Messe, Top-Story: 28.04.2008

NAB2008-Trend: Stereo-3D

Stereoskopische Bilder spielten während der NAB2008 eine Rolle in mehreren Bereichen: bei der Aufnahme, in der Postproduction und auch bei den Displays.

Stereo-3D ist schon seit einigen Jahren ein Randthema der Branche, das aber bisher stets auf kleiner Flamme vor sich hin köchelte. Nun rückt das Thema langsam aber sicher etwas weiter ins Zentrum. Woran liegt das?

Zum einen wird es mit der Digitalisierung der Kinos immer einfacher, 3D-Filme vorzuführen (warum das so ist, wird hier erklärt). Außerdem wird die Bildqualität im Heimkino immer besser und das Equipment dafür immer günstiger — also brauchen die Kinos zusätzlichen Lockstoff, um Besucher in die Säle zu bringen. Da scheint sich 3D zu eignen: Seit der Uraufführung des Stereo-3D-Films »Der Polarexpress« im Jahr 2005 hat etwa dieser Film nach Angaben von Imax in den Kinos mit Imax-Lizenz weltweit über 65 Millionen US-Dollar eingespielt. In jüngster Vergangenheit brachte »Beowulf«, den das Unternehmen in Stereo-3D präsentierte, bisher insgesamt 25 Millionen US-Dollar in die Kinokassen — im Schnitt 185.000 US-Dollar pro Veranstaltungsort.

Es gibt also durchaus wirtschaftliche Motivationsgründe für den Aufschwung von Stereo-3D. Das spiegelt sich nun in verstärkter Aktivität im Bereich Stereo-3D auf der Produktionsseite. So zeigte P+S Technik zur NAB2008 ein 3D-Rig, das die exakte, wiederholgenaue Montage unterschiedlichster Kameratypen für Stereo-3D-Aufnahmen erlaubt (siehe Videoreport). Aber auch bei Iconix etwa gab es ein 3D-Rig zu sehen, auf dem sich zwei der kleinen Kameras dieses Herstellers montieren und justieren lassen. Anders als das Rig von P+S ist das von Iconix auf einen bestimmten Kameratyp abgestimmt und verbindet eine Side-by-Side-Montagevorrichtung mit der Signalelektronik für zwei HD-RH1-Kameras von Iconix.

In der Postproduktion legte Quantel einen Schwerpunkt seiner Messepräsentation auf Stereo-3D und zeigte entsprechende Funktionalität bei seinem Postproduction-System Pablo (siehe auch Videoreport). Der britische Plug-In-Hersteller The Foundry, der die Compositing-Software Nuke im März 2007 zugekauft hat, präsentierte zur NAB2008 deren neue Version 5. Neben einer überarbeiteten Bedienoberfläche und einigen weiteren Änderungen, soll Nuke künftig auch Stereo-3D-Funktionalität bieten. Dafür werden neue Nuke-Plug-Ins der Ocula-Familie eingesetzt, die einen kompletten 3D-Workflow bieten sollen. Insgesamt sind sechs Ocula-Plug-Ins geplant. Zur NAB2008 gab es am Stand von The Foundry eine Technologie-Demo davon zu sehen, die etwa nachträgliche Fehlerkorrekturen bei Stereo-3D-Aufnahmen und die nachträgliche Korrektur des Kamerabstands erlaubt. Insgesamt soll Ocula die Stereo-3D-Bearbeitung massiv vereinfachen. Weil Nuke zum Netto-Listenpreis von 3.500 US-Dollar angeboten wird, also eher mit der Apple-Software Shake konkurriert und somit in einer ganz anderen Preisliga spielt als etwa Quantels Pablo, deutet sich hier eine Alternative für die Stereo-3D-Postproduktion an.

Eines lässt sich generell sagen: Die Postproduktion wird bei der Herstellung von Stereo-3D-Filmen eine noch wichtigere Rolle spielen als bei konventionellen Produktionen. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Die Simulation des richtigen Augenabstands und der korrekten Tiefenwirkung ist entscheidend für den Bildeindruck und das Wohlbefinden der Zuschauer. Auch sind ruhigere Kamerabewegungen und stabiler Bildstand hierfür wichtig — korrigierende Eingriffe in der Postproduktion, um das zu erreichen, sind hier in vielen Fällen unvermeidbar.

Außerdem gibt es bei Stereo-3D-Produktionen zusätzliche Fehlerquellen bei der Aufnahme: Die beiden Kameras sind seitlich versetzt und oft nicht exakt parallel ausgerichtet, wodurch sich etwa Spiegelungen im Objektiv oder in optischem Zubehör wie Filtern auf die beiden Stereobilder unterschiedlich auswirken können. Außerdem bilden die beiden Objektive niemals exakt gleich ab, durch die Herstellungstoleranzen ergeben sich auch bei hochwertigen Objektiven unterschiedliche Verzerrungen, die sich besonders in den Randzonen des Bildes deutlich sichtbar auswirken können. Wenn aber die beiden Stereobilder durch Spiegelungen oder Verzerrungen zu stark voneinander abweichen, kann bei der Wiedergabe die 3D-Wirkung zusammenbrechen, »einseitige« Bildstörungen irritieren den Zuschauer zudem noch mehr als beidseitige. Solche Effekte gilt es bei Stereo-3D-Produktionen in der Postproduktion also auszumerzen und zu korrigieren.

An mehreren Ständen gab es während der NAB2008 auch sehr eindrucksvolle Vorführungen von Stereo-3D-Filmen auf unterschiedlichsten Displays und mit verschiedenen Projektionsstechniken zu sehen. So etwa am Stand der Entwicklungs- und Forschungsabteilung des japanischen Broadcasters NHK, wo die Kombination aus Ultra HD und Stereobildern zu sehen war. NHK entwickelt Ultra HD in zwei Versionen. Ultra HD 2 arbeitet mit 4.320 Linien, die Bilder bestehen aus 7.680 x 4.320 Bildpunkten, Ultra HD 1 nutzt die halbe Auflösung (mehr Infos). Ultra HD soll mit 22.2-Mehrkanalton angeboten werden und eben auch in einer Stereo-3D-Version.

Weitere Infos

Zusätzliche, allgemeinere Infos zum Thema Stereo-3D während der NAB2008 finden Sie hier.

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