Audio, Postproduction, Test, Top-Story: 01.07.2008

Übersicht: Audio-Sequencer für die Videoproduktion

Für Dialogschnitt, Sounddesign und Tonmischung sind spezialisierte Audioprogramme meist besser geeignet als die gängigen Video-Editing-Softwares. film-tv-video.de stellt sieben Programme bis 1.000 Euro vor, die sich besonders gut für die Vertonung und das Audio-Finishing von Videoproduktionen eignen, so genannte Audio-Sequencer.

Warum braucht man überhaupt einen Audio-Sequencer? Was ist der Vorteil gegenüber den Audio-Bearbeitungsmöglichkeiten klassischer Videoschnittprogramme? Da ist zum einen sicher die Funktionsvielfalt zu nennen: Sequencer bieten schlichtweg mehr Tools um den Ton zu bearbeiten und zu verfeinern. Störgeräusche entfernen, den Ton druckvoller und die Sprache verständlicher zu gestalten, sind dabei nur einige Aspekte. Zum anderen lässt sich mit Sequencern auch relativ einfach eigene Musik herstellen, die individueller ist als gema-freie Konserven, aber billiger als das Werk eines Komponisten. Die Musik kann hierbei aus Loops kombiniert und mit Software-Instrumenten gestaltet werden.

Audio-Sequencer werden teilweise auch als DAW (Digital Audio Workstation) bezeichnet und sind in den vergangenen Jahren in vielen Fällen zu Komplettwerkzeugen für die Tonbearbeitung und Musikproduktion gewachsen. Viele Hersteller haben in ihre Systeme eine Videospur integriert, um die Programme auch für multimediale Einsätze zu rüsten.

Die Produktvielfalt bei Software, Hardware und Plug-Ins für die Audiobearbeitung ist nahezu unüberschaubar: Schon die Auswahl an Audio-Sequencern mit professionellem Anspruch ist riesig, ganz abgesehen von Consumer-Angeboten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass einige Hersteller viele verschiedene Versionen des selben Programmkonzeptes anbieten. In der Folge fällt es nicht leicht, unter den vielen Programmen das Passende zu finden — vor allem, wenn man in der Audiogestaltung nicht seine Haupttätigkeit sieht, sondern nur einen Zusatzaspekt der Video-Postproduction.

Damit ist auch schon die Zielgruppe dieser Übersicht umrissen: film-tv-video.de stellt in diesem umfangreichen Audio-Special Programme vor, die bis 1.000 Euro kosten, dabei einen einigermaßen professionellen Anspruch verkörpern und sich besonders gut für kleinere Videoproduktionen eignen, bei denen es kein Budget für aufwändige separate Audio-Postproduction gibt.

Marktverhältnisse

Die Klassifizierung der Vielzahl von Audioprogrammen, die sich am Markt tummeln, ist nicht ganz einfach, denn der Funktionsumfang der Softwares variiert zum Teil beträchtlich: Da setzt man sich leicht dem Vorwurf aus, man habe Äpfel mit Birnen verglichen.

Verkürzt lässt sich sagen, dass die vielen Einsteigerprogramme in der Regel eingeschränkte Versionen von teureren Profi-Sequencern sind und sich meist an den Heimanwender richten. Dabei ist oft die Zahl der Spuren, der Effekte, der Software-Instrumente und die maximale Auflösung eines Projektes eingeschränkt. Teilweise sind auch einzelne Funktionen wie etwa Surround-Sound-Einstellungen nicht verfügbar. Die Programme der nächsthöheren Stufe, aus der Mittelklasse also, ermöglichen häufig schon die Wiedergabe einer Videospur und können somit eine Alternative für die Audiobearbeitung von Videoproduktionen sein. Besser sind aber in der Regel die »Vollversionen« der Programme geeignet, wenn man mehr will, als Hobbyfilme zu vertonen.

Eines schon vorweg: Jedes der genannten Programme ist ein vollwertiges Werkzeug für die Musikherstellung und die Audiobearbeitung. Neben der Bewertung der Funktionen, ist es letztlich aber auch immer eine Geschmacks- und Neigungsfrage, mit welchem Konzept man sich am besten zurecht findet.

Anforderungen an Audio-Sequencer

Die Audioprogramme des Testfelds wurden speziell auf ihre Tauglichkeit in der Videoproduktion getestet und sollten hierfür im Wesentlichen vier Funktionsbereiche abdecken und jeweils einige Grundanforderungen erfüllen.

Dialogschnitt und Sounddesign

Das Arrangieren, also das Anordnen und Überlagern verschiedener Audiospuren und Clips sowie das Bearbeiten mit Effekten in einer Timeline sollte für Nutzer mit Videohintergrund leicht erlern- und bedienbar sein (die Timeline wird bei den meisten Sequencern als Arrangier-Fenster bezeichnet).

Die framegenaue Wiedergabe einer Videospur mit Timecode-Anzeige sollte möglich sein, damit die Clips beim Dialogschnitt und Sounddesign auch bildseitig stets exakt an der gewünschten Stelle stehen.

Musikalische Untermalung mit Loops und Software-Instrumenten

Die Möglichkeit zum Komponieren von Musik mit Hilfe von Loops, Midi-Spuren und Software-Instrumenten war eine wichtige Anforderungen an die getesteten Programme. Alle ausgewählten Softwares können Loops und Midi-Dateien automatisch an das ausgewählte Tempo und den Takt anpassen, sie geben auch musikalisch wenig vorgebildeten Anwendern die Möglichkeit, Musik zu arrangieren.

Programme ohne Midi-Bearbeitung, wie etwa Adobe Audition, wurden nicht ins Testfeld aufgenommen, weil die Midi-Bearbeitung aus Sicht der Tester für die musikalische Gestaltung nicht fehlen darf. Midi eröffnet nämlich viele zusätzliche Möglichkeiten, denn Midi-Vorlagen vieler klassischer Kompositionen sind legal kostenlos im Internet erhältlich und da bei den meisten keine Urheberrechte mehr greifen, verhilft das sehr kostengünstig zu ungeahnten musikalischen Möglichkeiten.

Audio-Cleaning, Audiomischung und »fetter Sound«

Die Vorbereitung und das Aufbessern mangelhafter Tonpassagen ist eine wichtige Software-Anforderung und wird im allgemeinen Audio-Cleaning genannt. Das Abmischen der Audiospuren (Automation) ist wichtig, um die Gewichtung der verschiedenen Tonelemente festzulegen und die Sprachverständlichkeit des Tons sicher zu stellen. Dazu gehört ebenso das Mastering — ein Begriff, der im Zusammenhang mit Audio-Sequencern leider meist als Synonym zur Erhöhung der »Lautheit« durch Kompression auf einen schmalen Dynamikumfang verwendet wird. Bei der Produktion von Werbefilmen ist dieser Schritt nahezu unerlässlich, um im Umfeld anderer Spots nicht durch einen dünnen und leisen Toneindruck unterzugehen, sondern mit einem »fetten« Klang mit großer Lautheit »Druck« im Audiobereich aufzubauen.

Kriterien

Zu jedem der sieben getesteten Programme gibt es einen separaten Artikel. Darin stehen die jeweiligen Schwerpunkte der Programme im Zentrum, außerdem wird bewertet, bei welchen Softwares dem Editor ein besonders schneller Einstieg gelingt. Dabei helfen etwa Presets für Arbeitsoberfläche und Filtereinstellungen, mit denen allerdings nicht alle Programme aus dem Testfeld aufwarten konnten.

Manche der Programme besitzen auch eine direkte Anbindung an ein Schnittprogramm oder Im-/Export-Optionen für ganze Projekte und Arrangements via XML oder OMF. Das ist natürlich wichtig für den jeweiligen Workflow und wird ebenfalls erläutert.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

In den einzelnen Beiträgen spielen immer wieder ähnliche Aspekte eine Rolle, von denen die wichtigsten hier erläutert sind.

Im Gegensatz zu Videoschnittprogrammen wenden Audioprogramme Effekte meist nicht auf einzelne Clips (meist Objekte genannt), sondern auf ganze Spuren an, wie es im Videobereich etwa auch mit der Avid-Software Liquid möglich ist. Dabei gibt es Echtzeit– und Rendering-Effekte.

Ein Sampler, der auf echte Instrumentenaufnahmen (Loops) zurückgreift, ist aus Sicht der Tester die Voraussetzung dafür, realistisch klingende Midi-Kompositionen gestalten zu können. Dazu gehört ein Rhythmus-Instrument, das am besten auch auf echte Drum-Loops zurückgreift oder einen Schlagzeugsynthesizer nutzt, der diese Klänge digital erzeugt. Dazu gibt es meist noch diverse andere Synthesizer, die weitere Klänge synthetisch erzeugen und meist stark an die Synthi-Klänge der 70er oder 80er Jahre erinnern. Dabei ist es geschmacks- und themenabhängig, ob man diese nutzen will.

Um Loops suchen und finden zu können und den Überblick zu wahren, hilft ein Loop-Browser. Außerdem ist es wichtig, eigene Loops erstellen, mit Metadaten versehen und sie somit klassifizieren zu können, damit sie im Loop-Browser auffindbar sind. Bei den Loops gibt es im wesentlichen drei unterschiedliche Formate, für die unzählige Drittanbieter eigene Bibliotheken anbieten: Apple-Loops, Rex-Loops und Acid-Loops.

Die Testkandidaten

Bitte klicken Sie auf die Produktbezeichnungen um zu den einzelnen Testberichten zu gelangen. Die Eckdaten aller Testkandidaten im Vergleich finden Sie in der Tabelle, die am Ende dieser Seite zum Download bereitsteht.

Ableton: Live 7
Apple: Logic 8
Digidesign: Pro Tools LE
Mackie: Tracktion 3 Ultimate Bundle
Magix: Samplitude 10
Motu: Digital Performer 5
Steinberg: Cubase 4

Downloads zum Artikel:

T_0608_Audiosequencer.pdf

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