Branche: 14.09.2003

IBC2003: Panasonic zeigt nächste Stufe der Solid-State-Produktentwicklung: P2

Zur NAB überraschte Panasonic mit ersten Prototypen einer neuen Camcorder-Generation auf Speicherchip-Basis. In Amsterdam gibt es nun die ersten Geräte der P2-Produktpalette zu sehen, mit denen Panasonic den Wechsel von ENG zu ING einläuten will, dem »IT-based News Gathering«.

Das Speichermedium von Panasonics Speicherchip-Konzept für den Akquisitionsbereich hat einen neuen Namen erhalten: P2, was als Kürzel für Professional Plug-In Card steht. Panasonic zeigt zur IBC2003 schon erste, konkretere Gerätekonzepte, als das zur NAB2003 möglich war. Außerdem stellte das Unternehmen in Aussicht, dass schon in naher Zukunft 32-GB-SD-Speicherchips zur Verfügung stehen werden, von denen dann vier in einer P2-Card stecken. Das ergibt eine Gesamtkapazität von 128 GB. Das würde ausreichen, um mehr als zwei Stunden im DVCPROHD-Format auf zu zeichnen.

Mit diesen und anderen Informationen warb Yoshihiko Yamada, Vizepräsident der Matsushita AVC Company und neuer Direktor der Systems Business Group für das Panasonic-Konzept.

Während der Pressekonferenz gab Panasonic zunächst einen Überblick der Unternehmensentwicklung und wies darauf hin, dass der Umstrukturierungsprozess in der europäischen Organisation nun abgeschlossen sei. Auch auf personeller Ebene hat es Veränderungen gegeben: So zog sich Edward Valentine Taylor, bis dato Managing Director bei Panasonic Broadcast Europe, von seiner Position zurück.

Auch in der obersten Unternehmensspitze gab es einen Wechsel: Katsuhiro Yamamoto, Vice President Systems Business Group AVC/Matsushita und somit weltweit Chef von Panasonic Broadcast, ging in Pension. Ihm folgt Yoshihiko Yamada nach, der aus dem IT-Bereich von Matsushita kommt. Mit seiner Berufung will Panasonic offenbar auch ein Zeichen setzen und verdeutlichen, welchen Stellenwert IT nun auch im AVC-Unternehmensbereich hat.

Das zeigt sich unter anderem auch in der Kurzbezeichnung, die Panasonic für die neuen Geräte auf Festspeicher-Basis geschaffen hat. Sie lautet ING, was bei Panasonic für »IT-based News Gathering« steht. ING wird aus Sicht von Panasonic die Arbeitsabläufe in der Akquisition nachhaltig beeinflussen. Yoshihiko Yamada fasste das unter anderem so zusammen: »Wir betrachten Video nicht länger als Video, sondern als Daten.«

»Mit ING haben wir ein echtes IT-Frontend im Produktionsprozess« sagt Robert Pascher, Manager European Broadcast Marketing und ergänzt: »Das ist ein fundamentaler Technologiesprung, der dem Broadcaster enormes Einsparpotenzial bietet.«

Zentrales Element der neuen ING-Produkte sind Solid-State-Speichermedien, also SD-Cards, von denen Panasonic vier Stück in einem PCMCIA-Gehäuse unterbringt und P2-Card nennt. Eine 4-GB-Karte, die heute schon Realität ist, kann 18 Minuten DVCPRO-Material aufzeichnen.

Während der Pressekonferenz hob Panasonic mehrfach darauf ab, dass durch das SD-Aufzeichnungsmedium und die DV/DVCPRO-basierende Kodierung ein klarer Migrationspfad vorgegeben sei und mit der Verfügbarkeit größerer Speichermedien eben auch Aufzeichnungen von DVCPROHD-Material mit 100 Mbps möglich sein werden. Für die Archivierung sieht Panasonic dagegen die Optical Disc auf Blu-Ray-Basis vor und glaubt, dass dieses Speichermedium hier seine Vorteile wie etwa höhere Speicherkapazität besser ausnutzen kann.

Etliche andere Hersteller und Kunden teilen Panasonics Auffassung, dass in in der neuen Solid-State-Technologie sehr viel Potenzial steckt. So wird neben Thomson auch Avid die Solid State Technologie unterstützen und mit David Krall von Avid und Patrick Montliaud waren hochrangige Vertreter dieser Unternehmen als Gäste zur Panasonic-Pressekonferenz gekommen.

Konkret sollen Avid-Systeme wie Newscutter Adrenaline FX System und Newscutter XP Mobile Software das Material, das auf den P2-Cards gespeichert ist, direkt wiedergeben und auch bearbeiten können, ohne dass hierfür zusätzlich digitalisiert oder konvertiert werden müsste. Der Datenaustausch wird dabei mit Hilfe eines MXF-Wrappers stattfinden.

Auf Kundenseite werden die Broadcaster ZDF und MDR aus Deutschland, TF1 aus Frankreich, ITN, BBC und Reuters sowie die Sogecable Group als Panasonic-Partner bei der Entwicklung der Solid-State-Produkte beratend zur Seite stehen.

Aus der Sicht des neuen Panasonic-Broadcast-Chefs Yoshihiko Yamada werden die Entwicklungen im Consumer-Bereich auch die Profitechnik beflügeln, etwa durch immer billiger werdende Speichermedien mit höheren Speicherkapazitäten. Nicht zuletzt dadurch würden sich die neuen Produkte der ING-Serie zu einem extrem günstigen Akquisitionssystem mit vielen Workflow-Verbesserungen entwickeln können, so Yamada.

Die ersten Seriengeräte will Panasonic zur NAB2004 zeigen und unmittelbar im Anschluss daran ausliefern. Zunächst geplant sind ein Camcorder, ein Laptop-Editor, ein Deck und ein Drive.

Der Camcorder (P2 CAM) soll Slots für fünf P2-Cards bieten und damit bis zu 90 Minuten DVCPRO-Material aufzeichnen können. Der Camcorder soll weiter mit 2/3-Zoll-IT-CCD-Chips mit 600.000 Pixel bestückt sein und I/Os für SDI und IEEE-1394 bieten. Weiter soll der Camcorder mit einem 3,5-Zoll-Monitor bestückt sein und USB 2 unterstüzen. Die P2-Cards selbst sind »hot swappable«, so Panasonic, lassen sich also auch im laufenden Betrieb austauschen. Der Camcorder speichert die Daten auf den Karten laut Panasonic mit einem MXF-Wrapper, es sollte also mit MXF-fähigen Systemen keine Probleme beim Datenaustausch und der Weiterverarbeitung geben.

Das P2 Deck, das Panasonic ankündigt, soll Slots für fünf P2-Cards und ähnliche Interfaces bieten wie ein traditionellerRecorder. Auch On-Air-Transmission vom Ü-Wagen aus soll damit möglich sein. Clip-Management und einfache Playlisten-Funktionalität sollen die P2-Decks ebenso bieten, wie die Möglichkeit, ein DVD-RAM/R-Drive einzubauen, etwa um Material darauf zu archivieren. Das P2 Deck soll die Verbindung schaffen zwischen ING und klassischen Broadcast-Infrastrukturen.

Das geplante P2 Drive soll mit fünf Card-Readern/Writern bestückt sein und USB 2 als Schnittstelle unterstützen. Das P2-Laufwerk kann aus Panasonic-Sicht eines der Tools sein, um ING-Equipment mit Newsroom-Stationen zu verlinken. Die Notwendigkeit zu digitalisieren entfällt, das Material steht unmittelbar für den File-Transfer, also das »Senden«, und fürs Editing zur Verfügung.

Der P2 Editor ist ein Laptop-Editor auf Basis der Panasonic-Toughbook-Laptops. Er soll zwei P2-Card-Slots bieten, mit einer Panasonic-Editing-Software bestückt sein und sich optional mit einem Jog-Pad und Audio-Fader-Pult ergänzen lassen. Das Digitalisieren des Materials entfällt beim Editing mit dem P2 Editor. Archivieren lassen sich Rohmaterial und fertige Produktion nach den Plänen direkt mit dem Laptop auf DVD-RAM.