Unternehmen: 26.03.2002

Quantel gibt Gas

Von manchen Kritikern und Skeptikern schon abgeschrieben und totgesagt, gibt Quantel zur NAB2002 richtig Gas und stellt große Neuheiten in allen Bereichen seiner Produktpalette vor: Neben neuen Server-Systemen gibt es auch bei Broadcast-Grafik und Postproduction grundlegend neue Produkte, die wesentlich günstiger sind als alles, was man bisher von Quantel kannte. Sogar Quantel-Software für Windows-PCs wird es geben, darunter auch eine neue Version der legendären Paintbox.

Drei Jahre schon entwickelt Quantel an den grundlegenden Technologien für die neue Produktlinie, die der britische Hersteller generationQ getauft hat. Nun ist es so weit und Quantel kann eine komplett neue Hard- und Software-Produktgeneration zeigen. Nun wird klar, dass iQ nur der erste Schritt eines grundlegenden Wandels in der Produktstrategie von Quantel war. iQ, ein offenes, weil teilweise windows-basiertes System aus Hard- und Software von Quantel, bleibt das Top-End-System für HD- und Film-Postproduction, das zu Preisen zwischen 300.000 und 800.000 Dollar selbst mit Auflösungen von 2K teilweise noch Echtzeitfunktionen bietet. Darunter siedelt Quantel nun das neue System eQ an, das als sehr leistungsfähiges, offenes SD-Postproduction-System aus Hard- und Software von Quantel konzipiert ist, aber zu Preisen von 175.000 bis 200.000 Dollar auch HD-Funktionalität bietet. Darunter kommt die reine Software-Lösung QEffects, die 12.000 Dollar kosten soll und auf Windows-PCs läuft.

Alle Systeme teilen die gleiche Benutzeroberfläche, bieten generell auch das gleiche Toolset und arbeiten mit einem identischen Projekt-Format. Unterschiede bestehen in der Arbeitsgeschwindigkeit und der jeweils maximal in Echtzeit verarbeitbaren Auflösung. iQ ist schon verfügbar und wird zur NAB2002 mit aktualisierter Software und weiteren Verbesserungen gezeigt, eQ ist laut Hersteller ebenfalls sofort verfügbar. Die Software-Only-Lösung soll ab Sommer 2002 erhältlich sein.

Auch im Bereich Broadcast-Grafik hat Quantel Neues zu bieten: gQ ist ein völlig neues Grafiksystem, das für 120.000 bis 150.000 Dollar Echtzeit-HD-Funktionalität bieten soll, aber wie die anderen neuen Systeme auch parallel mit unterschiedlichsten Auflösungen arbeiten kann. Zur Geschwindigkeit des Systems: gQ rendert Effekte und Keys in HD-Sequenzen laut Quantel 60 Mal schneller als Hal. Neben weiteren Funktionen enthält gQ eine grundlegend neue Version von Paintbox. Diese gründlich renovierte Paintbox-Software arbeitet vektorbasiert und bietet zahlreiche zusätzliche Funktionen, wie etwa den Zugriff auf jedes Objekt in jedem Layer zu jedem Zeitpunkt der Bearbeitung. Trotzdem hat die in gQ integrierte Paintbox aber laut Hersteller immer noch den »Look and Feel« der Paintbox, die Generationen von Videografik-Designern schätzen. Auch von Paintbox Inc, wie die neue Version heißt, soll es ab Sommer 2002 für 12.000 Dollar eine Software-Only-Version für Windows-PCs geben: QPaintbox. Hier sieht Quantel einen Markt für Entwicklung-, Konzept- und Scribble aber auch für die Anpassung von Standard-Grafiken durch Journalisten oder Assistenten auf der Basis von Templates, die ein Grafiker an gQ erstellt hat.

Bei den Servern hat Quantel ebenfalls eine generationQ mit grundlegend veränderter Technik vorzuweisen: Hi-Res- und Low-Res-Material sowie Metadaten-Verwaltung sind nun in einem skalierbaren Server namens sQServer vereinigt. Von Standard-Windows-PCs aus kann das Material im Browse-Modus gesichtet und per Storyboard-Editing mit QCut roh geschnitten werden. Für anspruchsvollere Bearbeitung gibt es Qedit, das gleiche Edit-Tool, das die Systeme iQ und eQ aufweisen. Weil Editing-Jobs auf dem Server mehr Leistung erfordern, als sie Standard-PCs bieten können, hat Quantel ein PCI-Board entwickelt, das diese Anforderungen erfüllt. Die Edit-Stationen mit diesem PCI-Board sind Windows-PCs, die Quantel als Komplettsystem liefert. Als Clou integriert: Voice-Over ist direkt an diesem Editing-PC möglich. Auch im Server-Bereich ist Quantel aber offen für die Verknüpfung mit anderen Softwares für Archivierung, Content-Management und vieles andere. Selbstredend lassen sich gQ, eQ und iQ in die Server-Installationen auf Basis von sQServer integrieren.

Insgesamt meldet sich Quantel damit eindrucksvoll im Markt zurück, hat nun auf einen Schlag eine sehr fortschrittliche, ziemlich schlüssige Produktpalette im Angebot. Nach einer Übergangsphase, in der auch die bisher angebotenen Systeme wie Editbox noch weiterentwickelt werden (die nächste Version der Editbox-Software ist fest geplant), sollen die generationQ-Produkte die alten Linien ablösen. Noch bietet schließlich Editbox mehr Effektmöglichkeiten als QEffect, kann aber kein HD und die neue Software wird auch dank weiterer Plug-Ins wohl rasch aufholen.