360-Grad-VR, Live, OTT, Sport, Ü-Wagen: 27.04.2016

NAB2016: C360 schlägt Brücke zwischen TV und VR360

Das C360-System des gleichnamigen Herstellers aus den USA generiert aus der gleichen Quelle Bilder für VR360-Anwendungen und für die TV-Auswertung — live oder aus Aufzeichnungen.

Aus dem Bildsignal der gleichen Kamera sowohl VR360-Applikationen bedienen zu können, wie auch TV-Bilder zu generieren, diese Idee steckt hinter dem C360-System. Es kombiniert eine Kamera mit einem speziellen Objektiv und ein Echtzeit-Grafiksystem zu einem live-fähigen System, das neue Nutzungsmöglichkeiten eröffnet.

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Eine kompakte Kamera und ein speziell für das C360-System spezifiziertes und produziertes Objektiv bilden die Bildquelle von C360.

C360 besteht auf der Aufnahmeseite aus einer kompakten Kamera und einem speziellen Objektiv: Das Objektiv erfasst ein halbkugelförmiges Panorama, es wird alles aufgenommen, was vor der Kamera liegt. Dabei weist das Objektiv, das von Immervision aus Großbritannien stammt und speziell nach den Wünschen von C360 hergestellt wird, eine Besonderheit auf: Es enthält im Unterschied zu  »normalen« Fischaugenobjektiven auch anamorphotische Elemente. Die sorgen dafür, dass die Auflösung in den Randzonen nicht abfällt, sondern über das gesamte Bild relativ konstant bleibt. Der Experte spricht von einem panomorphen Objektiv. Diese Besonderheit ist wichtig, denn sie sorgt dafür, dass die Bilder, die aus den Originalaufnahmen generiert werden, eine höhere Bildqualität haben, auch wenn sie aus den Randzonen des Kugelpanoramas stammen. (Ein ähnliches Prinzip nutzt LMP bei seiner Cerberus-Lens). Immervision spricht davon, dass das Objektiv eine Auflösung von 6K biete.

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Aus dem Kugelpanorama können relativ unverzerrte Bilder in hoher Qualität generiert werden — in Echtzeit.
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Das System ist auf den Live-Betrieb abgestimmt: Per Joystick lassen sich die Bildausschnitte festlegen, die entzerrt und in HD-Auflösung — passend für TV-Produktionsinfrastrukturen — ausgegeben werden können. Parallel steht ein VR360-Signal zur Verfügung.

Das Bildsignal, das die Kamera abgibt, kann dann auf verschiedene Weise genutzt werden: Zum einen lassen sich VR-Headsets damit füttern und man kann durch Bewegen des Kopfes bestimmen, welchen Bildausschnitt man sieht. Zum anderen kann das Material mit einer Viewer-Software auf einem PC, Tablet oder Smartphone so betrachtet werden, wie man bei Youtube VR360-Clips anschauen kann. So weit, so bekannt und in der VR360-Welt üblich.

Der dritte Weg aber schlägt die Brücke zum TV-Bereich: Das C360-System erlaubt es, aus dem Halbkugelpanorama in Echtzeit vier unverzerrte HD-Bildausschnitte mit nahezu perfekter Geometrie zu generieren und diese wie die Bildsignale »normaler« Kameras in einer Produktion zu verwenden.

Das haben verschiedene TV-Sender und Sportveranstalter auch schon getan: Fox Sports, die NFL, Nascar, NHL, ESPN, NBA/TNT, UFC und CBS Sports haben das System schon genutzt, der Ü-Wagen-Anbieter NEP hat es in seinem Dienstleistungsprogramm. Sportarten wie Autorennen, Golf, Hockey und diverse Ballsportarten wurden unter Einsatz des C360-Systems schon live übertragen und aufgezeichnet.

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Aus der gleichen Quelle verschiedene Senken mit unterschiedlichen Bildsignalen zu bedienen und dabei neue Blickwinkel realisieren: mit C360 wird das möglich.

Die Bedienung von C360 ist bewusst einfach gestaltet und erlaubt den Einsatz im Live-Umfeld: Mit einem Joystick können die gewünschten TV-Bildausschnitte innerhalb des Panoramas ausgewählt, platziert und skaliert werden, die dann entzerrt und als HD-Signale live ausgegeben werden.

Mit C360 steht also ein System zur Verfügung, das sowohl den neuen VR360-Markt mit Live-Bildern versorgen kann, wie auch die traditionelle TV-Übertragung.

Denkt man an neue Darreichungsformen von TV-Übertragungen, wie sie etwa von Fox Sports beim jüngsten 500-Meilen-Rennen von Daytona umgesetzt wurden (siehe Bericht), eröffnen sich spannende Kombinationen aus TV-Bildgestaltung und interaktiven Zuschauererlebnissen — gespeist aus der gleichen Quelle.

Anwendungen sind natürlich auch im Bereich des Videobeweises denkbar: Da aus den Panorama-Aufnahmen Bilder mit nahezu perfekter Geometrie erzeugt werden können, sieht man auch genau, ob der Puck oder der Ball über der Torlinie waren, oder nicht.