Messe: 14.09.2008

IBC2008: Bewegung bei den Speichermedien

Bei den Speichermedien für die neuen bandlosen Profi-Videosysteme kommen nun die Zweit- und Drittanbieter mit eigenen Produkten auf den Markt. Außerdem könnte das Kaufinteresse von Samsung am Speicherkartenhersteller SanDisk den Markt verändern.

Der koreanische Konzern Samsung will den amerikanischen Speicherchip-Hersteller SanDisk kaufen. Das ist für die Broadcast-Branche deshalb interessant, weil SanDisk die SxS-Karten für das Sony-Format XDCAM EX herstellt. Da Sony und SanDisk die Speichermedien gemeinsam entwickelt haben, dürfte es wohl eine vertragliche Regelung geben, die festlegt, was im Fall eines Verkaufs oder einer Übernahme passiert, aber eine gewisse Unruhe bringt dieser Sachverhalt doch mit sich. Gerade hat Sony die SxS-Speicherkarte an JVC lizenziert (siehe separate Meldung), was zumindest zu einer größeren Verbreitung dieses Speichermediums beitragen wird — da will man Unruhe natürlich vermeiden.

Bewegung gibt es auch bei einem anderen Speichermedium von Sony: Die Dual-Layer-Version der Professional Disc, die Sony bei XDCAM-Geräten als Speichermedium mit höherer Kapazität von 50 GB nutzt, bietet in Kürze nicht mehr bloß der Hersteller selbst an, sondern es kommen weitere Lieferanten in den Markt. So wollen Fujifilm und Maxell eigene DL-Discs ab dem letzten Quartal des Jahres 2008 anbieten.

Fujifilm hatte zur NAB2008 auch angekündigt, man werde eigene P2-Karten anbieten. Die Karten mit Kapazitäten von 16 und 32 GB sind laut Hersteller seit rund sechs Wochen verfügbar und wurden auch schon an Endkunden ausgeliefert. Die 64-GB-Karte soll — wie die DL-Disc für das Sony-System — ab dem vierten Quartal 2008 lieferbar sein.

P2-Karten will der zu Hitachi gehörende Speichermedienhersteller Maxell derzeit nicht anbieten, stattdessen hat sich das Unternehmen eine feldtaugliche Transfer-Lösung ausgedacht: Mit robusten, kompakten Wechselfestplatten sollen die Endkunden ein Speichermedium an die Hand bekommen, auf das sie das Material von ihren Speicherkarten übertragen können. Das Ganze nennt der Hersteller iVDR Extreme, die Speicherkapazitäten sollen bis 250 GB betragen, zunächst sollen bis zu 160 GB verfügbar sein. Die iVDR kann über einen Adapter an die USB- oder FireWire-Buchse von Camcordern angeschlossen werden. Mit Datenraten bis 480 Mbps bei USB 2.0 und 800 Mbps über FireWire, lassen sich die Daten dann am Drehort auf handliche Wechselplatten (8 x 12,6 x 1,8 cm) kopieren. Die Platte selbst nimmt mit dem Adapter über eine SATA-Schnittstelle Kontakt auf.

Vom Verbrauchsmaterial zum Investitionsgut — und zurück?

Für die Speichermedien-Hersteller bricht im Broadcast-Markt nun eine Zeit des Wechsels und des Übergangs an: Bei der Professional Disc in der blauen und der roten Cartridge (Single und Dual Layer) können Maxell und Fujifilm ihre bisherigen Vertriebswege weiter nutzen, das Modell bleibt ja im Grunde gleich, es werden eben statt Kassetten Discs verkauft.

Das ändert sich, wenn es um das Geschäft mit Speicherkarten geht: Festplatten und P2-Medien (wie auch SxS-Karten, die es aber bisher nur von Sony und SanDisk gibt), gelten allein schon wegen des Anschaffungspreises als Investitionsgüter und nicht als Verbrauchsmaterial. Das bedeutet, dass bei größeren Kunden wie etwa Sendeanstalten andere Ansprechpartner zuständig sind und andere Prozeduren durchlaufen werden müssen.

Das kann sich bei sinkenden Preisen längerfristig auch wieder ändern, wie man an den SD-Speicherkarten sehen kann, die man auch mit mehreren Gigabyte Kapazität mittlerweile im Elektronik-Handel und in Drogerie-Märkten schon auf den Wühltischen in Kassennähe findet.

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