HDV-Camcorder von Sony mit CF-Card-Dockrecorder
Kurz vor der Broadcast-Messe Interbee in Japan gibt Sony genauere Informationen zu den neuen HDV-Camcordern mit Wechseloptik bekannt und überrascht mit einem andockbaren Speicherkarten-Recorder für diese beiden Geräte. Die Redaktion von film-tv-video.de hatte die Möglichkeit, die Geräte zu sehen und einige wenige Grundfunktionen kurz auszuprobieren.
Während der IBC2007 hatte Sony Designmodelle eines neuen Schulter- und eines Handheld-Camcorders im HDV-Format gezeigt (siehe IBC-Meldung und IBC-Videoreport). Nun, kurz vor der japanischen Broadcast-Messe Interbee, kann Sony auch schon erste funktionsfähige Muster präsentieren und gibt weitere Detailinfos bekannt. Der Clou: Bei beiden Camcordern gehört ein andockbarer Speicherkarten-Recorder zum Lieferumfang. Der kompakte Flash-Recorder arbeitet mit handelsüblichen CompactFlash-Speicherkarten (CF) und speichert darauf Bild und Ton im HDV- oder DV/DVCAM-Dateiformat. Der CF-Recorder kann in verschiedenen Modi parallel zum Bandlaufwerk genutzt werden, so soll es etwa möglich sein, in HD auf Kassette und in SD auf die Speicherkarte zu schreiben — oder umgekehrt. Auch viele weitere Betriebsarten kündigt Sony an.
Damit verschärft Sony den Druck in einem Segment, in dem bisher Panasonics HVX200 (Test hier) allein auf weiter Flur stand. Als erster Camcorder war der HVX200 auf professionellem Niveau mit Band- und Speicherkartenaufzeichnung im gleichen Gerät angetreten. Mit dem Camcorder PMW-EX1 (Test hier) hat Sony nun einen reinen Flashcard-Camcorder im Format XDCAM EX dagegen gesetzt und drängt nun zusätzlich mit den beiden Multiformat- und Dual-Drive-Camcordern auf HDV-Niveau in diesen Bereich — die überdies mehr Nutzungsmöglichkeiten für die beiden parallel nutzbaren Laufwerke versprechen.
Mit dem Wechselobjektiv-Anschluss und dem Schulter-Camcorder nimmt Sony auch den Konkurrenten JVC ins Visier. Anders als die kompakten Schulter-Camcorder von JVC soll Sonys Schulter-Camcorder auch große Kassetten verarbeiten und anders als die für den GY-HD251 (Einzeltest hier) angebotenen Objektive bieten die Zeiss-Optiken, die Sony mitliefert, auch Autofokus und eine optische Bildstabilisierung.
Nun haben die neuen Sony-Camcorder, die jeweils mit einem Zeiss-Wechselobjektiv ausgeliefert werden, auch einen Namen: Der Handheld-Camcorder heißt HVR-Z7E und soll rund 6.100 Euro kosten, den Schulter-Camcorder nennt Sony HVR-S270E, er soll für etwa 8.000 Euro in den Handel gehen (Netto-Listenpreise). Die beiden Camcorder zeichnen im HDV-Modus ein 1.080i-Signal auf, Sony weist aber schon in der Beschriftung der Geräte darauf hin, dass die Geräte auch progressive Aufzeichnung beherrschen. Sony merkt an, dass die neuen Geräte keine bestehenden Camcorder-Modelle ablösen, die HDV-Camcorder HVR-Z1 (Test hier) und V1 (Test hier) soll es ebenso weiter geben, wie den DVCAM-Camcorder DSR-250 (Test hier). Die Auslieferung der neuen Geräte soll laut Sony ab Februar 2008 beginnen.
CF-Card-Recorder
Die Besonderheit und jüngste Überraschung, die Sony bei den beiden neuen HDV-Camcordern aufbietet, ist zweifellos der anflanschbare CF-Card-Recorder, den Sony beiden Camcordern ohne Aufpreis beilegt. Er lässt sich beim Handheld-Camcorder auf der Rückseite, beim Schulter-Camcorder seitlich montieren und macht aus den Band-Camcordern Hybrid-Geräte, die sowohl auf Band wie auf Festspeicherkarten aufzeichnen können.
Das kleine, sehr leichte Dock-Laufwerk wird aus dem Camcorder-Akku mitversorgt und kann komplett kabellos mit einem Handgriff angeschlossen werden. Mit einem zusätzlichen Adapter, der ebenfalls beiliegt, wird aber aus dem Dock-Recorder bei Bedarf auch im Handumdrehen ein separat nutzbarer Player, der mit eigenem Akku oder über ein Netzgerät betrieben werden kann und via IEEE-1394-Schnittstelle (i.Link) digitale Videosignale ausgibt. Klassische Laufwerktasten auf dem Gehäuse machen die Bedienung im Stand-Alone-Betrieb simpel.
Die Software des CF-Recorders ist vergleichbar mit der des Sony-Diskrecorders DR-60 (Testbericht hier). Wie beim Diskrecorder wird es mit dem CF-Card-Recorder laut Sony möglich sein, HDV-Files (.m2t) oder DV/DVCAM-Files (.avi/.dv) aufzuzeichnen. Dabei kann nach Herstellerangaben parallel zum Band auf die CF-Karte aufgezeichnet werden und es ist auch möglich, Material von Band auf die CF-Karte oder umgekehrt zu kopieren. Auch soll es möglich sein, auf einem Medium in HD und auf dem anderen in SD aufzunehmen. Ebenfalls integriert: Ein Modus in dem das Band durchgehend läuft und auf Knopfdruck der CF-Recorder parallel dazu gestartet und wieder gestoppt werden werden. Loop-Recording soll im Zusammenspiel zwischen Speicherkarte und Bandlaufwerk ebenfalls realisiert sein.
Der Transfer der DV/HDV-Files soll nach Sony-Lesart mittels handlesüblicher Card-Reader erfolgen — die Daten werden dann über die USB-Schnittstelle in den Rechner übertragen. Im Unterschied zum Festspeicher-Camcorder PMW-EX1, der mit SxS-Medien arbeitet, dauert der Datentransfer von der CF-Card in den Rechner deutlich länger. Gibt Sony für die SxS-Card an, dass man Bild und Ton zehnfach schneller als in Echtzeit übertragen könne, so wird das mit CF-Karten wohl nicht annähernd erreichbar sein. Immerhin: Prinzipiell funktioniert die Übertragung, das zeigte schon ein erster Funktionstest mit einem Prototypen in der Redaktion von film-tv-video.de: Es konnte problemlos mit dem Camcorder auf die Karte aufgenommen und das Material dann auf einen redaktionseigenen Rechner transferiert werden.
Momentan gibt es noch einen Haken bei der Weiterverarbeitung der gespeicherten Daten: Die .m2t-Dateien kann keines der im Profibereich populären Schnittsysteme direkt verarbeiten. Das soll sich aber schon mit der kommenden Version von Apples Final Cut Pro ändern.
Warum Sony beim Z7 und S270 CF-Karten als Speichermedium zum Einsatz kommen, erklärt Kanta Yamamoto, B&I Product Marketing Leader bei Sony, so: CF-Karten sind weit verbreitet, preisgünstig zu haben und bieten ausreichend Speicherkapazität um sinnvoll in HDV arbeiten zu können. Außerdem ist für deren Nutzung weder allerneuestes Computer-Equipment erforderlich, noch sind spezielle Geräte vonnöten: Multi-Card-Reader sind günstig zu haben, alles was man braucht, ist ein USB-Anschluss.
Wie das Dual-Drive-Konzept bei den Endkunden ankommt und wie es genutzt wird, bleibt abzuwarten — aber da jeder Käufer des Z7 und des S270 automatisch den CF-Recorder mitbekommt, werden ihn die meisten wohl auch ausprobieren und sich vielleicht damit anfreunden.
Sensoren, Objektive, Gemeinsamkeiten
Beide Camcorder sind mit drei CMOS-Sensoren von Sony bestückt, die ganz neu entwickelt wurden und deutlich verbesserte Lowlight-Eigenschaften mit geringem Bildrauschen verbinden sollen. Laut Senior Product Planning Manager Koichi Minegishi wurden dabei Technologien des Exmor-Sensors, wie er im Festspeicher-Camcorder EX1 verwendet wurde, mit Technologien der ClearVid-Senoren verknüpft, wie sie der V1 nutzt. Es handelt sich bei den 1/3-Zoll-Sensoren der beiden CMOS-Camcorder demnach um eine eigene Baureihe. Vor den Sensoren sitzt bei beiden Geräten ein 1/3-Zoll-Objektiv von Zeiss. Im Innenleben identisch, unterscheiden sich die Objektive des Handheld- und des Schulter-Camcorders durch die Position des Handgriffs: Beim Handheld ist der Griff nach hinten versetzt. Rein mechanisch passt das Objektiv des Schulter-Camcorders auch am Handheld-Camcorder — umgekehrt funktioniert der Tausch trotz des identischen Bajonett-Anschlusses nicht, weil der Griff des Handheld-Objektivs nicht am Gehäuse des Schulter-Camcorders vorbeipasst. Der Austausch der beiden Objektivvarianten ist aus Sony-Sicht ohnehin nicht zu empfehlen, weil die Griffposition speziell auf den den jeweiligen Camcorder-Typ abgestimmt sei.
Andere 1/3-Zoll-Objektive, wie sie etwa Canon und Fujinon im Programm haben, lassen sich laut Sony direkt montieren. Während aber die Zeiss-Objektive direkt über ins Objektiv integrierte Kontakte kabellos elektrische Verbindung zum Camcorder aufnehmen, müssen andere Objektive per Kabel mit Spannung und Steuersignalen versorgt werden. Buchsen hierfür sind an beiden Camcordern vorhanden.
Sony merkt weiter an, dass es via Adapter auch möglich sei, 2/3-Zoll-Objektive mit den Camcordern zu nutzen, ebenso auch die Alpha-Objektive der Sony-Digital-Spiegelreflexkameras. Außerdem plant Sony auch, zusätzlich zum mitgelieferten Standard-Objektiv später optional ein Weitwinkel-Objektiv für die Camcorder anzubieten.
Bei den Funktionen weisen die beiden Camcorder viele Parallelen zum Z1 auf und sind etwa auch mit den bei Sony »Picture Profile« genannten Voreinstellungen und Speichermöglichkeiten für Geräteparameter ausgerüstet. Um diese dauerhaft speichern und austauschen zu können, verfügen die Camcorder auch über Memory-Stick-Duo-Laufwerke.
Die aus dem V1 bekannte Zeitlupenfunktion soll in deutlich verbesserter Form auch im Z7 und S270 bereitstehen.
HVR-Z7E
Der Handheld-Camcorder HVR-Z7E bietet laut Hersteller alle Funktionen, die man vom Z1 her kennt, er ist aber zusätzlich noch mit etlichen weiteren Features ausgerüstet. Unter anderem ist der Camcorder statt mit bisher zwei, nun mit drei ND-Filtern bestückt, die wie im Profibreich üblich, über ein Rad und nicht über einen Schieber in den Strahlengang geschwenkt werden. Ins Display lässt sich eine Mini-Wasserwage einblenden, die wie eine Stativlibelle die Ausrichtung zur Horizontlinie anzeigt. Außerdem hat Sony den Mikrofonhalter optimiert, er lässt sich jetzt auch ohne Werkzeug öffnen und schließen. Ebenfalls neu: Um Platz für Objektivzubehör wie etwa eine voluminösere Mattebox zu schaffen, kann der vordere Zubehörschuh mit wenigen Handgriffen entfernt werden und und somit steht oberhalb des Objektivs bei Bedarf mehr Raum zur Verfügung. Auch gibt es ein zweites Gewinde im hinteren Teil des Griffs, an dem sich entweder direkt, oder über einen beiliegenden zweiten Montageschuh, Zubehör am Camcorder befestigen lässt.
In den senkrecht angeordneten, von hinten zugänglichen Kassettenschacht des Z7 passen Mini-DV-Kassetten.
Wie beim Z1 stehen auch beim Z7 diverse Picture Profiles zur Verfügung, die sich individuell einstellen und auf einem Memory Stick Duo speichern oder davon laden lassen. Sony hat nach eigenen Aussagen diverse Profiles schon angelegt, eines davon, um den Look des weit verbreiteten DSR-PD170 (Vergleichstest, Einzeltest) zu generieren. Ein weiteres Picture Profile soll sich am HDCAM-Look orientieren — im Rahmen der Möglichkeiten von HDV. Diverse Assign-Tasten hält der Camcorder ebenso vor.
Wie der Z1 verfügt auch der Z7 über ein Display, das oben am Haltegriff ausklappbar befestigt ist. Es lässt sich parallel oder alternativ zum optischen Sucher betreiben. XLR-Buchsen für den Anschluss externer Tonquellen sind vorhanden, der Handheld-Camcorder kann zwei Audiokanäle verarbeiten.
Ein HD-SDI-Ausgang fehlt dem Z7, er kann nur mit HDMI und HDV über IEEE-1394 als digitalen HD-Ausgängen aufwarten.
Bei den Akkus bleibt Sony kompatibel zum Z1 und zum PD170, es lassen sich die gleichen Spannungsquellen verwenden. Als Gewicht gibt Sony rund 2,7 kg für den betriebsbereiten Camcorder an. Insgesamt ist der Z7 etwas frontlastig.
HVR-S270E
Der neue HDV-Schultercamcorder unterscheidet sich vom Handheld neben der Bauform durch den HD-SDI-Ausgang und durch die Möglichkeit, vier Audiokanäle aufzeichnen zu können. Von der Funktionalität ist er ansonsten gleich ausgestattet. Der S270 ist außerdem der erste HDV-Camcorder, der auch große DV-Kassetten nutzen kann.
Eine Besonderheit des Schultercamcorders ist der Sucher, der parallel als klassischer Sucher und als Ausklapp-Display genutzt werden kann. Das Display kann hochgeklappt und dann unabhängig vom Sucher gedreht und geneigt werden. Das ist äußerst flexibel, erlaubt die Nutzung im Schulterbetrieb, parallel zum Sucher, auch in ungewöhnlichen Camcorder-Positionen. So kann etwa während der Kameramann von der Schulter dreht und in den Sucher blickt, ein vor der Kamera stehender Kommentator ein Kontrollbild sehen.
Das betriebsbereite Gewicht des S270E gibt Sony mit rund 5,4 kg an.
HVR-M35
Parallel zu den beiden Camcordern will Sony auch einen passenden neuen Recorder einführen: den HVR-M35 mit HD-SDI-Ausgang. Ein neuer HDV-Recorder im Sony-Programm ist auch deshalb notwendig, weil die bisherigen HDV-Recorder von Sony keine vier Audiokanäle verarbeiten können. Der neue Recorder soll von der Funktionalität und auch vom Preis her zwischen dem HVR-M25 (Test) und dem HVR-1500 (Test) liegen. Die Maschine soll in DV, DVCAM und HDV (1.080i) aufzeichnen können. Diese Formate wird der Recorder ebenso wiedergeben können, wie 720p-Material mit 24, 25 und 30 fps sowie Material der Canon-HDV-Camcorder, das in 24F und 25F aufgenommen wurde. Dabei gibt der Recorder kein gewandeltes Bildsignal aus, sondern ein nativ progressives Signal, wenn sich ein solches auf der Kassette befindet. Ausgeben lässt sich progressives Material aber nur über die Analogausgänge.