Kamera, Test, Top-Story: 03.04.2014

AVC-Ultra-Handheld: AJ-PX270 von Panasonic im Vortest

In Kürze soll der Lieferstart des Camcorders AJ-PX270 von Panasonic erfolgen. film-tv-video.de hatte Gelegenheit, ein Vorseriengerät auszuprobieren.

Der AJ-PX270 ist von der Bauform her ein klassischer Handheld-Camcorder der aktuellen Generation. Er ist etwas kleiner als der populäre AJ-HPX250 (Test) aus gleichem Haus und bringt zwei Premieren in seiner Klasse mit: Er ist der erste Handheld mit AVC-UltraCodec und der erste Handheld mit MicroP2-Slots. Neben den beiden MicroP2-Slot gibt es auch noch einen Slot für die klassische, große P2-Speicherkarte. Vorhandene Speicherkarten in dieser Größe können also beim PX270 weiter genutzt werden — nicht jedoch für die höchsten Datenraten, die das Gerät bietet. Wer weiter den DVCPRO-Codec in seinen verschiedenen Ausprägungen bis DVCPROHD nutzen will, kann das mit dem PX270 ebenfalls tun.

Codecs

Der 270er bringt den AVC-Ultra-Codec in die Handheld-Klasse. Für die Aufzeichnung stehen verschiedene Qualitätstufen und Datenraten zur Verfügung. Wählt man etwa innerhalb des AVC-Ultra-Codecs Long-G aus, dann werden Long-GoP-Bildfolgen aufgenommen. Das ist sehr effizient und führt schon bei Speicherkarten mit moderater Kapazität zu langen Aufnahmezeiten.

Für höhere Ansprüche an die Bildqualität steht als Codec AVC-Intra mit Datenraten von 50 und 100 Mbps zur Verfügung, um mit 4:2:2 in 10-Bit-Quantisierung aufzuzeichnen. Wer noch mehr Bildqualität braucht, der kann auch mit 200 Mbps aufzeichnen — allerdings bietet Panasonic diese Funktion als kostenpflichtige Option an.

Auch DVCPRO-kodierte Aufnahmen sind mit dem 270er möglich. Eine Übersicht:

  • AVC-Intra mit 50 Mbps in 4:2:0 und 10 Bit
  • AVC-Intra mit 100 Mbps in 4:2:2 und 10 Bit
  • AVC-Long-G mit 50 Mbps in 4:2:2 und 10 Bit
  • AVC-Long-G mit 25 Mbps in 4:2:2 und 10 Bit
  • AVC-Long-G mit 12 Mbps in 4:2:0 und 8 Bit
  • DVCPROHD, DVCPRO50 (4:2:2, 8 Bit)
  • DVCPRO (4:1:1, 8 Bit)
  • DV (4:2:0, 8 Bit)
    zusätzlich:
  • HD-Proxy als AVC-Long-G mit 6 Mbps(4:2:0, 8 Bit)
  • AVC-Proxy in den Stufen SHQ/HQ/Low (4:2:0, 8 Bit)
Medien, Aufnahmemodi

Vier Slots bietet der 270er für Wechselspeichermedien — für drei verschiedene Kartentypen. Für die AV-Aufzeichnung sind das zwei MicroP2-Slots und ein P2-Slot. Die MicroP2-Slots schaffen höhere Datenraten und nutzen die neuesten Speichermedien aus der Profiabteilung von Panasonic. In den klassischen P2-Slot passen die physisch größeren, aber langsameren P2-Speicherkarten. Der Dritte im Bunde ist ein SD-Kartenschlitz, der aber nicht für die AV-Aufzeichnung genutzt wird, sondern um Camcorder-Setups speichern und zwischen Camcordern übertragen zu können, sowie Updates einzuspielen.

Die AV-Medien des PX270 lassen sich in verschiedenen Modi bespielen. Die MicroP2-Karte bietet eine höhere interne Datensicherheit als die physisch gleich großen SD-Speicherkarten. Wenn das an Sicherheit noch nicht reicht oder wenn die Aufnahmen aus anderen Gründen auf mehreren Karten benötigt werden, kann man mit dem 270er Parallelaufzeichnungen des gleichen Signals auf zwei Speicherkarten realisieren (Mirroring). Auch der Multi-Codec-Betrieb, also das parallele Aufnehmen auf zwei Karten, aber mit verschiedenen Kompressionsverfahren und Datenraten, ist möglich.

Grundausstattung

Als Sensoren nutzt der AJ-PX270 drei 1/3-Zoll-CMOS-Wandler, deren Lichtempfindlichkeit laut Hersteller gegenüber dem 250er gesteigert wurde. Vor den Bildwandlern ist ein 22fach-Zoomobjektiv fest eingebaut. Vier ND-Filter erlauben zusätzlich zu Blende und Belichtungszeit die Anpassung an verschiedene Lichtverhältnisse. Anders als beim 250er, wo die ND-Filter per Drehrad geschaltet werden, ist dies beim 270er per Schiebeschalter umgesetzt.

Der 270er bietet einen Oled-Sucher und einen 3,5-Zoll-Ausklappschirm. Der Ausklappschirm ist oben am Tragegriff montiert, hier greift Panasonic also den aktuellen Trend auf. Panasonic liefert den 270er mit einem größeren Akku aus, der zentral im Gerät steckt, also nicht zu einer Disbalance führt.

Funktionen

Der 270er verfügt über das, was man in seiner Klasse als Vollausstattung bezeichnen kann: Im Menü finden sich alle üblichen Parameter wie etwa Knie, Farbmatrix, Gamma-, Dynamik– und Detail-Funktionen, Skin-Tone und vieles mehr. Es steht ein Scene-File-System bereit, um verschiedene Voreinstellungen speichern und abrufen zu können.

Bei den Bildraten zeigt sich der PX270 variabler als seine Vorgänger in der Handheld-Baureihe von Panasonic und bietet abhängig vom eingestellten Raster folgende Stufen

  • 1080p59,94:1, 2, 4, 6, 9, 12, 15, 18, 20, 21, 22, 24, 25, 26, 27, 28, 30, 32, 34, 36, 40, 44, 48, 54, 60 fps
  • 1080p50: 1, 2, 4, 6, 9, 12, 15, 18, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 30, 32, 34, 37, 42, 45, 48, 50 fps
Objektiv

Das Zoomobjektiv deckt den Brennweitenbereich von 28 mm bis 616 mm ab (auf KB-Fotoverhältnisse umgerechet). Die in den Camcorder integrierte CAC-Funktion korrigiert Farbsäume, die durch chromatische Aberration entstehen.

Das 22fach-Zoomobjektiv mit Dreiringbedienung hat Panasonic mit einer relativ hochwertigen Zoomwippe ausgestattet, die es erlaubt, den kompletten Zoombereich innerhalb von rund 2 bis 180 sec zu durchfahren. Der Zoomring bietet einen Anschlag, die anderen Ringe nicht. Das Objektiv ist von den Eckwerten identisch wie das des 250ers, aber die Bedienung ist etwas verändert.

So hat Panasonic etwa beim 270er auf die etwas ungewöhnliche Umsetzung der Makrofunktion verzichtet, wie sie beim 250er realisiert war (Test) und dort mitunter zu Verwirrung bei den Anwendern geführt hatte. Offenbar hat Panasonic hier das Feedback der Anwender zur Kenntnis genommen und nun beim 270er wieder einer klarere Bedienung in diesem Bereich umgesetzt. Die Makro-Funktionalität ist per Menü einstell- und dann per Macro-Taste abrufbar.

Bedienung

Die Bedienelemente des 270ers sind eher an Schultercamcordern angelehnt, als an Consumer-Geräten. So finden sich etwa Kippschalter aus Metall für wichtige Kamerafunktionen am Gerät. Auch die vergleichsweise hochwertige Zoomwippe passt in dieses Bild. Die Tastenanordnung des 270ers unterscheidet sich von der des 250ers, aber man findet sich rasch zurecht.

Man kann den 270er auch im »Semi-Shoulder«-Modus nutzen: Die Buchsen sind seitlich angebracht, man kann das Gerät also am Körper abstützen, auch wenn Zubehör angeschlossen ist.

Expander und Peaking sind als Schärfeassistenzsysteme eingebaut und können wahlweise, aber nicht gleichzeitig genutzt werden. Der PX270 bietet auch einen Lowlight-Modus und schöne Details wie eine elektronische Wasserwaage, die ins Sucherbild eingeblendet werden kann.

Wireless-Funktionalität an Bord

Im Handgriff des Camcorders ist Platz für einen Wireless-USB-Stick, der es möglich machen soll, AV-Daten auch drahtlos zu übertragen — ab Herbst 2014  auch per LTE. Dann soll es nach einem Firmware-Update möglich werden, Hi-Res-Material direkt aus dem Camcorder kabellos auf einen Server oder in die Cloud zu laden.

Panasonic wird hierfür möglicherweise eigene Cloud-Services anbieten. Die Basis dafür könnte die Übernahme von Cameramanager durch Panasonic darstellen: Das ist ein Cloud-Service, der im CCTV/Überwachungsbereich aktiv ist und den das Unternehmen möglicherweise auch für den Profibereich ausweiten könnte.

Der Wireless-USB-Stick steht nicht seitlich aus dem Camcorder heraus, sondern ist unter einer Abdeckung im seitlichen Handgriff des Camcorders verstaut und geschützt. Diese Wireless-Funktionalität stand beim Vorseriengerät noch nicht zur Verfügung, konnte also auch noch nicht ausprobiert werden.

Praxis

Erstmals hat Panasonic einem Handheld eine Sonnenblende mit integriertem, auf- und zuklappbarem Objektivschutz spendiert. Leider saß diese Sonnenblende zumindest beim ausprobierten Vorseriengerät sehr locker und löste sich so leicht vom Objektiv, dass das auch mehrfach unabsichtlich geschah.

Der Ausklappschirm mit glänzender Oberfläche und der Sucher erlaubten auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen vernünftiges Arbeiten. Die Helligkeit des Ausklappschirms kann direkt in fünf Stufen geschaltet werden. Schön: Die große Augenmuschel und das relativ große Sucherfenster machen die Suchernutzung auch für Brillenträger recht angenehm.

Gut gefiel den Testern auch der neue Blockiermechanismus für den Auslöser im oberen Handgriff, der unabsichtliches Ein- und Ausschalten der Aufnahme wirkungsvoll verhindert.

Der 270er ist für den Einmannbetrieb optimiert, also für VJs gedacht. Das sieht man an vielen Details. Dreht man etwa den Ausklappschirm auf den Kopf, so dass man sich selbst sieht, wenn man vor der Kamera steht, dann werden die diversen Einblendungen automatisch entfernt, so dass man sich beim Selfie besser kontrollieren und sehen kann. Ein anderes Indiz für die Einmann-Optimierung ist das Audiopegelrädchen im vorderen Gerätebereich.

Vor Überbelichtung warnt der Camcorder in der Grundeinstellung nach dem Geschmack der Tester etwas zu spät: Den nächsthöheren ND-Filter hätte der Camcorder in der einen oder anderen Aufnahmesituation durchaus schon früher anfordern sollen. Das lässt sich aber justieren.

Drückt man beim PX270 die Auto-Iris-Taste und dreht dann man Blendenring, dann kann man so schnell und direkt den Arbeitspunkt der Automatikblende verschieben. Das ist an sich schon sehr praktisch und schön. Dass dann auch noch im Sucher angezeigt wird, um welches Maß man den Blendenwert korrigiert/verschoben hat, ist das Tüpfelchen auf dem i — so sehen praxisnahe Hilfen aus. Außerdem bleibt der Verschiebungswert gespeichert, man kann ihn also mit nur einem Tastendruck aktivieren und deaktivieren.

Bei der Push-Autofokus-Funktion hat man die Wahl zwischen einem Turbomodus, der mit maximaler Geschwindigkeit scharfstellt und einem Normalmodus, wo weniger hektisch und somit »On-Air-verträglicher« scharfgestellt wird.

Die Zebrafunktion lässt sich beim PX270 zwischen »Moment« und »Continue« umschalten: So kann man entscheiden, ob das Drücken der Zebra-Taste nur kurz die Belichtungskontrolle per Zebra aktiviert, oder ob das Zebra so lange eingeblendet bleiben soll, bis man es wieder aktiv per Tastendruck ausschaltet.

Drückt man die Menütaste am PX270 kurz, dann wird das User-Menü angezeigt, wo man wichtige Funktionen ablegen kann. Drückt man die Menütaste lang, wird die volle Menüstruktur angezeigt.

Der PX270 hat einen eingebauten Ventilator, den man durchaus auch hört, wenn man das Ohr ans Gehäuse legt. Insgesamt war der Camcorder aber im Test sehr leise, nur beim Systemstart — etwa beim Umschalten zwischen verschiedenen Rastern und Systemmodi — schaltet der Ventilator kurz hoch, um aber anschließend sofort wieder leiser zu werden. Der Camcorder wurde nur handwarm, Hotspots am Gehäuse konnten die Tester nicht ausmachen. Allerdings könnten sich Temperatur und Lüftergeräusch möglicherweise erhöhen, wenn man mit 200 Mbps arbeitet, einer Stufe, die beim Vorseriengerät nicht zur Verfügung stand.

Apropos unerwünschte Geräusche: Auch das Objektiv des PX270 ist sehr zurückhaltend und vergleichsweise leise, wenn es die Schärfe nachregelt oder wenn man die Brennweite variiert.

Die beiden XLR-Buchsen des Camcorders sind getrennt voneinander am Gerät angeordnet. Das mutet zunächst ungewohnt an, erwies sich aber als durchaus praktisch: Wenn man etwa ein Funk- und Richtmikro nutzt, gibt es ja tatsächlich keinen Grund, weshalb deren Stecker direkt nebeneinander liegen müssten, sondern es kann besser sein, wenn das eben genau nicht der Fall ist.

Dier Taste für den Farbbalken suchten  die Tester zunächst vergeblich, wurden dann aber doch noch im oberen Tastenfeld neben dem Ausklappschirm fündig.

Preis

Panasonic will den AJ-PX270 ab Ende März 2014 zum Nettopreis von 5.840 € ausliefern.

Fazit

Der AJ-PX270 von Panasonic bietet bei einigen grundlegenden Technologien und auch beim Bedienkonzept einen frischen Ansatz, der den Testern gut gefiel. Einige der Bedienhilfen sind wirklich sehr gut gelungen und setzen neue Maßstäbe. Weil es sich bei dem in diesem Test ausprobierten Camcorder um ein Vorseriengerät handelte und noch Änderungen bis zur Serienfertigung möglich waren, dürfen wir keine Testaufnahmen veröffentlichen und es gibt auch keine Bilder von den Einstellmenüs. Vielleicht eine übervorsichtige Beschränkung des Herstellers für diesen besonderen Test: Den Testern ist nämlich in beiden Bereichen beim Vorseriengerät nichts Negatives aufgefallen, was dringend bis zur Serienfertigung noch korrigiert werden müsste.

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