Unternehmen: 07.12.2013

Dreamwalks hat Insolvenz angemeldet

Rund elf Jahre nach der Firmengründung hat Dreamwalks im November 2013 Insolvenzantrag gestellt. Das Handelshaus hatte sich auf den High-End-Postproduction-Markt konzentriert. Geschäftsführer Patric Breuer erläutert die Hintergründe.

Dreamwalks befindet sich derzeit unter vorläufiger Insolvenzverwaltung und zieht sich nach der Abwicklung des Insolvenzverfahrens aus dem Markt zurück. Dreamwalks-Geschäftsführer Patric Breuer sieht im angestammten Marktsegment des Unternehmens keine Perspektive mehr: »Die aktuelle Branchenentwicklung hat unserem Unternehmen die wirtschaftliche Basis entzogen.«

Damit bezieht sich Breuer auf das insgesamt, besonders auch auch auf der Anwenderseite, schwächelnde High-End-Segment der Postproduction-Branche, wo es in den vergangenen Jahren etliche Insolvenzen gab. Der Postproduction-Markt für Film, TV und Video hat sich aus Breuers Sicht in den letzten Jahren von einer Nische mit spezialisierten High-End-Systemen, zum echten Massenmarkt entwickelt — auch mit all dessen negativen Begleiterscheinungen. Damit spielt Breuer auf die »Geiz ist geil«-Mentalität wachsender Teile der Branche an.

»Wenn nur noch der niedrigste Preis entscheidet und etwa die Verfügbarkeit und Nutzung von Knowhow und Support nicht mehr hinterfragt werden, funktioniert das von uns praktizierte Geschäftsmodell nicht mehr, das eben zu großen Teilen auf Wissen und Beratung basiert«, resümiert Breuer. »Gegen Amazon und dergleichen als Mitbewerber, können und wollen wir nicht antreten. Ebensowenig können wir den Wettbewerb mit kleineren Anbietern aufnehmen, die eine Preispolitik auf der Basis von buchhalterisch nicht haltbaren Kalkulationen am Markt verfolgen.«

Wo früher der Qualitätsanspruch deutlich im Vordergrund stand und einherging mit einem hohen Wissensniveau und einem schmalen Angebot an Systemen mit ausreichender Leistungsfähigkeit, hat sich aus Sicht von Breuer die Branche gedreht und die Prioritäten haben sich gewandelt: »Heute sind Smartphone und Social Media zum Maßstab geworden. Das Qualitätsbewusstsein ist trotz gestiegener technischer Standards und Möglichkeiten getrübt.«

Das Zusammenspiel dieser Phänomene mit einem rasanten Preisverfall und der Verlagerung von Software-Lizenzmodellen in die Virtualität, lässt aus Sicht von Patric Breuer für den herkömmlichen Händler mit Beratungs- und Knowhow-Anspruch keinen Raum mehr.

»Persönlich als noch schlimmer empfinde ich allerdings, dass damit auch der Spaß an der Materie auf der Strecke geblieben ist. Insofern sehen wir die Einstellung des Geschäftsbetriebes tatsächlich mit einem weinenden und einem lachenden Auge«, erklärt Patric Breuer. »Auf jeden Fall wünschen wir allen unseren Kunden, dass sich das auch für sie immer knappere Geschäft wieder konsolidieren möge und das Hauptaugenmerk auf die eigentliche Tätigkeit zurückkehren kann — das Gestalten von eindrucksvollen Bildern. Ich persönlich werde mir eine neue Herausforderung suchen, die mir den Spaß an der Arbeit wiederbringt.«

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