Branche, Sport: 04.11.2008

Boxen live: Final Cut im Einsatz

RTL hat gemeinsam mit Wige Media die Übertragung des Boxkampfs zwischen Wladimir Klitschko und Samuel Peter mit einem neuen Workflow realisiert: Mit einer auf Apple-Rechnern basierenden nativen MXF-Infrastruktur unter Einsatz von Final Cut Server und Final Cut Studio.

Erstmals wurden nach Firmenangaben bei einer Live-Produktion native MXF-Daten ohne Konvertierung in die Apple-Workgroup-Lösung Final Cut Server gespielt und mit dem NLE-System Final Cut Pro bearbeitet. Möglich wurde dieser Workflow dank einer integrierten MXF-Software aus der MXF4mac-Produktreihe von Hamburg Pro Audio: MXF4QT ermöglicht nativen und konvertierungsfreien Zugriff auf kompatible MXF-Daten in MacOS X und in kompatiblen Applikationen wie Final Cut Studio. So können zeitaufwändige und speicherintensive Konvertierungen ins QuickTime-MOV-Format vermieden werden, so der Hersteller.

MXF4QT unterstützt neben Sonys XDCAM noch zahlreiche weitere MXF-Variationen, so auch OP1a D10/IMX Live-Ingest-Daten von EVS. Die Streaming-Unterstützung erlaubt direkten Zugriff auf den Live-Stream, ohne dass die Aufnahme abgeschlossen oder eine Dauer vordefiniert werden müsste.

Bei der RTL-Aufzeichnung des Boxkampfs wurden bis zu vier IMX30-Live-Ingests via EVS XT2 direkt im nativen MXF-Wrapper in ein Shared-Storage-System (Apple Xsan) übertragen. Auf allen angeschlossenen Apple-Systemen war die MXF4QT-Software installiert, um den nativen MXF-Workflow zu gewährleisten. Final Cut Server konnte die MXF-Daten nativ erkennen und für die weitere Bearbeitung bereitstellen. Zwei weitere MacPro-basierte Final Cut Studio-Schnittplätze konnten per Fibre Channel direkt über Xsan auf die Daten zurückgreifen. Drei Laptops des Typs Macbook Pro standen als Sichtplätze für Redakteure zur Verfügung und waren per Gigabit-Ethernet mit dem System verbunden.

Die MXF-Dateien ließen sich nativ in der Timeline von Final Cut Pro bearbeiten. Die Streaming-Unterstützung von MXF4QT ist laut Hersteller so ausgelegt, dass sich MXF-Dateien, die sukzessive wachsen, in der Timeline von Final Cut Pro per Mausklick aktualisieren lassen. Dabei findet laut Hamburg Pro Audio keinerlei Buffering oder Chunking statt, und die Aktualisierung geschieht ohne jegliche Latenz.

Weiter wurden bei der RTL-Box-Produktion XDCAM-Aufnahmen von EB-Teams zugespielt. Dafür kamen drei Disc-Recorder des Typs PDW-1500 zum Einsatz, die das Material per Netzwerk-Anschluss zulieferten. Eine eigens dafür entwickelte Applikation ermöglichte dabei wahlweise die automatische oder manuelle Umbenennung der MXF-Dateien und transferierte diese direkt in das Xsan. Hierbei wurde die maximale Übertragungsgeschwindigkeit von 144 Mbps pro Sekunde voll ausgenutzt. Da die MXF-Daten nicht mehr konvertiert werden mussten, waren sie direkt verfügbar. Der Vorteil dabei: Noch während ein MXF-Clip transferiert wurde, gab es im Finder von Mac OS X bereits eine Vorschaumöglichkeit. Musste es mal ganz schnell gehen, konnte die Datei auch schon in Final Cut Pro importiert werden, während der Transfer noch weiterlief und noch bevor Final Cut Server sie katalogisiert hätte. Nach dem Schnitt in Final Cut Pro wurde die Timeline mit MXF4QT zurück in MXF exportiert. Hierfür stand für die EVS ein Playout-Ordner im Xsan bereit, um die exportierten MXF-Daten einzulesen.

André Aulich hat den Workflow in Zusammenarbeit mit Hamburg Pro Audio entwickelt. Der Apple Server- und Storage-Consultant Aulich betreut mit seinem Team seit drei Jahren die Apple-Server- und Speichersysteme der RTL Formel-1-Produktion und arbeitete lange Zeit mit Björn Adamski zusammen, der nun Produktmanager für die MXF4mac-Lösungen bei Hamburg Pro Audio ist.