster abgespielte Arrangement im Arrangier-Fenster aufgenommen werden.

Das Arrangier-Fenster wiederum beinhaltet einen vollwertigen Sequencer, mit Audioschnitt- und Midi-Funktionen. Letztere wurden in Live 7 erheblich verbessert, so dass man hier wirklich ein vollwertiges Set an Werkzeugen zur Verfügung hat.

Neben dem Handbuch gibt es in Live Bedienhinweise auch direkt im Programm: schriftliche Anleitungen zu verschiedenen Arbeitsschritten können in einem eigenen Fenster angezeigt werden.

Beim Import einer Videodatei in Live wird die Audiospur automatisch in den Sequencer eingefügt. Die Videodatei kann dann wie eine Audiodatei angepasst und verschoben werden. Allerdings gibt es keine Thumbnails, die eine Orientierung in der Spuransicht erleichtern würden. Die Aufnahme von Audiodateien kann entweder direkt in das Sequencer-Fenster oder als Clip in die Session-Ansicht erfolgen.

Die Oberfläche ist in einem klaren Ein-Fenster-Design aufgebaut. Verschiedene Funktionsfenster sind als Register angeordnet und lassen sich auch nicht aus dem Verbund lösen. Zwar gibt es keinen Take-Manager, aber ein Session-Slot kann im beschränkten Rahmen dazu umfunktioniert werden, denn jeder Slot kann mit einer Aufnahme belegt und dann im Live-Schnitt in der gewünschten Schnittfolge in die Session eingespielt werden. Nur über die Länge einer Aufnahme hat man im Session-Slot keine Übersicht. Markierungen lassen sich einfach per Tastendruck setzen.

Der Name ist bei Live Konzept: Prinzipiell laufen alle Operationen in Echtzeit ab. Grenzen setzen hier natürlich die Rechnergeschwindigkeit und andere Hardware, sowie die Menge der Effekte und Spuren.

Die im Videoschnitt recht häufig benötigte Funktion Time-Stretching steht im Audiofenster zur Verfügung: Zwar funktioniert das etwas unkonventionell über den Warp Marker, die neue Länge ist aber in Echtzeit in der Arrangement-Ansicht zu sehen und im laufenden Betrieb auch zu hören. Über Warp Marker lässt sich ein automatisches Andocken von Audiosequenzen an Videomarker realisieren.

Für die grafische Analyse von Audiodateien steht neben der Pegelanzeige eine Spektralansicht zur Verfügung. Die Blenden erfolgen nur über die Automation oder einen Crossfade-Regler. Einen grafischen Blenden-Editor gibt es nicht.

Für das Bearbeiten, Teilen und Erstellen von Loops gibt es umfangreiche Funktionalität — und auch hierbei läuft alles in Echtzeit ab. Viele der bereitstehenden Effekte sind natürlich an der Musikproduktion orientiert und dienen eher der Verfremdung, außerdem gibt es kaum Presets, die spezifisch auf die Bedürfnisse der Audio-for-Video-Produktion ausgerichtet wären, etwa um O-Töne oder Sprachaufnahmen zu optimieren. Ein Gund-Setup hierfür muss man sich also selbst zusammenstellen.

Der Halleffekt ist einfach, aber funktional. Dem Gesamtkonzept der Software entsprechend, werden die Effekte immer in Echtzeit auf ganze Spuren angewendet. Hierbei stehen alle gängigen und notwendigen Filter sowie Gates und Master-Effekte, ein 8fach-EQ mit Cut- und Shell-Presets, ergänzt durch diverse andere EQs bereit. Ein Saturator erlaubt es, ausgewählte Frequenzbereiche anzureichern, so dass die Dateien satter und lauter klingen. Spezielle Effekte für Audio-Cleaning gibt es nicht.

Der Mischer ist einfach, aber professionell. Er ist auf das Mischen von Stereodateien beschränkt, bietet also keine Surround-Funktionalität. Die Automations-Dateien der Session werden beim Verschieben eines Clips automatisch übernommen. Die Ausstattung für das Erstellen von midi-basierenden Kompositionen in der Suite ist sehr beeindruckend. Der Sampler mit der Essential Instrument Collection aus 15 GB Sounds bietet alles – von Rock über Jazz bis hin zu klassischen Instrumenten. Die Session Drums sind gleich mit 28 GB realistischen Drum Sounds bestückt. Dazu gibt es eine elektronische Drum-Machine, einen virtuellen analogen Synthesizer für 80er-Feeling, ein E-Piano und einen Synthesizer, der den Klang von Instrumenten nachahmt. Das einzige, was der Software in puncto Midi fehlt, ist das Arbeiten mit und die Ausgabe von Notationen.

Fazit

Live 7 bietet gerade bei der Audiobearbeitung und den Effekten nicht den Leistungsumfang eines Programms wie Logic, dafür ist es wesentlich einfacher in der Bedienung und stellt dank der umfangreichen Software-Instrumente und Loops in der Suite ein intuitiveres Werkzeug zum Arrangieren und Experimentieren dar, als die anderen Softwares im Test. Die Möglichkeiten, die das experimentelle Triggern von Loops bietet, sind wirklich eindrucksvoll. Für den Dialogschnitt ist Live sehr gut geeignet, allerdings fehlt ein echter Take-Manager. Für das Audio-Cleaning benötigt man auf jeden Fall noch ein anderes Programm, dass aber über Rewire eingebunden werden kann.

Weitere Infos

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Am Ende jeder Seite des Sequencer-Specials steht eine Übersichtstabelle mit den Eckdaten aller sieben getesteten Sequenzer zum Download bereit.

Downloads zum Artikel:

T_0608_Audiosequencer.pdf

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