Unternehmen: 08.02.2014

Sony: Harte Schnitte im Consumer-Bereich

Sony verkauft seinen Computer-Bereich und will das Consumer-TV-Geschäft in ein separates Unternehmen auslagern. Im aktuellen Geschäftsjahr rechnet Sony mit einem Verlust von rund 800 Millionen Euro. Wird das auch Auswirkungen auf den Profibereich haben?

Völlig überraschend kommt es natürlich nicht, dass Sony nun Maßnahmen ergreift, um zu verhindern, dass die Verlustbringer im eigenen Portfolio weiterhin die Bilanzen verhageln. Dementsprechend trennt sich das Unternehmen nun komplett vom Computerbereich, also von der Marke Vaio, und verkauft diesen Bereich zu einem nicht genannten Preis an die japanische Investorengruppe Japan Industrial Partners. Das ebenfalls seit längerem defizitäre Geschäft mit Fernsehgeräten lagert Sony im Juli 2014 in eine separate Gesellschaft aus.

Wie es überhaupt passieren konnte, dass Sony seine einst dominierende Rolle im Unterhaltungselektronikmarkt einbüßte, ist eine lange, ganz andere Geschichte. Nun jedenfalls zog das Unternehmen die Notbremse und trennt sich ganz oder teilweise von den Bereichen, die dem Unternehmen heute Probleme bereiten. In der Folge sollen auch 5.000 Stellen abgebaut werden, 1.500 davon in Japan. Insgesamt beschäftigt Sony weltweit derzeit rund 145.000 Mitarbeiter.

Sony will sich künftig in der Unterhaltungselektronik auf die Bereiche Playstation, Kameras, Smartphones und Tablets konzentrieren. Den Rückzug aus dem Computermarkt finden viele Insider wenig überraschend: Die Vaio-Baureihe hatte in einem ohnehin für alle Marktteilnehmer schrumpfenden Markt in den vergangenen Jahren immer mehr Marktanteile abgegeben.

Auch dass Sony mit seinen TV-Geräten schon länger kein Geld mehr verdient und auch hier massiv Marktanteile verloren hat, ist ein offenes Geheimnis. Der Fernseherbereich wird aber zunächst mal »auf Bewährung« ausgelagert. Vielleicht hofft man bei Sony, dass die Kunden bei UHD/4K-Fernsehern wieder mehr Geld ausgeben und kommende Technologien es dem Unternehmen erlauben werden, hier nochmal die Kurve zu bekommen. Böse Zungen unken hingegen, dass Sony für die TV-Geräte-Sparte eben einfach bisher noch keinen Käufer gefunden habe. Schon seit 2004 macht der TV-Geräte-Bereich von Sony Miese und hat seither nach verschiedenen Presseberichten einen Verlust von mehr als 5 Milliarden Euro aufgehäuft.

Der Verkauf und die Auslagerung der beiden Geschäftsbereiche werden Sony insgesamt aber keine Gewinne, sondern zunächst sogar noch weitere Verluste bescheren. Langfristig sollen sich diese Schritte für Sony jedoch positiv auswirken: Etwa ab dem Geschäftsjahr 2015/2016 werde sich dies niederschlagen, verlautet aus dem Unternehmen. Für das aktuelle Quartal prognostiziert Sony einen Verlust von umgerechnet rund 800 Millionen Euro. Bisher war für dieses Quartal noch ein Gewinn vorhergesagt.

Gewinnbringer sind bei Sony im Consumer-Bereich die Playstation und die Content-Aktivitäten: Der Filmbereich und der Musikbereich gehören zu den wichtigen Erlösstützen. Potenzial sieht Sony für sich auch noch bei hochwertigen, teuren Smartphones und im Tablet-Bereich, wo derzeit Samsung und Apple den Markt beherrschen. Außerdem will Sony — zunächst nur in den USA — einen eigenen Pay-TV-Dienst anbieten und es soll auch eine Online-Spieleplattform von Sony kommen.

Und was ist mit dem Professional-Bereich von Sony?

In der Broadcast-Branche musste Sony in den vergangenen Jahren eindeutig Federn lassen, dieser Bereich ist aber innerhalb des Konzerns vergleichsweise klein. Mit der phasenweise zu einseitigen Ausrichtung der Broadcast-Abteilung auf den Bereich Stereo-3D hat sich Sony sicher keinen Gefallen getan, aber derzeit ist das Unternehmen für den aufkommenden 4K/UHD-Markt gut gerüstet und in einer günstigen Ausgangsposition. Sony war auch immer gut darin, im Profibereich einen Markt »zu machen«. Und auch wenn das bei 3D nicht geklappt hat, dürfte das Unternehmen im Broadcast-Markt derzeit ganz gute Karten haben — wenn es nicht zu lange dauert, bis in größerem Maß in 4K investiert wird.

Direkte Auswirkungen der Aktivitäten im Consumer-Bereich auf Sonys Professional-Sparte befürchten Sony-Insider auch in inoffiziellen Gesprächen derzeit nicht.

Wie sieht es bei den anderen aus?

Sony ist mit den Ertragsproblemen in der klassischen Unterhaltungselektronik nicht allein, auch Panasonic etwa, steckt hier in Problemen. Panasonic hat aber kein Äquivalent zur Playstation oder zu Sonys Content-Bereich im Portfolio. Stattdessen will Panasonic insgesamt künftig den B-to-B-Bereich intensivieren, in dem das Unternehmen ohnehin sehr viel stärker ist.