Branche, Top-Story: 04.03.2009

BPM: Gegen den Trend

Das Hamburger Vertriebshaus BPM ist umgezogen und hat am neuen Standort einen Showroom eingerichtet, in dem mehr als 100 Broadcast-Produkte zum Ausprobieren und Testen bereitstehen.

Internet-Shopping hat die Broadcast-Branche längst eingeholt: Viele in der Branche kaufen ihr Equipment nicht mehr vor Ort beim Händler, sondern ordern via Internet – und zwar einfach dort, wo die Ware am günstigsten zu haben ist. Bei vielen Produkten klappt das völlig problemlos — etwa wenn man das Produkt schon kennt. Aber was ist, wenn man das Produkt erst kennen lernen will? Wer kauft ein Auto, ohne es jemals in echt gesehen zu haben und wer ist ganz ohne Probefahrt sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben? Spätestens dann, wenn zusätzlicher Service gefragt ist, kann es mühselig werden, wenn der direkte Ansprechpartner fehlt, der etwa bei Problemen Support leisten oder auch einfach nur die Reparatur eines Geräts forcieren kann.

Solche Überlegungen und das Feedback der Kunden führten bei BPM dazu, die Weichen anders zu stellen: »Wir haben uns gegen den Trend entschieden, in unseren neuen Räumen auf 250 qm einen professionellen Showroom einzurichten«, erläutert BPM-Chef Heinrich Buhr. »Damit wenden wir uns gezielt an Kunden, denen Beratung und Unterstützung vor und nach dem Kauf wichtig sind.«

Showroom

Wer die neuen Räume von BPM besucht, trifft dort im Showroom-Bereich auf ein Set-Up, wie man es normalerweise nur auf großen Messen oder Roadshows findet. Für den Kamerabereich hat BPM ein Demo-Set aufgebaut und von Beke Adler ausstatten lassen, deren Traumtag GbR auch die Set-Dekoration des Kerner-Studios obliegt. Die Speicherstadt-Kulisse wurde vom Hamburger Kameramann und Inhaber von Multivision Hamburg Knut Sodemann, dem Kameramann und Beleuchter André Dekker mit Leuchten von Arri und Dedo Weigert illuminiert (3x Arri 650 W, 1x Arri 1 kW, 2 x Arri 300 W Stufenlinser, 2 x Dedolight 150 W). Die Kulisse gibt alles her, was man für praxisnahes Ausprobieren von Kameras braucht: feine Details gilt es hier ebenso abzubilden wie schwierige Lichtsituationen zu meistern. Den Kunden von BPM eröffnet sich somit die Gelegenheit, im Showroom verschiedene Camcorder und Kameras ausgiebig und im direkten Vergleich zu testen: Die Bilder der Kameras könne über eine Kreuzschiene auf verschiedenen Displays dargestellt werden. »Unsere Kunden schätzen diese Möglichkeit sehr, und dank unserer Nähe zum Hamburger Flughafen können wir auch Kunden ansprechen, die nicht in unser direktes Vertriebsgebiet fallen«, sagt Arne Buhr, Marketing-Chef bei BPM.

Mit dieser Strategie scheint BPM bei etlichen Kunden offene Türen einzurennen: Das Bedürfnis nach Test- und Vergleichsmöglichkeiten vor dem Kauf neuen Equipments ist da und BPM bietet nun schöne Möglichkeiten, diesen Wunsch zu befriedigen: »Alle Geräte, ob Monitor, MAZ, Schnittplatz oder Camcorder, sind über eine HD-SDI Kreuzschiene verbunden. Somit sind alle erdenklichen Vergleichs-, Aufzeichnungs- und Wiedergabe-Konstellationen möglich«, erläutert Arne Buhr die Möglichkeiten des Showrooms. Kunden können derzeit vor Ort die folgenden Camcorder testen: Die XDCAM EX-Geräte EX3 und EX1, die HDV-Camcorder Z5, Z7 und S270, sowie V1, den PDW-700 im Format XDCAM HD 422 sind aus der Gerätepalette von Sony ständig vorhanden. Aber BPM ist nicht auf Sony festgelegt und zeigt auch Camcorder von Panasonic, wie den Schultercamcorder HPX2100, den bandlosen P2/DVCPROHD-Camcorder HPX171 und bald auch den ganz neuen P2/AVC-Intra-Schultercamcorder HPX301. Von JVC zeigt BPM derzeit den HDV-Camcorder GY-HD251.

Den Postproduction-Bereich deckt BPM mit diversen NLE-Systemen ab: Neben Avids Media Composer Nitris DX stehen auch Final Cut Pro und Final Cut Server von Apple zum Test bereit. Dabei geht es BPM vor allem darum, das Zusammenspiel der Schnittsysteme mit den neuen Bandlos-Camcordern vorführen zu können und den Kunden zu ermöglichen, die Abläufe selbst zu testen.

Ein weiterer Bereich des Showrooms ist den Displays gewidmet: BPM hat die wichtigsten Modelle am Markt mit Bilddiagonalen von 17 bis 46 Zoll versammelt. Die Geräte lassen sich über die HD-Kreuzschiene VikinX SL-HD1616-R von Network alle mit demselben Signal versorgen und auf diese Weise sehr gut miteinander vergleichen. Als Quellmaterial können die Camcordersignale, aber auch diverse andere Signale, etwa vom angeschlossenen Mischer, von MAZen oder den verbundenen Schnittsystemen zugespielt werden — dabei können die Kunden auch problemlos eigenes Material mitbringen.

Auch dem oft unterbewerteten Zubehör widmet sich der Showroom: Die Kunden können hier Stative, Taschen, Akkus und Kompendien ganz unterschiedlicher Hersteller in Augenschein und in die Hand nehmen, sowie im Zusammenspiel mit Camcordern und Kameras testen, auch Audio-Equipment hält BPM im Showroom bereit. »Beratung und Service stehen bei uns im Fokus, und dazu gehört eben auch eine professionelle Warenpräsentation«, erläutert Heinrich Buhr — und das hat sich BPM auch etwas kosten lassen: die Ausstattung und Schaffung der neuen Möglichkeiten im Showroom addieren sich zu einer Investitionssumme von 400.000 Euro.

Firmengeschichte

BPM ist aus der Service-Abteilung von Sony in Hamburg hervorgegangen, die der Hersteller dort für den norddeutschen Raum betrieben hatte. Als Sony diese Abteilung schließen wollte, entschloss sich Heinrich Buhr dazu, den Service samt Personal zu übernehmen und unter dem Namen BPM weiter zu betreiben. Buhr behielt den Standort bei, sodass für viele Kunden letztlich ein reibungsloser Übergang von Sony zu BPM stattfand.

Im Jahr 2001 entschloss sich BPM dazu, zusätzlich zum reinen Geräteservice auch in den Gerätehandel einzusteigen. Auslöser dafür war letztlich der Formatwechsel beim NDR: Der Sender musterte seinen kompletten Bestand an Betacam-SP-Camcordern und MAZen aus, BPM kaufte diesen Bestand auf, um ihn anschließend weiterzuverkaufen. Daraus erwuchs die Idee, den Vertrieb verschiedener weiterer Produkte aufzunehmen. Über die Zeit ist daraus ein großer Vertrieb von Gebraucht- und Neu-Equipment entstanden, der über die Jahre auch auf immer weiteres, neues Equipment ausgeweitet wurde.

Mittlerweile ist BPM autorisierter Vertriebspartner von Sony, Panasonic, JVC, Avid, Apple, Sachtler, Sennheiser und vielen weiteren. BPM verkauft über einen umfangreichen Shop im Internet, aber auch direkt vor Ort. Seit 2006 ist BPM mit einer eigenen Hauptstadt-Niederlassung auch in Berlin vertreten.

Weiter bietet BPM auch das an, was gerne unter dem Oberbegriff Systemgeschäft zusammengefasst wird, also die Konzeption und Umsetzung neuer, aber auch die Modernisierung bestehender Installationen — etwa beim Umstieg von SD auf HD oder auf bandlose Produktion.

Derzeit arbeiten 26 Mitarbeiter in den beiden BPM-Niederlassungen in Hamburg und Berlin. Weiteres Wachstum ist laut Arne Buhr trotz des momentan raueren wirtschaftlichen Klimas geplant.