Branche: 26.04.2001

NAB2001: Ereignisse und Themen der ersten Messehälfte

Was thematisieren die Unternehmen bei der NAB2001, wie präsentiert sich die Messe in diesem Jahr?

Im Verlauf der ersten beiden NAB-Messetage gab es zahlreiche Pressekonferenzen, in deren Verlauf die PR- und Marketing-Strategen der Hersteller wie üblich versuchten, sich mit einer Vielzahl enthusiastischer Ausblicke gegenseitig zu übertrumpfen: Gemäß der in den USA üblichen PR-Praxis hatten dabei alle Unternehmen eine atemberaubend gute Firmenentwicklung vorzuweisen, die sie alle jeweils in etlichen Bereichen zu Marktführern macht und diese Position soll mit absolut faszinierenden Produkten im Rahmen einer extrem aufregenden, spannenden und wie immer alles übertreffenden NAB2001 ausgebaut werden.

Welche Eindrücke bleiben davon übrig, wenn man das Marketing-Trompeten-Echo und den amerikanischen »Way of Presentation« herausfiltert, bei dem sich Superlativ an Superlativ reiht?

Da wäre zum einen die schöne neue Anycast-World, die Sony nach dem Autakt in Europa nun weltweit mit Vehemenz und Verve ankündigt. Dabei will Sony das Anycast-Thema nicht als bloße Vision, sondern als beginnende Realität verstanden wissen, auch wenn die Nachrichtenlage zu diesem Thema dünn ist und es eigentlich relativ wenig Konkretes zu berichten gibt. Was genau soll die »AnycastWorld« sein? Das fragen sich nicht nur die meisten Anwender, sondern diese Frage stand auch dem Gros der Fachjournalisten erneut ins Gesicht geschrieben, die nun zur NAB2001 nach der IBC2000 zum zweiten Mal mit dieser Sony-Vision konfrontiert wurden. Vielleicht kann man es so zusammenfassen: Nach Sony-Verständnis leben wir alle schon jetzt, spätestens aber in naher Zukunft in einer Welt, in der jeder Anwender von jedem beliebigen Ort aus auf nahezu unendlich viel Content zugreifen kann. Folgt man Sony, wird das auch die Broadcast-Welt nachhaltig verändern, frei nach dem Motto: Sendet wie ihr wollt, per Kabel, Antenne, Internet, zum TV-Gerät, zum Computer-Schirm, ins Handy. Ein erster Schritt soll schon mal getan werden: Sony will künftig all seine Geräte generell mit IP-Adressen ausstatten, wodurch sie sich prinzipiell in Netzwerke, wie auch ins Internet einbinden und dort identifizieren lassen.

Interessanterweise verwiesen die Sony-Sprecher gleichzeitig zu ihren Ankündigungen und dem Zukunftsentwurf der Anycast-World auch darauf, dass die Hype-Themen der beiden vergangenen Jahre nur wenig mit der Realität gemeinsam hätten. Da muss die Frage erlaubt sein: Hatte nicht Sony selbst maßgeblich daran mitgestaltet?

Auch Panasonic verwies in seiner Pressekonferenz darauf, dass der Internet-Hype der vergangenen beiden Jahre endgültig vorbei sei, hob jedoch gleichzeitig hervor, dass die derzeitige, eher trübe Dot-Com-Stimmung, die zeitweise in Hysterie und Panikmache ausartet, ebensowenig gerechtfertigt sei, wie die Goldgräberstimmung zuvor. Panasonic sieht demnach unverändert ein großes Potenzial in diesem Bereich und will auch hierfür Produkte entwickeln und anbieten. In dieses Horn stießen im übrigen in ihren jeweils eigenen Pressekonferenzen auch etliche andere Firmenvertreter, etwa Larry Kaplan von Omneon und der frühere Pluto-Boss Mark Gray, der jetzt das Streaming-Software-Unternehmen Kasenna leitet.

Dass HD-Akquisition und Postproduktion auch während der NAB2001 zu den Topthemen gehört, steht ebenfalls schon am Ende von Tag 1 der Messe außer Frage. Nur einige Beispiele: Neben den Neuheiten aus der Akquisition kündigte Discreet an, ab sofort auch Smoke in einer HD-Version auf einer SGI Octane anzubieten, und Avid gab die ersten 30 Auslieferungen seines DS-HD-Systems bekannt.