Branche, Broadcast, Live, Report, Top-Story, eSports: 27.03.2015

E-Sports live: Finalrunde von »League of Legends«

TV Skyline produzierte für den US-Spielehersteller Riot Games die Weltmeisterschaften der internationalen Computerspiel-Liga »League of Legends« in Asien. Für die aufwändige E-Sports-Produktion baute der Mainzer TV-Dienstleister zwei mobile Regien und reiste mit diesen Flight Packs nach Asien, um dort an verschiedenen Spielorten die Endrunde der Liga mit großem Aufwand zu produzieren.

»League of Legends« ist ein Online-Strategiespiel, bei dem zwei Teams aus jeweils fünf Spielern gegeneinander antreten. Riot Games hat dieses Spiel entwickelt und gemeinsam mit den beiden E-Sport-Ligen ESL und MLG (Major League Gaming), die »League Championship Series« gegründet. Dabei finden weltweit Turniere statt, in denen jeweils zwei Teams innerhalb von »League of Legends« direkt und live gegeneinander spielen. Diese Turniere werden vom US-Spieleentwickler Riot Games im Internet per Streaming verbreitet.

Die Live-Übertragung dieser Wettbewerbe läuft mittlerweile ähnlich aufwändig ab, wie man das in Euro­pa im Fußballbereich auf Champions-League-Niveau kennt. Der deutsche TV-Dienstleister TV Skyline aus Mainz wurde schon mehrfach von PA Production Associates / Riot Games mit der technischen Umsetzung der Live-Übertragung beauftragt und hat schon viele der Wettbewerbe produziert. Seit 2012 wird TV Skyline exklusiv mit der Umsetzung aller großen Veranstaltungen außerhalb Nordamerikas beauftragt.

Ende vergangenen Jahres stand für den Dienstleister nun ein weiteres Highlight an: Die Produktion der Finalrunde in Asien. Dafür hatte der Spielentwickler Riot Games bei TV Skyline Flight-Pack-Systeme für die Produktion an verschiedenen Spiel­orten in Asien angefragt.

Mobile Regien: Bau in Rekordzeit

Schnell war klar, dass diese Produktion aufgrund des engen zeitlichen Rahmens und der Entfernung zwischen den Venues nur umsetzbar war, wenn zwei Flight Packs gebaut würden. Mitte Juni kam vom Kunden der konkrete Auftrag hierfür.

Von da an standen zwei Monate für Planung, Realisierung und Inbetriebnahme der Flight Packs zur Verfügung.

»Wir hatten den Anspruch, dass die Flight Packs unserem Ü-Wagen-Flaggschiff Ü7 in puncto Komfort, Leistung und Ausstattung in nichts nachstehen sollten. Deshalb war von Anfang an klar, dass sie hochwertige Bildmischer und Kreuzschienen bieten sollten. Die Anforderungen an Signalannahmen und -abgaben sowie an die Audio­anbindung waren enorm«, resümiert TV-Skyline-Geschäftsführer Robert Kis.

»Aus der Erfahrung mit dem Ü7 entschieden wir uns daher wieder für eine Hybrid-Kreuzschiene Sirius 830 von Snell und den Bildmischer Kahuna 360 mit Maverik-Panel. Die Steuerung über redundante VSM-Server stand für uns ebenfalls außer Frage – hierüber steuern wir Multiviewer, Bildmischer, Video­kreuzschiene, Tally, UMDs, Tonkreuzschien und Pult«, erläutert Robert Kis die zentralen Komponenten der Flight Packs.

Unter der Leitung des Technischen Betriebsleiters Laurent Schiltz wurde das Projekt geplant und umgesetzt. Den Bau der Cases und der Spezial-­Regietische vergab TV Skyline an einen Subunternehmer, doch alle anderen Arbeiten realisierte der Mainzer Dienstleister selbst.

Es war das erste Mal, dass TV Skyline gewissermaßen als sein eigener Systemintegrator arbeitete. »Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen, was wohl auch daran lag, dass wir natürlich bis ins kleinste Detail wussten, wie wir die Cases gebaut und verkabelt haben wollten. Wir empfanden es als großen Vorteil, die Produktionserfahrungen und Anforderungen von Anfang an in ein solches Projekt einfließen zu lassen«, bilanziert Robert Kis.

Flight Packs: Technische Besonderheiten

Einer der Grundgedanken bei der Konzeption der Flight Packs war es, den Komfort und die Möglichkeiten, die ein Ü-Wagen üblicherweise bietet, in eine mobile Regie zu packen. Die Flight Packs wurden so gebaut, dass die Technik und der Produktions- und Bildkontrollbereich von einander getrennt werden können. Das eröffnet den Vorteil, flexibler auf örtliche Begebenheiten eingehen zu können und etwa laute Technik-Racks separat zu platzieren, so dass sie ideal gekühlt werden können und der Lärm die Produktionsbereiche nicht beeinträchtigt. Die Anbindung erfolgt dabei über Glasfaserkabel, sodass auch größere Distanzen möglich sind.

Eine Hybrid-Kreuzschiene bietet als Teil der Flight Packs flexible Möglichkeiten, was die Verteilung und Organisation von Audio- und Videosignalen betrifft. Die Integration einer Lawo-Audiokonsole, die per Madi an die Hybrid-Kreuzschiene angebunden ist, vereinfacht den Audiosignalweg.

Ein Kahuna 360 als Produktionsmischer ist zentraler Teil der Flight Packs. Ausreichend Multiviewer runden das Paket ab. Alle Systeme werden über ein redundantes VSM-Server-System gesteuert und kontrolliert.

Um möglichst flexibel und leistungsfähig zu sein, wurden die Flight Packs zudem mit 48 Embeddern und 48 De-Embeddern ausgestattet.

Produktion der Finalrunde

Das Kamera-Setup bestand in den Begegnungen der Finalrunde aus jeweils mindestens 19 Kameras, wobei für die Spielerbilder zehn kompakte Minikameras des Typs HD1200 im Einsatz waren.

Um die Kameras schnell auf- und abbauen zu können, gab es ein spezielles Case, in dem die CCUs für all diese Kameras versammelt waren. Dieses Case wurde via Stagebox an die Technik-Racks angebunden. Mindestens neun Broadcast-Kameras pro Begegnung generierten Signale für das Weltbild, etwa an Studio- und Interviewpositionen. Zwei der Broadcast-Kameras wurden als Kran- und Drahtloskamera eingesetzt.

Beim Endspiel setzte die Produktion eins drauf: Das Finale wurde mit 43 Kameras produziert, davon eine auf einem Steadicam-System, eine an einer Drohne und drei auf Kränen.

Der Aufwand korrespondiert dabei durchaus mit der Wirkung: 50.000 Menschen waren live im Stadion dabei und konnten Spielverlauf, Spieler und Kommentatoren auf der dort installierten Riesenleinwand sehen, weitere 20.000 Menschen jubelten beim Public Viewing direkt vor dem Stadion ihren Stars zu und zusätzlich verfolgten Millionen Zuschauer zu Hause per Live-Stream am Computer und im TV-Programm von ESPN und OGN in Amerika und Korea das Geschehen.

Wie schon bei den Studioproduktionen der Europa-Liga, wurden auch bei den World-Finals der Riot-Streamin­g-Feed und der World-Feed in Amerika generiert: Alle Quellen­signale wurden also in die USA übertragen, dort zu einem Programmsignal kombiniert und dann wieder in die ganze Welt verteilt. Möglich wurde das dank eines Evertz-Glasfasersystems (22 Wege nach Amerika und 10 Wege zurück).

In der lokalen Bildregie wurden währenddessen die Signale für die LED-Wände und Plasmaringe vor Ort erstellt. Eines der beiden Flight Packs übernahm innerhalb des Final-Set­ups die Rolle des Host-Ü-Wagens, während das andere die chinesische Übertragung realisierte.

Darüber hinaus gab es eine umfangreiche Signalverteilung, denn es galt nicht nur, die 22 Sendewege nach Amerika zu versorgen, sondern auch die unilateralen Dienstleister aus Korea, China und Taiwan, die Clean- und Dirty-Feeds, sowie die Signale diverser abgesteckter Kameras erhielten. »Wir waren sehr froh, in unserem Flight Pack noch ausreichend Reserven zu haben, um die vor Ort aufkommenden Zusatzanfragen, was unilaterale Leistungen, Sendewege oder ähnliches anging, einfach realisieren zu können«, bilanziert Laurent Schiltz.

Besondere Herausforderungen

In asiatischen Ländern gibt es immer wieder mal Probleme mit der Stromversorgung. Der Auftraggeber hatte zwar sein Möglichstes getan, um eine solide Spannungsversorgung sicherzustellen, allerdings lief erst nach etlichen Anpassungen alles rund, berichtet TV Skyline. Beide Flight Packs sind aber mit einer USV ausgestattet, die unter Volllast 30 Minuten lang den Betrieb aufrecht erhält.

Eine weitere Herausforderung des Projekts bestand in der Logis­tik: Den Materialtransport im Detail zu organisieren, viele Kleinigkeiten einzuplanen und den fünfwöchigen Produktionszeitraum reibungslos zu organisieren, war bei der Reise durch drei asiatische Länder ziemlich aufwändig – etwa auch weil das Team die Einreise samt Zollformalitäten in drei Ländern abwickeln musste.

Die Kommunikation mit den asiatischen Kollegen verlief gut, resümiert TV Skyline, besonders wenn man berücksichtige, dass jeder TV-Dienstleister unterschiedlich arbeite und bei diesem Projekt zusätzlich zu den kulturellen Unterschieden auch manche Sprachbarriere bewältigt werden musste.

»Wir konnten mit unseren Flight Packs in Asien trotz aller Herausforderungen eine Live-Übertragung realisieren, die nur sehr schwer zu toppen ist, eine tolle Resonanz hervorrief – und uns viele weitere Anfragen bescherte«, resümiert Robert Kis.

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