Audio, Postproduction, Test, Top-Story: 26.06.2008

Audio-Sequencer: Magix Samplitude 10

Magix ist im Consumer-Bereich bekannt durch sein Programm Videomaker und bedient mit dem Programm Samplitude auch den Profibereich. Die Software ist nun in der Version 10 verfügbar und bietet zahlreiche Funktionen für das Vertonen von Video- und Filmdateien.

Programme aus der Samplitude-Familie bietet Magix derzeit in sechs Varianten an. Eine davon heißt Sequoia, die anderen tragen den Namen Samplitude mit unterschiedlichen Zusätzen. film-tv-video.de hat die Version Samplitude Pro getestet.

Das zentrale Arrangier-Fenster des Magix-Programms Samplitude Pro 10 verfügt über Schaltflächen, mit denen sich weitere Fenster als Überlagerung aufrufen und auch schnell wieder ausblenden lassen. So hat man immer schnellen Zugriff auf alle wichtigen Fenster, ohne hierfür eigene Presets oder Layouts einrichten zu müssen.

Den direkten Austausch mit professionellen Schnittprogrammen hat Magix nicht integriert, allerdings gibt es eine indirekte Anbindung über AAC-Export an Magix Video Deluxe, ein Programm, das bei der Pro-Version gleich mitgeliefert wird. Weitere Austauschformate beherrscht Samplitude Pro 10 jedoch nicht.

Alle gängigen Quicktime-, MPEG-, WMV– und AVI-Videodateien lassen sich importieren, beim Export ist Samplitude aber auf AVI beschränkt. Hierbei kann das jeweilige Projekt als Audiodatei in eine externe Videodatei eingerechnet werden. Umgekehrt lässt sich die Audiospur einer Videodatei in das Arrangier-Fenster importieren. Bei der Darstellung des Videos können keine Szenenschnitte automatisch festgelegt werden, der Beginn der Videospur lässt sich aber mittels numerischer Eingabe des Timecodes ausgewählen. Neben allen klassischen Frameraten gibt es ebenso Feet- und Frame-Angaben für 16- und 35-mm-Film. Zur korrekten Synchronisation können Beats, Marker, oder Timecodes verwendet werden und mittels »Lock to Time«-Funktion bleiben Clips an der richtigen Stelle erhalten.

Verschiedene Aufnahmen können über den Objekt-Editor farblich markiert werden. Der Objekt-Editor ist eine Eigenheit von Samplitude, in dem alle Eigenschaften, also etwa Filter, Blenden und alles, was mit einer Datei zusammenhängt, zentral angesehen und bearbeitet werden können. Das macht das Arbeiten mit Samplitude besonders übersichtlich. Im Objekt-Editor kann auch Time-Stretching vollzogen werden, allerdings geht das zur besseren Orientierung auch mit einem Werkzeug im Arrangier-Fenster. Mit Elastic Audio werden Audiodateien wie Midi-Dateien bearbeitet und das, ohne das Programm verlassen zu müssen. Dazu gibt es einen Take Manager und einen Take Composer. Damit lassen sich verschiedene Takes kombinieren und parallel zum restlichen Arrangement anhören.

Die Analyse-Tools für Audiodateien sind vielfältig, so gibt es Messinstrumente für den durchschnittlichen Pegel, ein Oszilloskop und ein Spektogramm, das sich farblich und technisch vielfältig einstellen lässt. Außerdem ist auch ein FFT-Filter mit Frequenzanalyse vorhanden.

Der Blenden-Editor befindet sich ebenfalls im Objekt-Editor und kann mit Presets und eigenen Kurven eingestellt werden. Der Crossfade-Editor bietet ein komfortables Bearbeitungsfenster mit einfacher Bedienung. Der Audomischer ist trotz der Funktionsdichte übersichtlich und die 5.1-Surround-Mischung ist grafisch hervorragend gelöst.

Samplitude unterscheidet zwischen Echtzeit– und Offline-Effekten, die erst berechnet werden müssen. Die klare Benennung der Effekte erleichtert für den Einsteiger vielfach die Orientierung. Die Effekte sind clip-bezogen, wie in einem Videoschnittprogramm, einige können aber auf Wunsch auch spurbezogen eingesetzt werden.

Die schiere Zahl der Effekte ist eindrucksvoll und auch die Qualität ist überzeugend. Dazu gibt es jeweils eine große Anzahl an Presets, die den Einstieg erheblich erleichtern. Die Simulation verschiedener Raumklangvariationen überzeugte die Tester ebenso, wie dass man im FFT-Filter das Frequenzband mittel Stiftwerkzeug einfach einzeichnen kann.

Somit stehen zahlreiche Effekte und Funktionen für das Aufbereiten von Audiodateien bereit. In der »Cleaning and Restoration«-Suite, die für rund 150 Euro als Erweiterung verfügbar ist, gibt es zusätzlich De-Clicker, De-Clipper, De-Noiser und einen Brilliance Enhancer. Im Spectral-Cleaning-Filter kann direkt in der Spektralansicht gearbeitet werden. Bei einem Grundpreis von rund 1.000 Euro für Samplitude Pro hätte Magix diese Funktionen der Erweiterung aber aus Sicht der Tester gleich ins Basispaket integrieren müssen.

Für das Mastering ist mit mehreren Kompressoren und EQ-Filtern mit vielen Presets ausreichend Funktionalität vorhanden. Dazu gibt es auch die Simulation eines wärmeren Röhren-Sounds, den man allerdings sehr vorsichtig handhaben sollte, da er schnell über das Ziel hinausschießt.

Es gibt in Samplitude keinen Loop-Browser, nur einen Datei-Browser. Das Erstellen und Zerhacken von Loops ist mit Remix-Agent zwar recht gut gelöst, allerdings erfordert es häufigen Wechsel des Bearbeitungsfensters. In puncto Midi-Bearbeitung hat Samplitude mittlerweile gut nachgerüstet, bei den Software-Instrumenten ist die Ausstattung in Anbetracht des Preises allerdings etwas dürftig. Mit dem Sampler und dem Drum-Sythesizer Robota Pro bietet es gerade mal eine Grundausstattung. Robota Pro ist achtstimmig mit virtueller Klangerzeugung. Die Einstellungsoptionen sind umfangreich und die Drumkit-Presets erleichtern die Bedienung. Zusätzlich können VSTI-Instrumente verwendet werden.

Die neue Sampler-Workstation Independence LE ist inklusive einer 4 GB großen professionellen Sound Library zur Erzeugung authentisch klingender Instrumente integriert und bietet einen Grundstock an Instrumenten. Darüber hinaus ist für rund 300 Euro das Upgrade auf die Vollversion mit einer 18 GB großen Instrumentenbibliothek möglich. Diese beinhaltet dann auch die Möglichkeit, eigene Audiodaten zu importieren.

Leider fehlt dem Programm die beeindruckende Loop-Bibliothek des kleinen Verwandten Music Maker. Magix bietet aber für rund 30 Euro interessante Loop-Sammlungen unter dem Namen SoundPool an.

Weitere Versionen

Die kleinste Variante der Software, Samplitude SE basiert noch auf der Vorversion Samplitude 9. Die weiteren vier Samplitude-Varianten basieren alle auf Version 10 und unterscheiden sich vor allem durch die Zahl der Spuren und Effekte. Alle können Videodateien wiedergeben.

Samplitude Master bietet nur vier Spuren und ein spezielles Mastering-Programm ohne Midi-Editoren. Die Cleaning- und Restauration-Suite gibt es nur bei Samplitude Master und optional für die hier getestete Pro-Version. In Samplitude Pro stehen 999 Spuren in einer Auflösung von 386 kHz und 32 Bit zur Verfügung, außerdem ist das Tempo beliebig einstellbar. Zudem beherrscht diese Software-Variante auch 5.1 Audio für Surround-Sound.

Die genauen Unterschiede der einzelnen Software-Versionen erläutert der Hersteller auf der Website http://www.samplitude.de.

Fazit

Magix Samplitude 10 bietet für den PC die besten Features zum Bearbeiten und Aufbessern von Audiomaterial — angefangen bei den Schnittfunktionen bis hin zu Elastic Audio, einer Funktion, die bei den anderen Programmen auf dem PC erst durch das Melodyne Plug-In nachgerüstet werden muss. Zudem sind Handhabung und die Oberfläche von Samplitude der eines Videoschnittprogramms am ähnlichsten. Die Ausstattung an Software-Instrumenten und Loops ist angesichts des Preises allerdings zu dürftig.

Weitere Infos

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Am Ende jeder Seite des Sequencer-Specials steht eine Übersichtstabelle mit den Eckdaten aller sieben getesteten Sequenzer zum Download bereit.

Downloads zum Artikel:

T_0608_Audiosequencer.pdf

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