Film, Kino, Top-Story: 10.02.2001

Kino im Jahr 2000: Schwelle zum Wandel

Ob und wie schnell Digital Cinema in Deutschland Realität wird, hängt nicht zuletzt von der Situation der Kinobetreiber ab. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die Jahresbilanz der FFA: Kino-Einspielergebnisse des Jahres 2000, ein Überblick zur aktuellen Marktsituation der Kinos in Deutschland.

»Das Kino ist viel besser als sein Ruf,« meint Rolf Bähr, Vorstand der Filmförderungsanstalt (FFA) und Herr über 122 Millionen Mark Fördergeld. So konnte sich Bähr bei der Bekanntgabe der Kinobilanz 2000 über 152,5 Mio. Kinozuschauer freuen (plus 3,5 Mio. gegenüber dem Vorjahr).

Aber wegen der um knapp 20 % gestiegenen Zahl der Filmstarts sank der Besucherdurchschnitt pro Film. Schaut man nur auf den deutschen Film, dann wird klar, dass im abgelaufenen Jahr der Publikumsrenner fehlte: trotz fünf Besuchermillionären (die Top 3: »Anatomie« mit 2,01 Mio., »Harte Jungs« mit 1,67 Mio., »Crazy« mit 1,47 Mio. Besuchern) sank der Marktanteil inländischer Produktionen von 14 auf 12,5 %.

Der Umsatz an der Kinokasse stieg um 2 % von 1,581 auf 1,613 Milliarden Mark. Deutlich und noch einmal gewachsen ist dabei die Dominanz der Multiplex-Kinos. Sie konnten mit 712,9 Millionen Mark 44,2 % des Gesamtbetrags auf sich verbuchen, was einen Zuwachs der Multiplex-Umsätze um 17,1 % bedeutet. Im Osten der Republik liegt der Umsatzanteil der Multiplexe mit 47,2 % besonders hoch.

Vor allem die neuen, erst 1999 und 2000 eröffneten Multiplex-Kinos zugen die Zuschauer an: 17 von 61 Millionen der Multiplex-Besucher besuchten die neueren Kinos. 448 neu erbaute Kinosäle bereicherten im Jahr 2000 das Angebot, im Vorjahr waren es 357 gewesen. Dass 206 der neuen Säle auf 24 Multiplex-Kinos fallen, deutet darauf hin, dass die Großkinos in den Metropolen an Wettbewerbsgrenzen stoßen und dass viel kleinere Kinos ihre Kapazitäten erweitern.

Das Ende der Vorstellung war im Jahr 2000 für 316 Säle erreicht: 20,6 % mehr Kinoschließungen gegenüber der Vorjahreszahl mit 262. Hauptgrund für Schließungen ist dabei laut FFA weniger die Konkurrenz durch die Multiplex-Kinos: Oft liegt der ruinöse Besucherschwund daran, dass die Betreiber in kleineren Orten bei der Modernisierung gegen etwa gleich große örtliche Wettbewerber in Verzug geraten waren.

Angesichts des»tiefgreifenden Strukturwandels« sieht FFA-Vorstand Bähr die Kinoszene in einer »schwierigen Umbruchphase«. Um den künftigen Kinobesucher und seine Interessen besser kennen zu lernen und Perspektiven für notwendige Wandlungen zu entwickeln, wurde die GfK-Erhebung »Filminhalte und Zielgruppen« erstellt, die beim FFA bestellt werden kann (auch online). Dies könnte der Anfang einer Standortbestimmung des Kinos in digitalen Zeiten und dem sich dadurch wandelnden Wettbewerbsumfeld sein.