Branche, Top-Story: 06.11.2009

Gegenwart trifft Zukunft: »Hands on HD«

Bereits zum siebten Mal fand in Hannover »Hands on HD« statt: Nordmedia und Band Pro Munich organisierten die Veranstaltung, bei der sich in diesem Jahr 300 Teilnehmer und Mitarbeiter aus der Film- und Fernsehwelt mit verschiedenen Aspekten von High Definition beschäftigten.

Wie in den vergangenen Jahren hatten die Veranstalter Nordmedia und Band Pro die Workshops bei »Hands on HD« in die beiden Teilbereiche Kamera und Postproduktion unterteilt. In gerätespezifischen Gruppen wurden die Teilnehmer von internationalen und nationalen Experten mit den Eigenschaften von ganz unterschiedlichem Equipment vertraut gemacht. Vor Ort waren unter anderem Professor Uli Plank von der HBK Braunschweig, der französische Digital Image Technician und Kameramann Philippe Ros, der englische Kameramann Geoff Boyle – der kürzlich noch Thomas Janes Mystery-Thriller »The Dark Country« in 3D und das in Deutschland sehr populäre TV-Feature »Wallander« drehte. Er sagt: »Hands on HD ist ein Event, das in seiner Form einzigartig ist. So viele unterschiedliche Systeme und Sets an einem Ort gibt es nur hier«. Als Location für die Workshops und Tagungen dienten der dänische und der ehemalige britische Pavillon, in dem 2003 der preisgekrönte Fernseh-Zweiteiler »Im Schatten der Macht« vor aufwändig ausgestatteten Szenenbildern im Stil der siebziger Jahre gedreht wurde.

Nicht minder aufwändig waren die unterschiedlichen Kamera-Sets in der 2.000 qm großen Halle, die den Teilnehmern bei ihren praktischen Übungen zur Verfügung standen. Geschult und gedreht wurde an und mit aktuellen Modellen von Panasonic (P2HD), Sony (F23, F35 sowie die XDCAM– und HDCAM-Reihe), Arri (D21), Silicon Imaging (SI-2K), Ikegami und der Red One. Zu den Inhalten der Kameraklassen zählten unter anderem Themen wie Menüstruktur, Workflow, Messtechnik und Zubehör. Als eines der Highlights stand ein aufwändig inszenierter Nachtdreh auf dem ehemaligen Expo-Gelände auf dem Lehrplan. An zahlreichen eingerichteten Kamera-Sets testeten die Teilnehmer unter erschwerten Bedingungen die unterschiedlichen Systeme auf ihre Vor- und Nachteile. Eine besondere Herausforderung war die spektakuläre Show eines Feuerschluckers, die in tiefschwarzer Nacht ohne weiteres Licht-Equipment gefilmt werden musste.

Die dabei entstandenen Bilder und weiteres Material der Kameraklassen nutzte die Postproduktion für ihre Übungen. Unter der Leitung von Michael Radek wurden die Teilnehmer in kleinen Gruppen an unterschiedlichen Systemen geschult und die verschiedenen Funktionsweisen in der Praxis angewendet. Themen wie Kompressionscodes, Color Grading und HD-Formate wie 720P, 1080i, 1080p standen in den Workshops ebenso im Fokus wie das Erlernen der Weiterverarbeitung von HD-Material der unterschiedlichen Kameratypen. Das Hauptaugenmerk lag dabei ganz klar auf dem digitalen Workflow und dem vernetzten Arbeiten. Bei der Weiterverarbeitung des Filmmaterials griffen die Teilnehmer auf modernste Technik zurück. So waren die Schnittplätze unter anderem ausgestattet mit Apple Final Cut, DVS Clipster, Nucoda sowie Avid und Adobe. Durch die räumliche Nähe im ehemaligen britischen Pavillon hatten Kameraleute und die Postproduktion jederzeit Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und den Dialog zum Hersteller und zu Fachleuten zu suchen, was im täglichen Produktionsablauf nicht möglich ist. »Bei Hands on HD arbeitet die Branche aus unterschiedlichen Departments für eine Woche eng zusammen, steht im Dialog und gibt sich gegenseitig Tipps. So was ist in der Branche einmalig«, meint Volker Kersbaum, European Product Manager bei Panasonic und Leiter der Panasonic P2 HD Kameraklasse.

Das immer populärer werdende Thema 3D stand auch bei »Hands on HD« 2009 im Fokus. Unter der Federführung von P+S Technik leitete der 3D-Experte Alaric Hamacher von Virtual Experience eine zwölfköpfige Klasse. Neben den Basics der Stereoskopie thematisierte Hamacher verschiedene 3D-Rigs und den optimalen Workflow zwischen Akquise und Postproduktion. Selbstgedrehtes und in der Post bearbeitetes Material wurde gesichtet, verarbeitet und diskutiert. Relevante Bestandteile waren dabei das 3D-Grading und Bildkorrekturen sowie die Bearbeitung von 3D-Parametern.

Ein neues Angebot war in diesem Jahr der sogenannte X-Over Tag – damit reagierten die Macher auf die Wünsche vieler Teilnehmer, unabhängig von der gewählten Kameraklasse die verschiedenen Kamerasysteme ausprobieren zu können. An den Sets standen die vorhandenen Kameratypen mit der jeweiligen Klassenleitung für Hands-on-Verfügung. Kreatives Arbeiten am Set, verschiedene Programmierungen in unterschiedlichen Lichtsituationen, Kurzfilmerstellung, praktischer Umgang mit Messtechnik und Zubehör sowie das Durchlaufen des digitalen Workflows lauteten die Themen, in denen die Teilnehmer erste Erfahrungen mit verschiedenen Kamera-Settings, -Typen und -Formaten sammeln konnten. »Verschiedene Kamerasysteme mit ihren spezifischen Anforderungen ausgiebig ausprobieren und unbeschwert erste Erkenntnisse sammeln, das gibt es nur bei Hands on HD. Dank unserer Erfahrung können wir den Teilnehmern mit Rat und Tat zur Seite stehen und Tipps zu Settings und Workflow geben«, so X-Over-Class-Dozent Philippe Ros.

Die »Hands on HD«-Tagungstage waren auch in diesem Jahr wieder sehr gefragt. Schwerpunkte waren die Digitalisierung der deutschen Medienlandschaft, digitale Distribution und HDTV in Deutschland. Gerhard Bergfried gab eine Übersicht über die Digitalisierungstendenzen beim Fernsehen und deren Konsequenzen. Kim Ludolf Koch, Geschäftsführer Cineplex Deutschland, referierte über digitales Kino und das immer stärker wachsende Thema 3D in deutschen Lichtspielhäusern. Die Verbreitungswege und die Meilensteine zur Einführung von HDTV in Deutschland zeigte Carine Lea Chardon, Geschäftsführerin Deutsche TV-Plattform, auf. Einblicke über den im Jahr 2010 anstehenden HD-Regelbetrieb und die HD-Produktion des ZDFs gab Tobias Schwahn. Der Systemingenieur erläuterte die Infrastruktur und Technik sowie das Sendeformat der Öffentlich-Rechtlichen. »9 x HD« hieß es im Vortrag von Helge Sauré (siehe Videoreport darüber). Der Geschäftsführer von Studio Hamburg Synchron und Postproduction hat mit seinem Team neun Kamerasysteme unterschiedlicher Hersteller unter die Lupe genommen und präsentierte den Zuhörern aus Produktion und Regie einen umfassenden Bild-Vergleichstest, der mittels 4K-Beamer gezeigt wurde. Weitere Themen waren unter anderem HD-Video im Internet, Blu-ray-Authoring, die Gestaltung bei 3D-Filmproduktionen und die Stereo-Bilddarstellung.