Postproduction, Top-Story: 28.02.2002

Nachgelegt

Der Test von Avids DV-Schnittlösung Xpress DV 3 in der Windows-2000-Variante zeigte: Nun ist diese Software näher am Media Composer, die Geschwindigkeit wurde gesteigert, die Bedienung vereinfacht. Xpress DV läuft sowohl auf Laptops wie auf Desktop-Rechnern, ist aber klar auf DV-Betrieb abgestimmt: I/O und und interne Signalverarbeitung erlauben ausschließlich DV-Betrieb. Wer anderes Material zuspielen will, braucht, wie bei anderen DV-Lösungen auch, Konverter für Audio, Video und Timecode.

Im Sommer 2001 präsentierte Avid die Software Xpress DV erstmals in einer Variante, die sich ohne zusätzliche Hardware sowohl auf stationären Rechnern wie auch auf Laptops einsetzen ließ (siehe Test dieser Version). Gut ein halbes Jahr später kündigt Avid nun das nächste, größere Update seiner DV-Schnitt-Software an: Xpress DV Version 3.

Dass zwischen Version 2 und Version 3 so wenig Zeit verging, dürfte nicht zuletzt an der Konkurrenz gelegen haben: Apple etwa bietet mit Final Cut Pro 3.0 eine Editing-Software an, die zunehmend auch im Profilager eingesetzt wird und in Kombination mit Apple-Laptops eine ernst zu nehmende Alternative beim mobilen Schnitt ist. Auch was die Funktionalität betrifft, ist Avid zunehmend in Zugzwang geraten, denn Final Cut Pro, wie auch Pinnacles FastStudio-Software und das darauf basierende Mobil-Schnittsystem Purple.field boten Features, die der Version 2 von Xpress DV gefehlt hatten.

Die Software ist zunächst in einer Windows-Variante zum Nettopreis von 2.000 Euro verfügbar. Im Sommer 2002 soll dann auch eine Macintosh-Version folgen, die unter MacOS X laufen soll.

GRUNDFUNKTIONEN

Avid Xpress DV 3.0 eignet sich für den Videoschnitt speziell von DV-Material, bietet Grafik- und Compositing-Funktionalität, erlaubt den Einsatz von Effekten, das Gestalten von Titeln und ist zudem in der Lage, den fertigen Film in zahlreichen Formaten auszugeben.

Ganz generell werden Media-Composer-Anwender überrascht sein, wie hoch der Funktionsumfang der Xpress-DV-Software in Version 3 ist und wie weit die Überschneidungen mit der Software der wesentlich teureren Composer-Systeme mittlerweile gehen.

Man muss jedoch fairerweise darauf hinweisen, dass diese Überschneidungen nur die prinzipiellen Funktionen der Software betreffen, denn was die Hardware betrifft, gibt es natürlich immer noch große Unterschiede zwischen beiden Systemen. So kann man in ein Xpress-DV-System nur komprimiertes Material im DV-Format einspielen und auch kein unkomprimiertes Material damit bearbeiten. Ein Media-Composer-System bietet zudem deutlich mehr als ein Xpress-System, wenn es um Echtzeitbearbeitung und 3D-Effektgestaltung geht. Es gibt noch weitere Unterschiede zwischen der Xpress-Software und einem Media-Composer-System, dennoch: Version 3 von Xpress DV bietet im Vergleich zur Vorgänger-Version etliche interessante neue Funktionen.

WICHTIGE NEUERUNGEN IM ÜBERBLICK

* Die Bedienoberfläche der Software wurde überarbeitet und mit neuen Möglichkeiten ausgestattet. Schönes Detail, das sich besonders beim ausschließlichen Betrieb mit dem Laptop auszahlt: Mit einem Mausklick lassen sich fünf unterschiedliche Darstellungs-Modi aufrufen, etwa die klassische Editing-Darstellung, bei der Source- und Record-Fenster sowie Timeline zu sehen sind. Alternativ steht ein Modus zur Verfügung, bei dem sich alle notwendigen Fenster für die Audio-Nachbearbeitung öffnen lassen und einer, in dem sich Material direkt vom Band digitalisieren, loggen und wieder auf Videoband ausgeben lässt. Dank dieser »Toolsets« kann der Anwender mit einem Schlag genau jene Fenster öffnen, die er für eine bestimmte Operation gerade benötigt. Das ist sehr hilfreich, vor allem für Anwender, die normalerweise mit zwei Monitoren arbeiten und mehr Platz auf dem Schirm gewohnt sind.

* Durch LANShare haben Xpress-DV-Anwender nun eine einfache Möglichkeit für vergleichsweise günstiges Networking und Media Sharing.

* Eine deutliche Verbesserung bietet die neue Software für Editoren, die ihre Projekte auf DVD brennen möchten. Zum einen ist die Software beim MPEG-Encoding etwa fünf Mal so schnell wie bei der Vorgänger-Version. Ein echtes Plus, das Zeit, Geld und Nerven spart. Zum anderen unterstützt die Software nun auch kostengünstigere DVD-Brenner.
Die passende DVD-Software liefert Avid mit DVDit! SE im Bundle gleich mit. Sie lässt sich recht einfach bedienen, so dass es auch für ungeübtere Anwender ein Leichtes sein dürfte, ihre Projekte auf DVD auszugeben.

* Avid Xpress DV unterstützt nicht nur DV und DVCAM, sondern auch DVCPRO. Es ist also auch möglich, Material mit 4:2:0-Signal-Processing einzulesen und zu bearbeiten. (Mehr Informationen zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten die DV und seine Derivate aufweisen, finden Sie in der Info-Zone von www.film-tv-video.de. Sie gelangen direkt zu einem Artikel über die Kompatibilität dieser Formate, wenn Sie hier klicken.)

* Anwender, die sich für ihr Xpress-DV-System mehr Compositing-Funktionalität wünschen, kommen ebenfalls nicht zu kurz. Xpress DV wird in der umfangreicher ausgestatteten Power-Pack-Variante nach wie vor mit Pinnacle Commotion 4 und etlichen weiteren Softwares für erweiterte Compositing-Funktionalität ausgeliefert. Zudem haben die Entwickler aber auch der Xpress-Software selbst mehr Funktionen für die Effektbearbeitung spendiert. Dank neuem Keyframing ist nun deutlich einfacher, Picture-in-Picture-Effekte zu gestalten und dabei zu sehen, wie sich die Effekte über die Zeit verändern. Weiteres schönes Detail: Es ist möglich, Photoshop-Dateien mit allen Layers zu importieren und die einzelnen Layer gezielt in Xpress DV weiter zu verwenden. Außerdem unterstützt Xpress DV acht Videospuren mit unlimitiertem Nesting. Dadurch ist es möglich, unbegrenzt viele Videospuren ineinander zu verschachteln. Diese Funktion ist dann essenziell, wenn der Anwender Multi-Layer-Compositings erstellen möchte. Doch gerade bei anspruchsvollen Compositings ist es wegen der begrenzten Bildqualität und auch wegen der dafür notwendigen Bedienschritte aus Sicht der Tester nach wie vor sinnvoller, statt mit einem Xpress-DV-System mit einem Media Composer oder einem anderen hierfür geeigneten System zu arbeiten.

* Wer sich generell mehr Performance für sein Xpress-DV-System wünschte, wird ebenfalls beglückt: Schon eine Maschine mit 750 MHz und 256 MB RAM bietet deutlich bessere Leistungen und Arbeitsgeschwindigkeit als bisher. Schönes Detail am Rande: Das Xpress-DV-System lässt sich auf einfache Art und Weise für maximale Bildqualität oder aber für maximale Perfomance optimieren.

* Die Editing-Software von Xpress DV bietet rund 100 Echtzeit-Preview-Effekte. Das bedeutet in der Praxis, dass die Effekte schon in der Vorschau so aussehen, dass man während des Schneidens eine konkrete Vorstellung davon bekommt, wie der Effekt aussieht, ohne dafür lange Render-Zeiten in Kauf nehmen zu müssen. Eine weitere Besonderheit: Bis zu vier Effekt-Videospuren lassen sich simultan wiedergeben.

* Ein sinnvolles neues Werkzeug, das vor allem beim Loggen und Digitalisieren des Materials Zeit spart, ist die Funktion »DV Scene Extraction«. Sie spürt bei einem Band oder bei längeren Passagen, die digitalisiert werden, automatisch Szenenwechsel auf. Im nächsten Schritt erstellt die Software daraus automatisch Subclips, die dem Editor als Arbeitsgrundlage dienen können. Das spart im Editing-Prozess sehr viel Zeit.

FAZIT
Avids Xpress DV 3 ist ein rundum gelungenes Update der Version 2. Etliche der Einschränkungen der Vorgängerversion sind behoben und die DV-Editing-Software kann sich in puncto Preis-/Leistungsfähigkeit nun ohne Probleme mit der Konkurrenz messen.

Downloads zum Artikel:

T_0202_Xpress3.pdf