Kommentar, Top-Story: 15.01.2002

Was bringt 2002?

Nach einem hoffentlich guten Start ins Jahr 2002 sind Sie sicher mittlerweile wieder »fully operational«. Die Euro-Umstellung erledigt, das Jahr 2001 abgeschlossen, nun geht der Blick nach vorn: Was bringt 2002 für die Branche?

Viele schauen schon seit einiger Zeit mit eher unguten Gefühlen auf die kommenden 12 Monate. Die meisten Prognosen sind negativ, die dominierenden Schlagworte der jüngsten und sicher auch der kommenden Monate verdüstern das Bild: Rezession, Personalabbau, Kostenreduktion, Auftragsrückgang, Insolvenz, Restrukturierung, Refokussierung, Downsizing.

Klingt nicht gut? Ist aber die Realität und vielleicht auch unausweichlich und sogar notwendig. »Während eines Tornados kann sogar ein Truthahn fliegen«, sagte Paul Lypaczewski kürzlich in einem Interview mit www.film-tv-video.de. Ein schönes Bild mit vielen Deutungsmöglichkeiten, das man an dieser Stelle noch mit etlichen Binsenweisheiten und Platitüden ausschmücken könnte. Das will die Redaktion von www.film-tv-video.de aber auch im Jahr 2002 lieber anderen überlassen, jedoch zu bedenken geben: Auch ein verschlankter Truthahn bleibt ein Truthahn.

Konkret: Es zeigt sich einfach, dass im Medienbereich offenbar nur bestehen kann, wer sich selbst ständig neu erfindet, sich wandelt und an veränderte Bedingungen anpasst. Dabei ist klar: Dieses vielstimmig dargebotene Credo allein reicht noch lange nicht aus. Und wenn sich die Wandlung und Anpassung darin erschöpft, dass Mitarbeiter auf die Straße gesetzt werden, beeindruckt das vielleicht noch ein paar Analysten, aber nicht die Branchen-Insider auf der Kunden- und Partnerseite, die erwarten völlig zurecht mehr.

Dabei lohnt sich der Blick über die Branche hinaus, bis weit jenseits der jüngsten Entlassungen bei Quantel oder Snell & Wilcox und auch jenseits der geplanten Übernahme von Grass Valley durch Thomson: IBM baut keine Desktop-Computer mehr, sondern nur noch Laptops. Das bleibt im Jahr 2002 sicher nicht die einzige Nachricht in dieser Art.

Bei allem vielleicht berechtigten Wirtschaftspessimismus sollte man aber auch stets versuchen in Erinnerung zu behalten, dass viel Dramatik erst durch die spektakuläre Aufbereitung eines Themas entsteht: Ein Luftröhrenschnitt ist riskant, kostet Überwindung und tut weh. Aber er kann Leben retten. Manchmal tut es aber auch schon ein kräftiges Klopfen auf den Rücken.

Was bleibt? Jeden Abend erwarten Millionen Fernsehzuschauer und Millionen Kinogänger volles Programm. Und das muss produziert werden. Sie werden sehen.