Branche: 23.04.2001

NAB2001: George Lucas will nie mehr auf Film drehen

Im Rahmen der Sony-Pressekonferenz trat der amerikanische Spielfilm-Regisseur George Lucas als Anwender der 24P-Produktion auf. Dabei sagte er einen bemerkenswerten Satz: »Ich denke ich kann soviel sicher sagen: Ich werde wahrscheinlich nie wieder einen Film auf Film drehen.«

George Lucas gilt schon seit etlichen Jahren als Verfechter der digitalen Filmproduktion und setzte schon bei seinem vierten Star-Wars-Teil, der »Episode 1« auch einen HD-Camcorder ein. Der so durchgeführte Test unter realistischen Bedingungen verlief zur Zufriedenheit des Science-Fiction-Spezialisten und so entschloss er sich, Teil 5 der Star-Wars-Reihe, die »Episode 2« komplett digital in HD zu drehen und nachzubearbeiten. Nun hat Lucas schon einen Teil der Dreharbeiten zu diesem jüngsten Projekt hinter sich und äußerte sich sehr positiv zum digitalen Produzieren, auch bei der Aufnahme.

Die Aussagen von Lucas gipfelten in dem Satz: »I think I can safely say, that I will probably never ever shoot another film — on film.« Selbst in dieser knackigen Aussage verstand es Lucas, durch eine Kunstpause nach »another film«, seinen vielen Fans im Publikum den Atem stocken zu lassen und wohl auch deshalb fiel der aufbrandende Applaus am Ende dieses Satzes um so kräftiger aus.

Neben seinem zugespitzten Statement führte Lucas aber auch etliche Argumente auf, die ihn zu dieser Ankündigung bewogen haben und er verglich den Schritt zur digitalen Aufnahme mit dem Schritt zum digitalen Editing: Wer einmal digital und nonlinear geschnitten habe, so Lucas, der wolle nicht mehr zum klassischen Filmschnitt zurück, weil ihm plötzlich so viele neue Möglichkeiten zur Verfügung stünden.

Das Signal, das man im Auftritt und im Kernsatz des NAB-Besuchs von George Lucas sehen kann, kann man als Verfechter und Anhänger des klassischen, chemischen Films leicht relativieren, in dem man auf das Genre hinweist: Bei einem Spielfilm, in dem es kaum eine Szene gibt, die nicht in der Postproduktion massiv verändert, mit Effekten und Korrekturen versehen, sowie aus vielen unterschiedlich produzierten Teilen kombiniert wird, kann es durchaus sinnvoll sein, alles gleich digital zu produzieren. Das dann in dieser Argumentationskette folgende »Aber« lässt Lucas durchaus gelten: »Ich will niemanden bekehren, aber für mich sind die Vorteile der Digitaltechnik schon jetzt so groß, dass meine Entscheidung klar ist.«

Damit deckt sich auch eine Sichtweise, die von Sony-Offiziellen immer wieder zu hören ist: Der Kinobereich ist Sony wichtig und HD wird hier langfristig auf immer breiterer Basis eingesetzt werden. Aber der eigentlich wichtige Bereich ist, besonders in den USA, zunächst der TV-Bereich. Und so prognostizierte der Chef von Sony Broadcast USA, dass schon in einem Jahr die Hälfte aller Primetime-TV-Produktionen in den USA nicht nur in HD, sondern in 24P hergestellt würden.

Aber so wie sich Lucas mit dem »wahrscheinlich« in seiner Aussage ein Türchen offen ließ, so lässt sich auch die Definition von »Primetime« nachträglich anpassen, falls die Prognose nicht eintrifft. Dennoch: Gesagt ist gesagt und George Lucas wird die Hintertür sicher nur im Notfall benutzen. Das sieht nicht gut aus für Kodak.

Empfehlungen der Redaktion:

02.06.2005 – Star-Wars-Premiere in Berlin mit digitaler Projektion
12.05.2005 – Star Wars: Digital Cinema Master mit Digital-Vision-System bearbeitet
22.03.2005 – Star Wars: Mit HDCAM SR und Fujinon-Objektiven in die letzte Runde
16.05.2003 – Starwars: HDCAM SR und Fujinon-Objektive
23.11.2006 – Wahrscheinlich niemals wieder
12.05.2009 – George Lucas dreht mit der Sony F35 in Europa