Branche: 10.10.2007

Napoleon erobert Rom — und Kinoton hilft ihm dabei

Das filmhistorische Stummfilmepos »Napoléon« von Abel Gance, bei dem teilweise auf drei Leinwände parallel projiziert wird, wurde in Rom vor dem Kolloseum als Open-Air-Vorführung mit Live-Orchester aufgeführt. Hinter den Kulissen war Kinoton in das Projekt involviert.

Eine historische Kulisse für die Aufführung eines filmhistorischen Werkes: Vor dem Kolloseum in Rom wurde Ende September das französische Stummfilm-Meisterwerk »Napoléon« von Abel Gance aus dem Jahr 1927 aufgeführt. Die monumentale Kinovorführung, bei der phasenweise drei Leinwände parallel bespielt werden, markierte den Höhepunkt der 30. Estate Romana, einem jährlichen Kulturfestival in Rom.

Genau 210 Jahre nach der Invasion Roms durch Bonapartes Truppen hat der Korse damit die italienische Hauptstadt erneut erobert. Die Verfilmung von Napoleons Aufstieg zum Kaiser von Frankreich faszinierte das Publikum in dem Open-Air-Kino, das direkt vor dem Kolosseum aufgebaut worden war. Die 3.000 Sitzplätze reichten bei weitem nicht aus, der Besucherandrang war sehr viel größer: rund 8.000 Filmfans waren auf das Gelände geströmt, um das Film-Event mitzuerleben. Das Orchestra di Roma e del Lazio begleitete das Leinwandereignis live mit der Filmmusik von Carmine Coppola.

»Napoleón« ist die wohl innovativste Arbeit des französischen Filmpioniers Abel Gance (1889 bis 1981). Der Film enthält verschiedene handkolorierte Szenen, sowie eine Dreifach-Projektion am Filmende, die das beeindruckende Panorama eines Schlachtfelds zeigt. Mit diesem Polyvision genannten Verfahren nahm Regisseur Abel Gance schon 1927 künftige Breitwandformate wie Cinerama oder Cinemascope vorweg. Das Original-Filmmaterial wurde 1980 von dem Filmhistoriker Kevin Brownlow restauriert und im Jahr darauf von Francis Ford Coppola neu geschnitten.

Die anspruchsvolle Projektion in Rom übernahm Kinotons italienischer Partner Kinoroma. Für die ersten 12 Akte kamen zwei Filmprojektoren des Typs FP 30 E zum Einsatz, für die Schlusspassage, die aus drei nebeneinander projizierten Bildern besteht (in Rom je 11 x 8,5 m groß), verwendete Kinoroma drei FP 25 E Filmprojektoren.

Die gesamte Filmvorführung wurde manuell, also ohne Kinoautomation durchgeführt. Für die Vorführer von Kinoroma war das eine echte Konzentrationsübung: Auch wenn Coppolas »Napoléon«-Version kürzer ist als die Originalfassung, dauert sie doch immer noch mehr als vier Stunden, mit zahlreichen Überblendungen und einer 17 Minuten dauernden, bildgenauen Dreifach-Parallelprojektion im letzten Akt.

Schon 1981 wurde die damals gerade frisch von Coppola editierte Fassung von »Napoléon« an gleicher Stelle vorgeführt. Dieses Kinoereignis wurde von Chapin Cutler von Kinoton America betreut, der nun nach 26 Jahre erneut nach Rom reiste, um auch die neue Vorführung beratend zu unterstützen.