Kamera, Test, Top-Story: 28.01.2011

Test AG-AF101: She’s got the look

Ist mit dem Single-Sensor-Camcorder AG-AF101 nun tatsächlich der DSLR-Killer im Markt verfügbar, den Panasonic angekündigt hat? film-tv-video.de hat den hoch gehandelten Camcorder mit Micro-4/3-Wechselobjektivanschluss ausprobiert.

Seit DSLR-Kameras in die Welt der Bewegtbildaufzeichnung eingedrungen sind, haben sich viele Kameraleute daran berauscht, nun mit einer sehr kompakten, erschwinglichen Kamera Bilder mit geringer, filmähnlicher Schärfentiefe im Hollywood-Look drehen zu können — mit Equipment, das gerade mal ein Zehntel des Preises einer hochwertigen Digital-Cinematography-Kamera kostet. Mit dem AVCHD-Camcorder AG-AF101 zielt Panasonic exakt auf diesen Markt, will die Abtrünnigen wieder zurückholen und zeigen, dass man nicht auf die Annehmlichkeiten einer Videokamera verzichten muss, wenn man den angestrebten Look mit kleinem Budget zu realisieren sucht: Mit einem kompakten Camcorder mit großem Sensor und Wechselobjektivanschluss, der aber im Unterschied zu DSLR-Fotoapparaten speziell für die Aufzeichnung von Bewegtbild entwickelt und optimiert wurde.

Auf welchen Zielmarkt der AG-AF101 zielt, machen auch kleine Details deutlich: Ein Zapfen am Gehäuse markiert die Sensorebene und dient dazu, ein Maßband einzuhängen, mit dem sich die Entfernung zur gewünschten Schärfeebene messen lässt. Außerdem kann der Camcorder wahlweise im Video- oder Film-Modus betrieben werden: Nur im Filmmodus stehen variable Bildarten zur Verfügung und es werden dann etwa auch ISO- statt dB-Werte angezeigt, wenn man das Signal elektronische verstärkt, um die Lichtempfindlichkeit zu erhöhen. Das sind klare Signale in Richtung von szenischer Produktion und Filmfreunden.

Handling, Konzept

Strippt man den AG-AF101 ab, in dem man Mikrofon, Henkel und seitlichen Handgriff abnimmt, dann bleibt ein ziemlich kubischer Body übrig, der — bis auf die Sucherposition — eher an eine Mittelformat-Kamera erinnert, als an einen Camcorder. An diesem kantigen »Hasselblad«-Body scheiden sich die Geister: Die einen finden ihn potthässlich, die anderen sehen eher die Vorteile dieses Designs. Eine Schönheit ist der AG-AF101 aber definitiv nicht: »She’s got the look« bezieht sich daher klar auf die mit diesem Gerät erreichbaren Bilder — und nicht auf die Kamera selbst.

Besonders nach der Präsentation eines ersten Prototypen während der NAB2010, war der AG-AF101 von vielen als extrem hässlich gebrandmarkt worden. Seither hat Panasonic aber doch noch deutlich nachgebessert: Das Gehäuse ist schlanker geworden als beim Prototypen. Dennoch: Bei manchen Details hätten die Produkt-Designer aber ganz sicher noch bessere, gefälligere Lösungen finden können.

Die Besonderheit des Panasonic AG-AF101 ist der aus dem Fotobereich stammende, mit 4/3 Zoll Bilddiagonale für den Videobereich ungewöhnlich große Sensor. Der Sensor ist baugleich zu einem Bildwandler, den Panasonic im Fotoapparat GH-2 einsetzt — aber er befindet sich in einem ganz anderen, robusteren Gehäuse mit besserer, videotypischer Ausstattung — und auch in der Signalverarbeitung gibt es Unterschiede.

Der Einsatz des großen Sensors in einem Camcorder hat nur einen Zweck: Er soll eine dem 35-mm-Film ähnliche, geringe Schärfentiefe ermöglichen — also zu jenen Bildern verhelfen, nach denen in jüngster Zeit so viele Filmer streben.

Testsequenzen: AG-AF101 mit Panasonic Lumix G Vario 45-200 mm; aufgezeichnet in 1080i50, unkorrigiert, nur mit Titeln und Musik versehen und auf Vimeo hochgeladen. (Papierobjekte am Sequenzanfang: Anke Raum)

Dank Wechselbajonett (Micro 4/3) kann der Camcorder direkt mit diversen Micro-4/3-Objektiven aus dem Fotobereich bestückt werden — via Adapter lassen sich auch Fotoobjektive mit anderen Anschlusssystemen verwenden, sowie 35-mm-Festbrennweiten aus dem Cine-Bereich. Allerdings heißt es Aufpassen und Ausprobieren, oder den Rental-Anbieter ihres Vertrauens konsultieren: Besonders bei exotischen Kombinationen kommt man um einen Test nicht herum: Lässt sich das Objektiv wirklich montieren, ist es eventuell zu schwer, oder auch nur zu schwergängig? Zu letzterem Aspekt folgt weiter unten mehr.

Bei der Konzeption des AG-AF101 hat Panasonic nicht nur in puncto Sensor und Objektiv-Mount die üblichen Pfade verlassen, sondern auch in anderen Aspekten. So ist etwa der einfach demontierbare, seitliche Handgriff ohne jegliche Bedienfunktion: Es findet sich keine Zoomwippe und auch kein Start/Stopp-Knopf für den Daumen an vertrauter Stelle. Ist das Absicht, um das Gerät auch schon äußerlich von anderen Camcordern abzusetzen? Oder gibt es andere Gründe: Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass im Großkonzern Panasonic einfach ein anderes Entwicklerteam und eine andere Fabrik mit Entwicklung und Produktion des neuen Camcorders beauftragt wurden und daraus eben einfach eine andere Gerätekonfiguration resultiert.

So sind Ergonomie und Handling des AG-AF101 anfangs recht ungewohnt: Wenn man mit dem Gerät noch nicht vertraut ist, sucht man etwa den Startkopf öfter mal an Stellen, wo die Konstrukteure ihn nicht platziert haben. Auch das kleine Function-Hebelchen, das man für diverse Funktionen bt, ist suboptimal platziert. Schön wäre es etwa auch, wenn der Ausklappschirm eine Nase oder eine Einbuchtung hätte, die das Ausklappen vereinfachen würde.

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Eckdaten

Die Kamera ist mit zwei SD-Kartenslots ausgerüstet und schreibt die Bilddaten in AVCHD mit maximal 24 Mbps in 4:2:0 und 8 Bit auf SDHC-Karten. Über HDMI und über HD-SDI gibt der Camcorder aber die Signale auch parallel in 4:2:2 aus: Man kann also mit einem externen Recorder bessere Bildqualität aufzeichnen, als es mit dem integrierten Aufnahmesystem in AVCHD möglich ist.

Für die HD-Aufzeichnung stehen folgende Raster zur Verfügung: 1080i50, 1080p25, 720p25, 720p50. Zeitraffer- und Zeitlupenaufnahmen lassen sich mit Frame-Raten von 12 bis 50 fps ebenfalls realisieren (nur im Film-Cam-Modus). Der Ton des AF101 wird abhängig vom gewählten Aufnahmeformat in Dolby Digital oder als linear PCM aufgezeichnet.

Kostenpunkt des AG-AF101: 4.825 Euro Netto-Listenpreis — ein Objektiv ist in diesem Preis aber nicht enthalten.

Sensor

Panasonic führt mit dem 4/3-Zoll CMOS-Sensor ein bisher im Videobereich insgesamt und auch in der Welt der Single-Sensor-Kameras (noch) unübliches Sondermaß ein: Der Sensor erreicht laut Hersteller 12,4 Millionen Pixel auf einer Nutzfläche von 17,8 mm x 10 mm. Die Auflösung des AF 101 gibt Panasonic mit 800 Linien an, die Empfindlichkeit des Camcorders mit F8 bei 2.000 Lux (3.200 K).

Der Sensor ist zwar etwas kleiner als ein 35-mm-Bildfenster, aber auch deutlich größer als das 16-mm-Bildfenster und als die im Profibereich weit verbreiteten 2/3-Zoll-Sensoren.

Bild

Man kann es nicht anders sagen: Die Bilder, die der AG-AF101 aufzeichnen kann, sind sehr eindrucksvoll — besonders wenn man den Preis des Camcorders im Hinterkopf behält. Selbst nach der AVCHD-Kompression, die in der besten Qualitätsstufe des AG-AF101 eine Datenrate von lediglich 24 Mbps erreicht, sehen die Testaufnahmen recht beeindruckend aus.

Natürlich kann man den Camcorder bei der AVCHD-Aufnahme mit der Motivwahl stressen, so dass sich schließlich Artefakte zeigen — aber das geht mit allen bisher von film-tv-video.de ausprobierten AVCHD-Geräten. Verglichen mit diesen bietet der AG-AF101 aber aus Sicht der Tester die höchste Bildqualität: der AF101 ist in dieser Disziplin der bislang beste AVCHD-Camcorder, den die Tester in Händen hielten.

Und es ist noch mehr drin: Schließt man den Camcorder direkt an einen Monitor oder einen externen Recorder an, kann man sehen, dass der 101er mehr Bildqualität aus Sensor und Signalverarbeitung holt, als er selbst aufzeichnen kann — nicht nur theoretisch. Ganz praktisch wird das sichtbar, wenn man das HD-SDI-Signal betrachtet oder aufzeichnet, das der Camcorder auf Wunsch abgeben kann.

Die Testaufnahmen (alle in diesem Artikel gezeigten Beispiele wurden geräteintern in AVCHD auf SDHC-Speicherkarten aufgezeichnet und nicht mit einem externen Recorder), verweisen die Konkurrenz aus dem AVCHD-Lager klar auf die Plätze. Der AG-AF101 liegt auf Augenhöhe mit dem EX1/EX3 von Sony — und bietet zusätzlich die Gestaltungsmöglichkeiten eines Single-Sensor-Camcorders.

Im winterlichen Abendlicht der belebten Innenstadt etwa überzeugten selbst die AVCHD-komprimierten Aufnahmen durch einen vergleichsweise hohen Kontrast- und Dynamikumfang: Bei der Totalen einer Einkaufsstraße mit zahlreichen beleuchteten Schaufenstern war im Abendhimmel noch Zeichnung zu sehen — und gleichzeitig konnte man auch in den Auslagen der Schaufenster noch Details erkennen. Gut gefiel den Testern auch der Umgang mit Mischlicht, wie er etwa bei der Aufnahme eines Marktstandes mit Kunstlicht in einer Tageslichtumgebung sichtbar wird: die Bilder sind sehr realitätsnah.

Testsequenzen: AG-AF101 mit Panasonic Lumix G Vario 45-200 mm; aufgezeichnet in 1080i50, unkorrigiert, nur mit Titeln und Musik versehen und auf Vimeo hochgeladen. (Papierobjekte am Sequenzanfang: Anke Raum)

Das Cine-Programm, bei dem Panasonic die Gamma-Kurve so angepasst hat, dass sie möglichst filmähnliche Bilder produzieren soll, tut seine Wirkung und verhilft zu Bildern, die sich sehen lassen können. Überzeugend ist auch die Verstärkungsschaltung, die Panasonic eingebaut hat: Bilder, die mit 6 dB elektronischer Verstärkung aufgezeichnet wurden, konnten sich hinsichtlich Rauschen durchaus sehen lassen: Man muss ziemlich genau hinsehen, um die erhöhten Rauschanteile zu erkennen — gleichzeitig wirken die Bilder keineswegs flächig. Hier hat Panasonic die richtige Balance zwischen der Signalanhebung und der Rauschunterdrückung innerhalb der Signalverarbeitung gefunden.

Selbst wenn 12 dB Verstärkung zugeschaltet wurden (was im Film-Cam-Mode als ISO 800 angezeigt wird), war das Bildrauschen aus Sicht der Tester meistens noch sehr gut vertretbar. Lediglich bei Testaufnahmen über den Dächern der Stadt in der Abenddämmerung geriet die Kamera teilweise an ihre Grenzen, wenn sie trotz hoher Verstärkungsstufe feine Strukturen der Dächer und Fassaden reproduzieren sollte.

Die Bildqualität des AF101 stimmt: Anders als bei Fotoapparaten, ist eben der gesamte Bildwandler- und Signalprozess auf Bewegtbilder in HD abgestimmt. Deshalb kämpfen Anwender des AG-AF101 nicht mit Moiré und anderen Problemen, die bei DSLR-Movies auftreten können, weil diese neben der HD-Videoauflösung eben auch noch wesentlich höhere Fotoauflösungen bieten müssen — und bei den Fotoapparaten auf letzterem Aspekt der Schwerpunkt liegt.

Bildgestaltung

»Shallow depth of field«, also geringe Schärfentiefe lautet das Hype-Thema, dem der AG-AF101 geschuldet ist. »Hollywood-Look für alle«, verbinden viele damit. Also wird mit möglichst offener Blende gedreht, um eine möglichst geringe Schärfentiefe zu erreichen, die sozusagen als Synonym für einen teuren, hochwertigen Eindruck gesehen wird. Das Spiel mit der geringen Schärfentiefe und der Schärfeverlagerung von Vorder- zu Hintergrund will aber gelernt sein: handwerklich, wie gestalterisch. Richtig gut funktionieren kann es nur, wenn beim Dreh die richtigen Werkzeuge zur Verfügung stehen und wenn dieses Stilmittel nicht völlig beliebig eingesetzt wird.

Hier scheitern viele — und die Ergebnisse kann man auch sehr häufig sehen: Wenn etwa der Interviewpartner leicht unscharf wirkt und die Schärfe stattdessen auf dem Bücherregal hinter dem Protagonisten liegt, stört das mehr, als die große Schärfentiefe eines klassischen EB-Camcorders, die in jüngerer Zeit öfter mal als klischeehafter Videolook geschmäht wird.

Zudem gilt: Wer in 1080p25 dreht, muss beim Schwenken und beim Bildaufbau umdenken. Will man ruckelige Bilder vermeiden, sollte man — wenn überhaupt  — nur sehr langsam schwenken und Objektbewegungen quer zur Kameraachse reduzieren. Andernfalls wirken vorbeifahrende Autos, als hätte man ein Stroboskop zugeschaltet.

Zeitlupen– wie auch Zeitrafferaufnahmen lassen sich mit dem AF101 im Film-Mode mit 12 bis 50 fps sehr einfach realisieren — und die Ergebnisse sehen auch ziemlich überzeugend aus.

Testsequenzen: AG-AF101 mit Panasonic Lumix G Vario 45-200 mm; aufgezeichnet in 1080i50, unkorrigiert, nur mit Titeln und Musik versehen und auf Vimeo hochgeladen. (Papierobjekte am Sequenzanfang: Anke Raum)

Für längere Zeitrafferaufnahmen ist es zudem möglich, die Intervallschaltung des Camcorders zu aktivieren: Sie zeichnet innerhalb von maximal 24 Stunden mit einem wählbaren Intervall jeweils ein Bild auf, wobei 1, 10 und 30 Sekunden, sowie eine und zwei Minuten als Intervall einstellbar sind. Aufgezeichnet wird dabei stets in der Qualitätsstufe PH im Raster 1080p25 — und es wird lediglich ein Bild aufgezeichnet, der Ton ist stummgeschaltet.

Testsequenzen: AG-AF101 mit Panasonic Lumix G Vario 45-200 mm; aufgezeichnet in 1080i50, unkorrigiert, nur mit Titeln und Musik versehen und auf Vimeo hochgeladen. (Papierobjekte am Sequenzanfang: Anke Raum)

Auch Pre-Recording ist mit dem AF101 möglich. Diese Funktion ermöglicht es, die Record-Taste zu drücken und dank Pre-Recording auch bis zu drei Sekunden vor dem Tastendruck im Kasten zu haben. Das ist nicht nur für EB-Kameraleute nützlich, die beispielsweise Politiker beim Verlassen eines Gebäudes aufzeichnen wollen, ohne genau zu wissen, wann sie rauskommen werden, sondern etwa auch für Tierfilmer, denen das Murmeltier ebenfalls meist nicht vorher ankündigt, wenn es aus seiner Höhle kommt.

Wechselobjektive

Panasonic hat den AF101 mit einem Micro-4/3-Mount bestückt. Dieser Mount eröffnet die Möglichkeit, Objektive aus dem Fotobereich, die diesen Mount aufweisen, direkt zu verwenden. Wesentlich interessanter ist es aber für die meisten professionellen Anwender zweifellos, dass via Adapter auch zahlreiche andere, ganz unterschiedliche Objektivtypen Anschluss finden. Besonders herausgehoben ist dabei ganz sicher die Möglichkeit, mit PL-Mount-Adapter auch 35-mm-Cine-Objektive zu verwenden. Was nicht geht, sind 16-mm- und klassische EB-Objektive: Sie haben einen zu kleinen Bildkreis und würden gar nicht den ganzen Sensor des AG-AF101 belichten.

Micro-4/3-Objektive, die ohne Adapter auskommen — etwa die Lumix-Foto-Objektive von Panasonic — bieten den Vorteil, dass sie über den Camcorder gesteuert werden können: Schärfefunktionen wie Autofokus, Push-Auto und halbautomatische Schärfeverlagerungen, können dann via Kameraelektronik bedient werden, aber auch die Blende lässt sich direkt vom Camcorder aus vollautomatisch oder per Drehrad steuern. Das erlaubt natürlich recht komfortables Arbeiten und bietet durchaus Vorteile.

Im Test war in dieser Objektivklasse ein Lumix-Objektiv mit einer Brennweite von 45 bis 200 mm im Einsatz. Die Anfangsbrennweite dieses Objektivs wird in vielen Fällen nicht weitwinklig genug sein, außerdem ist dieses Linsensystem nicht gerade lichtstark: Blende 4 als Anfangsblende, das schränkt auch beim kreativen Umgang mit der Schärfentiefe etwas ein.

Als alternatives Objektiv diente im Testdurchlauf eine via PL-Mount-Adapter von Denz montierte 35-mm-Distagon-Filmoptik von Zeiss. Sie brachte den sichtbaren Beweis, dass das Objektiv ganz sicher der falsche Ort ist, um zu sparen: Die Festbrennweite von Zeiss lieferte im Vergleich zur Lumix-Optik klar die bessere Abbildungsqualität. Dass sich mit einer hochwertigen Optik auch bessere Bilder aufzeichnen lassen, ist natürlich keine neue Erkenntnis — aber der Hinweis darauf ist gerade dann wichtig, wenn Camcorder in der Preisklasse des AF101 eingesetzt werden, denn dann droht die Gefahr, dass die Sparwut im Equipment-Bereich auch zum Einsatz minderwertiger Linsensysteme verführt.

Objektive, die keinen elektrischen Kontakt zum Camcorder aufnehmen, führen beim AG-AF101 dazu, dass zunächst kein Bild zu sehen ist. In diesem Fall muss im Kameramenü die Lens-Check-Funktion deaktiviert werden.

Beim Einsatz des Objektivs via PL-Mount-Adapter fiel den Testern eine Limitation auf, die der Micro-4/3-Mount mit sich bringt: Dieser fixiert Objektive und Adapterringe bei weitem nicht so fest und sicher, wie der PL-Mount. So gibt es immer etwas Spiel, auch wenn man die eigentlich optimal passfähigen Micro-4/3-Objektive montiert: So saß auch das Lumix-Objektiv keineswegs richtig »satt« oder »stramm« auf dem Micro-4/3-Mount. Weil die Micro-4/3-Objektive aber meist nur ein geringes Gewicht aufweisen, leichtgängig ausgelegt sind und zudem in der Regel vom Camcorder aus voll- oder halbautomatisch bedient werden, bemerkt man das Spiel nicht, beziehungsweise es stört nicht.

Montiert man hingegen einen Adapter und daran ein schwereres PL-Mount-Objektiv, dessen Schärfering zudem noch absichtlich etwas schwergängiger ausgelegt ist, um mit gutem Gefühl und gleichmäßig manuell die Schärfe ziehen zu können, dann bemerkt man das Spiel und es kann auch störend sein, wenn man die Drehrichtung am Fokusring innerhalb einer Einstellung wechselt: Dann kann es bei Schärfeverlagerungen oder auch beim normalen Mitziehen der Schärfe kleine, sichtbare Rucker geben.

Hier liegt also ein weiteres Minenfeld für den Anwender und gleichzeitig ein Betätigungsfeld für Zubehörsteller, die mit Stützen und Haltern für PL-Objektive dieses Problem minimieren und vielleicht sogar eliminieren können.

Vielleicht kann man es so zusammenfassen: Einerseits ermöglicht der Micro-4/3- Mount überhaupt erst den Einsatz hochwertiger Objektive, wie etwa auch der Fotoobjektive der Leica-M-Serie. Andererseits sollte man diesem Mount auch nicht zu viel zumuten und berücksichtigen, dass ein Gehäuse wie das des AF101 nicht dafür optimiert ist, sehr schwere PL-Mount-Objektive zu tragen — hier wird man eher vom umgekehrten Fall ausgehen müssen: Der Camcorder wird dann hinten an das Objektiv geschraubt.

Bedienung

Um bei der Bedienung eine weitere, kompetente Meinung mit einem anderen Blickwinkel einzuholen, bat film-tv-video.de den freiberuflichen Kameramann und Steadicam-Operator Hans Albrecht Lusznat, mit seiner Erfahrung aus der Kamerarabeit an mehr als 200 Dokumentationen, Dokumentar- und Industriefilmen, einen Blick auf den AG-AF101 zu werfen. Lusznats Resümee: »Im Vergleich zum Drehen mit einer DSLR ist der 101er definitiv ein Zugewinn. Ich würde das Drehen mit dem 101er einem DSLR-Dreh vorziehen.«

Einer der Aspekte, die Lusznat dabei besonders betont, ist der Tonbereich: Hier haben DSLRs große Schwächen und es gibt eigentlich keine wirklich gute, praktikable Lösung, die es erlauben würde, mit den bei DSLRs zur Verfügung stehenden Bordmitteln einen guten Ton aufzunehmen. Anders beim 101er, hier ist ganz ordentliche Tonfunktionalität integriert und mit zwei XLR-Buchsen steht auch die entsprechende, professionelle Schnittstelle zur Verfügung.

Aber wie sieht es aus, wenn man den AG-AF101 gar nicht mit einer DSLR vergleicht, sondern mit einem ganz normalen Camcorder: Hat der AF101 dann immer noch die Nase vorn? Schließlich betont Panasonic ja, dass der AF101 als Camcorder konzipiert wurde.

Insgesamt ist der AF101 einfach etwas bullig geraten — und auch wenn er einen abnehmbaren, seitlichen Handgriff bietet, so ist er doch eher für den Einsatz auf dem Stativ oder in einem Rig geeignet. Ganz sicher werden auch viele Kunden den AF101 genau so einsetzen. Hierfür ist der 101er mit seinem flachen, vergleichsweise stabilen Boden mit Befestigungsgewinden in den beiden gängigen Größen auch gut gerüstet. In dieser Nutzungslage ist auch der Sucher ganz gut verwendbar.

Für die Hand oder für die Schulter ist der AG-AF101 aber definitiv nicht konstruiert. Hier setzt Panasonic ganz offensichtlich auf die Zubehörindustrie, die mit Griffen, Schulter-Rigs und Zusatzmonitoren den 101er für solche Zwecke gefälliger ausstatten kann. Als Hinweis in diese Richtung ist es vielleicht auch zu verstehen, dass Panasonic den seitlichen Griff und den oberen Henkel abnehmbar ausgelegt hat.

Auch mit diesem Argument im Hinterkopf kann man aber die Panasonic-Konstrukteure nicht ganz aus der Verantwortung entlassen: Der hinten oben platzierte Sucher sitzt auf dem ohnehin schon kompakten Kamerabody auf und bietet dadurch wenig Einstellmöglichkeiten. Das müsste nicht unbedingt so sein, hier hätte man sicher eine bessere Lösung finden können. Ebenfalls sehr sparsam: Der Haltegriff auf der rechten Seite lässt sich zwar abnehmen, aber nicht etwa drehen — hier wurde eine Chance verpasst, das Gerät flexibler und ergonomischer zu gestalten.

Gewöhnungsbedürftig ist auch die schon angesprochene Platzierung der Start/Stopp-Knöpfe. Davon gibt es zwei: einer findet sich am Sucher, der andere rechts am Kamerabody. Vorne, hinten, sowie in der Nähe von Halte- oder Tragegriff, also dort wo man die Knöpfe am ehesten sucht, herrscht dagegen Fehlanzeige. Stichwort Tasten: Für die erste Suche nach dem Power-Schalter sollte man ebenfalls etwas Zeit einplanen und bei dunklen Drehbedingungen ein Maglight bereit halten: Der Hauptschalter sitzt seitlich im Gehäuse versenkt inmitten anderer Bedientasten, wo er auch nicht besonders gut zu ertasten ist.

Auch die anderen Hauptbedientasten hat Panasonic keineswegs so angeordnet, wie man das von den Kompakt-Camcordern dieses Herstellers kennt: Es empfiehlt sich also, lieber etwas mehr Eingewöhnungszeit einzuplanen.

Eine besondere Leuchte in puncto Ergonomie und Bedienfreundlichkeit  ist der AG-AF101 definitiv nicht, gegenüber anderen Panasonic-Camcordern stellt er in diesem Aspekt einen Rückschritt dar.

Grundsätzlich lässt sich der Camcorder — wie schon erwähnt — zwischen Film- und Video-Modus umschalten — der größte Teil der Grundfunktionalität des Geräts ist in beiden Modi gleich, es sind aber jeweils bestimmte Einstellungen vorgegeben. Ein Beispiel: In der Betriebsart Film-Cam ist der Camcorder so eingerichtet, dass sich variable Frame-Raten einstellen lassen, aber die Slow-Verschlussgeschwindigkeit deaktiviert ist. Die Verstärkung wird in ISO-Zahlen angezeigt, statt Shutter-Frequenz wird der entsprechende Winkel einer imaginären Sektorenblende eingeblendet — das sind gewissermaßen kleine Reminiszenzen an die Filmgemeinde. Im Video-Cam-Modus  werden diese Werte dagegen wie bei Camcordern üblich angezeigt, es ist aber in diesem Modus nicht möglich, variable Frame-Raten einzustellen. Slow-Shutter-Geschwindigkeiten sind hingegen möglich. Wechselt man von der Shutter- in die Synchroscan-Funktion, werden deren Werte in Sekunden angezeigt, die Verstärkung in dB.

Die Aufteilung in Film- und Video-Cam-Modus mag im ersten Moment etwas seltsam anmuten, aber in der Praxis dürfte sie ganz gut ankommen, weil man je nach Hintergrund vielleicht schneller Zugang zum Camcorder finden und mit bekannten Werten arbeiten kann.

Das Bildschirm-Menü des AF101 wirkt im Vergleich zu älteren Panasonic-Camcordern ebenfalls deutlich modernisiert und orientiert sich eher am Menü des AVCCAM-Geräts AG-HMC 151 von Panasonic. Das Menü ist beim Einstellen recht angenehm zu bedienen. Zudem hat Panasonic dafür gesorgt, dass die wichtigen Funktionen direkt per Tasten aufrufbar sind. Für die Belegung der User-Tasten steht im Menü ein Auswahlliste zur Verfügung: So lassen sich häufig genutzte Funktionen aus dem Menü direkt an die Oberfläche des Geräts holen.

Gut platziert ist das Drehrad an der Rückseite des Camcorders, mit dem sich wahlweise Shutter oder Frame-Rate einstellen lassen.

Ausstattung, Funktionen

Panasonics AG-AF101 zeichnet Bilder in AVCHD auf. SD-Aufzeichnung ist nicht vorgesehen, es ist aber möglich, via SDI ein down-konvertiertes SD-Signal auszugeben. Abhängig vom AVCHD-Aufnahmemodus bietet der AF101 folgende Datenraten für die Aufzeichnung: 21/24 Mbps (PH), 17 Mbps (HA), 13 Mbps (HG) und 6 Mbps.

Wie mittlerweile viele andere Camcorder in dieser Preisklasse, bietet auch der AG-AF101 Sucher und Ausklapp-Display. Beides gleichzeitig zu betreiben, ist allerdings nicht möglich. Das Display weist eine Diagonale von 3,45 Zoll auf und bietet laut Hersteller rund 920.000 Bildpunkte. Schärfeeindruck und Bildqualität des Displays kamen bei den Testern sehr gut an: Mit dem Ausklappschirm ist es möglich, die Schärfe recht zuverlässig zu beurteilen und einzustellen — zumal auch noch Hilfsfunktionen für die Schärfe zur Verfügung stehen. Im Vergleich zu den Displays anderer Camcorder bietet der AF101 hier wirklich eine sehr gute Qualität. Zusätzlich gibt es natürlich immer noch die Möglichkeit, einen kompakten HDMI-Monitor anzuschließen — die Buchse dafür bringt der 101er mit: Dann dürfte bei der Einstellung der Bildschärfe wirklich nichts mehr schiefgehen.

Für die Bildbeurteilung bietet der 101 zudem — wie schon der 151er — die Möglichkeit, eine einfache Waveform– und Vector-Darstellung des Bildinhalts ins Display einzublenden. Damit kann man die Belichtung und Farbwiedergabe wenigstens grob kontrollieren, was bisweilen recht nützlich sein kann.

So wie die Waveform, lassen sich noch zahlreiche weitere Werte ins Display einblenden, etwa Fokus, Blendenwert, Safety-Rahmen, Audio-Pegel und vieles mehr. Wer vor lauter Werten das eigentliche Motiv nicht mehr richtig sehen kann, hat die schöne Möglichkeit, mit nur einem Tastendruck alle Einblendungen aus dem Bild zu verbannen — und ebenso leicht wieder einzublenden.

Weitere Profifunktionen wie ein zweistufiges Zebra und Peaking (beides über feste Funktionstasten aktivierbar, letztere mit der Bezeichnung EVF Detail) bietet der AF101 ebenso,wie Timecode-Aufzeichnung. Eine Scharfstellhilfe kann auf eine der User-Tasten gelegt werden. Ist sie aktiviert, werden die Kanten des jeweils scharf abgebildeten Objekts im Sucher und auf dem Ausklappschirm mit einer farbigen Kante hervorgehoben — und das Sucherbild hat einen roten Rahmen.

Der Function-Knopf — ein Mini-Joystick, dem sich unterschiedliche Funktionen zuordnen lassen — wird eingesetzt um einen kleinen Rahmen im Sucherbild verschieben zu können. Was mit dem Rahmen anvisiert wird, das wird entweder gemessen oder scharfgestellt, je nach Funktion, die man zuvor auf den Joystick gelegt hat. Damit lassen sich auch gleichmäßige, halbautomatische Schärfeverlagerungen realisieren: Dazu legt man im Sucherbild die beiden gewünschten Motivpunkte fest, zwischen denen die Schärfe verlagert werden soll. Dann lässt sich die Schärfeverlagerung per Tastendruck auslösen — vorausgesetzt, das Objektiv ist dafür nutzbar und bietet ausreichenden Kontrast. Auch Fokuspunkt und/oder Blende lassen sich so beliebig anpassen, wobei man immer mit einem Rahmen auf dem Display den gewünschten Bereich festlegen kann.

Wie bei Camcordern aus der Profiliga üblich, bietet auch der AF101 einen mehrstufigen ND-Filter, was unter anderem auch deshalb besonders wichtig ist, weil man mit dem Camcorder tendenziell eher mit offener Blende drehen wird, um die geringe Schärfentiefe nutzen zu können. Mit Hilfe der drei integrierten ND-Filter ist es dann möglich, die Lichtstärke wahlweise in den Stufen 1/4, 1/16 oder 1/64 zu reduzieren und somit korrigierend einzugreifen. (Verwendet man den 1/8-ND-Filter muss die Blende um 3 Blendenstufen geöffnet werden um die gleiche Bildhelligkeit auf dem Bildwandler zu erhalten. 1/64 ND entspricht 6 Blendenstufen).

Weitere Funktionen des AF101, die man auch von anderen Hersteller kennt, bietet der Camcorder ebenfalls: Der schon erwähnte Synchroscan gehört mittlerweile zum Standard und erlaubt es, Monitore flimmerfrei zu filmen. Bei den Szenenmenüs, die jeweils besondere Bildeinstellungen speichern und somit das Vorkonfigurieren des Camcorders für verschiedene Drehsituationen erlaubt, hat sich Panasonic an Bekanntes gehalten: Neben den beiden Cine-Modi gibt es ein Programm, das den Kontrast dunkler Motivanteile vergrößern soll und ein weiteres, das sich besonders bei Motiven mit Fluoreszenzlampen eignen soll. Wer sein eigenes Setup zusammenstellen und als Szenenmenü speichern will, hat dazu ebenfalls die Möglichkeit. Gut: Dabei lassen sich die Gamma-Kurve, Knie, Matrix, Skin Tone und etliche weitere Einstellparameter direkt anpassen.

Eine weitere recht nützliche Funktion ist der Dynamic Range Stretcher, mit dem sich der Dynamikbereich verändern lässt um im jeweils bildwichtigen Teil ausreichend Zeichnung zu erzielen. Das kann etwa dann sinnvoll sein, wenn es große Hell/Dunkel-Unterschiede bei einem Motiv gibt.

Es sind solche Funktionen, die Hans Albrecht Lusznat sagen lassen: »Ich würde eine Kamera immer einem Fotoapparat vorziehen, denn nur die Kamera bietet mir diese Funktionen, die man einfach braucht, wenn man professionell arbeiten will. Das fängt beim Audiopegelanzeiger an und geht weiter bis zum Zebra.«

Aber auch Schnickschnack aus dem Consumer-Bereich, wie eine Gesichtserkennung für den Autofokus, hat Panasonic in den 101er eingebaut — auch diese Funktion kann auf eine der User-Tasten gelegt werden.

Metadaten

Ein Thema, das im Gefolge der file-basierten Aufzeichnung nach und nach wichtiger wird, ist die Übernahme von Metadaten. Glaubt man den Prospekten der Hersteller, ist all das schon problemlos möglich. Die Realität hinkt allerdings den tatsächlichen Möglichkeiten hinterher und letztlich fehlt es immer noch an bequemen Möglichkeiten, Metadaten automatisiert zu erfassen oder manuell einzugeben, sie direkt speichern und vom Camcorder ins Schnittsystem übergeben zu können. Eines der grundlegenden Probleme: Die Camcorder erfassen ganz unterschiedliche Daten.

Der AF101 etwa sieht zwei Möglichkeiten vor, Clip-Metadaten zu speichern: Jene, die während der Aufzeichnung automatisch erfasst werden, sowie jene, die der Kameramann selbst eingibt, auf SD-Karte speichern und auch wieder hochladen kann.

Um es kurz zu machen: Das ist zwar alles sehr umfassend, aber nur wenig praxisgerecht. Wen man weiß, dass Kameraleute heutzutage oft nicht einmal mehr die Zeit haben, vor dem Dreh einen auch nur kurzen Equipment-Test durchzuführen oder sich ausreichend mit der Kamera zu beschäftigen, dann ist klar, dass das effiziente Arbeiten mit Metadaten in der weit überwiegenden Zahl der Fälle nie Realität werden kann: Wer eine Kamera erst kurz vor dem Dreh zum ersten Mal in die Hand bekommt, der wird niemals bis ins Metadaten-Menü vordringen.

Das ist natürlich kein Panasonic-Problem, sondern eine der großen Hürden in der file-basierten Welt, die alle Hersteller und Anwender betrifft.

Audio, Anschlüsse

Der Camcorder verfügt über ein eingebautes (Not-)Stereomikro: Besser als nichts, um mal eine Atmo mitzunehmen, wenn man kein richtiges Mikro dabei hat.

Für die Aufzeichnung des Tons externer Quellen stehen zwei XLR-Anschlüsse zur Verfügung. Darüber kann etwa auch ein externes, am Tragegriff montierbares Mikrofon angeschlossen und bei Bedarf via Phantomspeisung versorgt werden.

Die beiden Tonkanäle lassen sich getrennt manuell pegeln, wobei die Tasten hierfür auf der linken Geräteseite platziert und durch eine Abdeckung geschützt sind.

Per HDMI-Buchse ist es möglich, einen Monitor anzuschließen, der beispielsweise für die Bildkontrolle eingesetzt wird. Ein USB-I/O ist ebenso vorhanden, wie zwei Fernsteuerbuchsen für Start/Stopp einerseits und für Fokus und Blende andererseits.

Timecode-I/O bietet Panasonic in Form einer Doppelbelegung der Video-Out-Cinch-Buchse an: Darüber lässt sich beispielsweise ein externer Timecode für die Timecode-Synchronisierung mehrerer Kameras einspielen.

Über den (HD-)SDI-Ausgang kann entweder das unkomprimierte HD-Signale für die externe Aufzeichnung oder Betrachtung ausgegeben werden, oder ein down-konvertiertes SD-Signal.

Fazit

Panasonics AG-AF101 wird seinen Weg machen: Die Bilder des 101er überzeugen und ermöglichen hochwertigen Filmlook in einer Preisklasse, in der bisher nur DSLR-Kameras zur Verfügung standen. Als echter DSLR-Killer kommt der AF101 aus Sicht der Tester allerdings zu spät: der Einbruch der DSLRs in die Bewegtbildwelt wird sich nicht mehr zurückdrehen lassen. Vielleicht wird dieser Markt wieder etwas kleiner, aber er wird nicht mehr ganz verschwinden. Dennoch: Der AF101 wird in seiner Zielgruppe ankommen — nicht zuletzt, weil das Preis/Leistungs-Verhältnis und Bildqualität stimmen.

Hans Albrecht Lusznat ergänzt: »Für mich steht der AG-AF101 für eine neue Variante in der Aufnahmetechnik. Dabei ist mir die Möglichkeit, mit geringer Schärfentiefe zu drehen, gar nicht so wichtig: Ich konnte und kann mit der bisher üblichen Technik sehr gut leben. Der sogenannte Kino-Look mit geringer Schärfentiefe wird sich ohnehin rasch abnutzen, wenn jeder ihn erreichen kann. Wichtiger finde ich die Kombination, aus einem reichen Angebot von Objektiven wählen zu können und trotzdem nicht auf wichtige Kamerafunktionen verzichten zu müssen, die Fotoapparate nicht bieten, die ich aber in meiner täglichen Arbeit brauche, um zuverlässig und effektiv arbeiten zu können.«

Interessanter Punkt am Rande: Der AG-AF101 schreit förmlich nach Zubehör. Das erinnert an das Marketingmodell der Red One, die auch deshalb so günstig schien, weil jedes Stückchen Zubehör extra zu Buche schlug. Ganz so extrem treibt es Panasonic (noch?) nicht: Beim 101er kriegt man auch im kleinsten Paket wenigstens den Sucher mit.

Auch wenn die Tester etliches zu meckern fanden: Für einen ersten Wurf in einer neuen Gerätekategorie ist Panasonic der AG-AF101 wirklich gut gelungen — und einige der genannten Problemchen wird die Zubehörindustrie ganz sicher schon in Kürze ausmerzen.

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Panasonic_Adapter_Infos.pdf

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Autor
Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller
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