Messe: 14.04.2011

NAB2011: Begriffs-Recycling — alte Wörter für neue Geräte

Die IT-Branche hat es vorgemacht, und jetzt scheint auch in der Video- und Broadcast-Branche die babylonische Sprachverwirrung stattzufinden. Betrachtungen zu vielen schlauen Wörtern und noch mehr heißer Luft.

Wenn man früher von einem Recorder sprach, dann war das in aller Regel ein bandbasiertes Gerät, das mit Kassetten gefüttert wurde. Hinten stöpselte man Audio- und Videokabel ein, und vorne gab es ein paar Bedientasten. Und heute? Naja, da kann ein Recorder beispielsweise aussehen wie ein Handy und per integriertem Touchscreen bedient werden. Es kann aber auch ein Stück Software sein, das man aufruft, wenn man am Computer ein TV-Programm mitschneiden will. Recorder können bandlos sein, arbeiten mit Speicherkarten oder anderen Wechselmedien, mit eingebautem Festspeicher oder integrierter Festplatte ― oder mit allem davon. Andere Recorder nutzen zwar Band, nehmen aber im Grunde gar keine Videosignale auf, sondern sind letztlich LTO-Datenlaufwerke, die vielleicht auch noch ein bisschen Videofunktionalität bieten. Oder es sind einzelne Kanäle eines Mehrkanal-Servers, die gerade auf Aufnahme geschaltet sind. Und das sind nur ein paar wenige Varianten dessen, was man heute unter einem Recorder verstehen kann.

Ist das erstmal geklärt, sind aber noch zahllose Fragen offen, denn manche Recorder werden über Video- oder AV-Buchsen gefüttert, andere dagegen über IT-Schnittstellen, bei wieder anderen geht beides. Und es stehen dafür zahllose Raster und Signalvarianten zur Verfügung. Dürfen es Raw-Daten sein, oder lieber RGB? Wie wär’s mit YPrPb in 4:2:2? Welche Dateiformate sind denn mit dem Gerät möglich?

Was also ist ein Recorder? Selbst so simple Fragen wie diese sind heute mitunter nicht mehr rasch zu klären. So stellt sich die Frage: Braucht die Branche neue Begriffe? Oder sind wir im Begriff, in einer Branche, die letztlich von der Kommunikation lebt, uns in hochgestochenen, aber stets diffusen Umschreibungen zu verlieren. Vielleicht sollte man sich ab und zu in Erinnerung rufen, dass die wirkliche Kunst darin besteht, schwierige Sachverhalte leicht verständlich zu erklären  — und nicht umgekehrt. Dann klappt es auch wieder besser mit der Kommunikation. 

Anzeige: