Kamera, Test, Top-Story: 03.04.2013

Double Feature: F5/F55 im Test

Ende vergangenen Jahres überraschte Sony die Branche wenige Wochen nach der IBC mit der Vorstellung von PMW-F5 und -F55. Nun sind die beiden jüngsten, modular aufgebauten Camcorder aus der F-Serie dieses Herstellers verfügbar, die sich äußerlich nur durch die Farbe des Objektivbajonetts unterscheiden. Sie bieten S35-Sensoren und 4K-Aufzeichnung — unter anderem mit dem neuen Sony-Codec XAVC.

Mit den neuen Camcordern F5 und F55 schiebt Sony innerhalb seiner Palette aus SLS-Kameras, die für eher filmisches Arbeiten gedacht sind und das Label »CineAlta« tragen, zwei Geräte nach, die einen bisher in der Sony-Produktpalette noch weit offenen Bereich ausfüllen sollen: In Bezug auf Preis, Ausstattung und Funktionalität liegen die neuen Geräte (Ankündigung) zwischen PMW-F3 (Test) und dem Topmodell F65 (Produktionsreport).

film-tv-video.de hatte die Gelegenheit, Sonys F5 und F55 in einem kurzen Test auszuprobieren. Dabei standen Aspekte wie Handling, Bedienkonzept und ein erster Bildeindruck im Vordergrund. Schon im Vorfeld war klar: F5 und F55 bieten eine Fülle von Funktionen und möglichen Workflows. Angesichts der Vielseitigkeit der integrierten Codecs und Aufzeichnungsspielarten muss ein kurzer Praxistest daher zwangsläufig immer lückenhaft bleiben. Zudem stand film-tv-video.de einerseits der andockbare Raw-Recorder AXS-R5 (Netto-Listenpreis 5.206 Euro) nicht zur Verfügung, andererseits fehlt der Redaktion derzeit noch eine hochwertige 4K-Monitoring-Möglichkeit, so dass der Raw-Aspekt in diesem Test gar nicht und der 4K-Aspekt nur eingeschränkt berücksichtigt sind. Immerhin gelang es mit einer aktuellen Version des Content Browsers von Sony, das 4K-Material überhaupt mit einem Rechner importieren zu können.

Sony-Video mit F5-/F55-Demomaterial.

Preise und Konkurrenzsituation

Der Straßenpreis für einen F5-Body liegt Anfang April 2013 mit rund 12.500 Euro noch in Schlagdistanz zu Canons C 300 (Test), die im gleichen Zeitraum für rund 11.000 Euro gehandelt wird, dafür aber einerseits einen Suchermonitor mitbringt, der bei Sony Aufpreis kostet, jedoch andererseits bei der Codec-Vielfalt und der damit möglichen Aufzeichnungsqualität nicht mithalten kann (alle genannten Preise sind Nettopreise).

Die PMW-F55 wird derzeit im Preisfenster zwischen 23.000 und 24.000 Euro (nur Body) also fast zum doppelten Preis der F5 angeboten. Konkurrierende Kameras finden sich in der jüngst aufgewerteten Alexa-Produktlinie von Arri (Meldung), wo der Einstiegspreis allerdings bei 44.900 Euro liegt (Listenpreis, weitere Preisinfos). Canons C500, die im Unterschied zur C300 auch 4KRaw-Signale ausgeben kann, wird derzeit zu Preisen knapp unter 20.000 Euro gehandelt. In der Red Epic (IBC-Video) gibt es einen weiteren Konkurrenten für die neuen Sony-Kameras: Für die günstigste Version des nackten Kameramoduls (Brain) in der Variante Epic-X ist man ab 19.000 US-Dollar dabei. Mit SSD-Seitenteil und Lens-Mount ist die Epic-X ab 21.000 US-Dollar verfügbar.

Zu allen hier genannten Konkurrenten lassen sich im Vergleich zu F5 und F55 natürlich zahlreiche Unterschiede finden, aber de facto werden es diese Geräte sein, mit denen Sonys jüngste SLS-Kameras in der Praxis verglichen werden.

Sony-Video mit F5-/F55-Demomaterial.

Geräteklasse

Aber in welcher Geräteklasse treten F5 und F55 denn nun eigentlich an? Sony selbst sieht die modular aufgebauten Kameras — wie schon erwähnt — als Erweiterung der CineAlta-Reihe unterhalb der F65, wenngleich Sony-Mitarbeiter auch gerne betonen, dass »der Markt entscheiden« werde, in welchen Einsatzbereichen sich F5 und F55 letztlich ansiedeln. Die oben genannten Straßenpreise und Konkurrenten geben aber schon eine deutliche Richtung vor.

Von der Konstruktion her muss man sagen, dass F5/F55 wesentlich kompakter sind als die F65 und sogar etwas kleiner als die F3 (Test), aber auf der Basis von Fotos oft kleiner und leichter eingeschätzt werden, als sie tatsächlich sind. In gewisser Weise ist die Einordnung auch hier eine Frage der Perspektive: Kommt man von oben, aus Richtung der F65 und Alexa, sind F5/F55 kompakt und leicht, geht man dagegen von aktuellen Handhelds oder von Canons C300 aus, sind die neuen Sony-Kameras doch ein ganzes Stück größer und schwerer.

Im Vergleich zur Kamera PMW-F3 sind F5/F55 etwas kompakter, was den reinen Body betrifft, es gibt bei den Neuen aber etwa auch keinen fest am Body montierten Ausklappschirm.

Weil die neuen Kameras ja modular aufgebaut sind, kann man sie relativ weit abstrippen, aber bei Bedarf auch mit dem neuen Raw-Recorder, der Schulterstütze, dem XLR-Modul und den neuen, großen Akkus auf stattliche Maße anwachsen lassen — das erschwert natürlich ebenfalls die Einordnung in ein Größenraster.

Eckdaten

F5 und F55 sind mit einem identischen Sensor in S35-Abmessungen ausgestattet und als SLS-Camcorder mit CMOS-Bildwandler konzipiert. Dieser Sensor weist ein aktives Bildfenster von 24 x 12,7 mm auf (was tatsächlich ziemlich nah an S35 liegt). Insgesamt bringt es der Sensor auf 11,6 Millionen Pixel, von denen 8,9 Megapixel aktiv sind.

Beide Camcorder können in bekannten Sony-Formaten wie XDCAM HD 422 und HDCAM SR 444 aufzeichnen, zusätzlich steht auch die Aufzeichnung im neuen XAVC-Codec zur Verfügung. Dieser Codec arbeitet mit 10 Bit, 4:2:2-Processing und Auflösungen bis zu 4K. Mehr zum neuen Codec finden Sie gegen Ende dieses Textes.

Es gibt auch außer der Farbe des Objektivbajonetts (schwarz bei der F5, silbern bei der F55) Unterschiede zwischen den Kameras. Die wichtigsten im Überblick:  

  • Interne 4K-Aufzeichnung in XAVC — und somit 4K in einer physikalisch kleinen Konfiguration — bietet nur die F55. Verwendet man aber den separat erhältlichen, andockbaren Raw-Recorder AXS-R5 ist jedoch sowohl mit der F5 wie auch mit der F55 unkomprimierte 4K-Aufzeichnung möglich.
  • Die F55 bietet im Unterschied zur F5 einen Global-Shutter. Dadurch können beim Drehen mit der etwa doppelt so teuren F55 keine Rolling-Shutter-Effekte auftreten, man kann also gefahrlos schnelle Schwenks und Kamerabewegungen durchführen, auch in Blitzlichtgewittern filmen und es entstehen selbst dann keine bananenförmigen Kanten, wenn sich schnelle Objekte durchs Bild bewegen.
  • Die F5 hingegen ist mit einem Rolling Shutter ausgestattet, dafür aber etwas lichtempfindlicher als die F55: Für die F5 gibt der Hersteller ISO 2000 in S-Log 2 an, für die F55 hingegen ISO 1250. Der Dynamikumfang beträgt bei beiden Camcordern rund 14 Blenden.
  • Unterschiede gibt es auch bei den möglichen Frameraten: Die F5 kann in XAVC HD-Bilder mit bis 120 fps aufzeichnen, die F55 sogar bis zu 180 fps.
  • Außerdem kann nur die F55 simultan auf der selben SxS-Speicherkarte XAVC- und MPEG-2-Datenströme aufzeichnen.
Sony-Video mit F5-/F55-Demomaterial.

Ausstattung

Mount, Optiken

Vor dem Wandler sitzt bei der F5/F55 ein FZ-Wechselobjektiv-Mount, wie ihn auch die PMW-F3 aufweist. Sony liefert aber — wie schon bei der F3 — einen PL/FZ-Mount-Adapter mit, so dass auch PL-Mount-Objektive an F5 und F55 genutzt werden können. Der mitgelieferte Adapter mit PL-Fassung ist mit Kontakten ausgerüstet, die es erlauben, beim Anschluss von Objektiven, die Cooke/i oder Arri LDS unterstützen, die Objektivdaten zu lesen — das funktioniert auch mit Fujinon-Cabrio-Zoomoptiken.

Zum Test bei film-tv-video.de wurden die Kameras mit Festbrennweiten aus der Compact-Prime-Baureihe von Zeiss verwendet (CP2/T2.1 in den Brennweiten 18, 28, 50 und 85 mm), die der Kameraverleih Ludwig freundlicherweise zur Verfügung stellte.

Auch Sony selbst hat passende PL-Objektive im Programm, die aber im Test nicht verwendet wurden. Der Hersteller bietet ein Dreier- sowie ein Sechser-Set an. Zusätzlich zu den von der F3 bekannten Festbrennweiten mit 35, 50 und 85 mm Brennweite (Dreier-Set: SCL-PK3), kommen parallel zu den neuen Kameras weitere Primes mit den Brennweiten 20, 25 und 135 mm in den Handel (Sechser-Set: SCL-PK6). Alle erreichen eine maximale Öffnung von T2.0, sind laut Anbieter für 4K-Auflösung gerechnet und bieten ein Metallgehäuse.

Adapter von Drittherstellern ermöglichen es zudem, Fotoobjektive verschiedener Mount-Typen zu nutzen: E-Mount, Canon FD und EF, Leica (M und R) und auch B4 werden mit diversen Adaptern abgedeckt.

Aufzeichnung

Im Body von F5/F55 befinden sich zwei SxS-Slots für die Onboard-Aufzeichnung auf entsprechende Speichermedien. Dabei stehen verschiedene Codecs zur Auswahl, um die Aufzeichnung in diversen Rastern von HD bis 4K zu ermöglichen. Will man in 4K aufzeichnen, ist die jüngste Generation von SxS-Speichermedien erfordert, die  zusammen mit F5/F55 in den Markt eingeführt wurde: SxS-Pro+. Die Onboard-Aufzeichnung von 2K- oder 4K-Signalen erfolgt bei F5/F55 im neuen XAVC-Codec.

Letztlich stehen zur direkten Aufzeichnung in den Camcordern zunächst zwei File-Formate/Codecs zur Verfügung: das ist zum einen XDCAM HD 422 und zum anderen der neue Codec XAVC. Letzterer kann (unter anderem) in den Rastern 2.048 x 1.080 und 1.920 x 1.080, jeweils in 4:2:2 und 10 Bit mit Intraframe-Kompression und einer Datenrate bis maximal 200 Mbps aufzeichnen — also in einer höheren Qualität, als XDCAM HD 422 sie bieten kann. Die F55 kann auch intern noch mehr: Sie bietet zusätzlich zu den in der F5 schon verfügbaren Rastern auch noch 4.096 x 2.160 (4K) und 3.840 x 2.160 (QFHD), die mittels XAVC-Kompression auf die SxS-Pro+-Karte geschrieben werden können — mit einer Datenrate von bis zu 600 Mbps und einer Bildrate von 60 fps. Die F55 kann im Unterschied zur F5 auch simultan auf der selben SxS-Speicherkarte XAVC- und MPEG-2-Datenströme aufzeichnen. Man kann also bei der F55 parallel in 4K und in HD auf ein und dieselbe Karte schreiben.

Sowohl an die F5, wie auch an die F55 kann der separat erhältliche Raw-Recorder AXS-R5 von Sony kabellos angedockt werden. Dabei unterscheidet sich aber die maximale Bildrate, die von den Kameras an den Dockrecorder abgegeben werden kann: bei der F5 sind das 120 fps in 2K und 60 fps in 4K, bei der F55 sind bis zu 240 fps in 2K und 60 fps in 4K möglich.

Die F5 betrachtet Sony aufgrund dieser Unterschiede eher als HD-Produktionskamera, die »4K-ready« ist, also bei Bedarf mit dem Andockrecorder als 4K-Kamera genutzt werden kann. Im Unterschied dazu sieht der Hersteller die voll ausgestattete F55 als 4K-Produktionskamera, bei der die Anwender zwischen komprimierter 4K-Onboard-Aufzeichnung auf das handliche SxS-Medium und der unkomprimierten Raw-Aufzeichnung in 2 oder 4K mit dem separat für rund 5.000 Euro erhältlichen Andockrecorder wählen können.

Beide Kameras sollen sich zudem später per kostenfreiem Update auch mit MPEG-4 SStP (also dem Codec von HDCAM SR) ausrüsten lassen — so verspricht es der Hersteller. Die Kameras sollen dann auch mit 220 Mbps und 440 Mbps in 4:2:2 und 4:4:4 mit Bildraten bis zu 30 fps intern aufzeichnen können. Nach diesem schon zur Markteinführung angekündigten Update steht dann also auch interne 4:4:4-Aufzeichnung zur Verfügung. Wenn man dann in der Qualitätsstufe HDCAM SR 444 auf SxS-Pro+  aufzeichnen kann, stellt sich natürlich auch die Frage, wozu dann noch die SR-Memory-Baureihe benötigt wird.

Im Testbetrieb klappte die interne, komprimierende XAVC-Aufzeichnung in 4K problemlos. Allerdings sollte man dafür definitiv die neuen Speicherkarten verwenden, vor allem dann, wenn man mit höheren Frameraten aufzeichnen möchte — der Camcorder warnt auch per Bildschirmanzeige entsprechend, wenn man in 4K aufnehmen will. Aufgrund der großen Datenmengen, die selbst bei XAVC-kodierter Aufzeichnung in 4K anfallen, sollte man außerdem über eine ausreichende Zahl an Speichermedien verfügen. Auf die im Test verwendete 16-GB-Karte passten in XAVC-4K grade mal rund 7 Minuten Material.

Für den Transfer der mit F5/F55 aufgezeichneten Daten auf einen Rechner steht Sonys Content Browser zur Verfügung. Will man XAVC-Material importieren, braucht es dazu die neueste Version des Content Browsers, denn nur sie kann auch XAVC-Material importieren. Wer den Content Browser nicht mit dem Camcorder-Kauf erhalten hat, muss für die neue Version 2.0 rund 150 Euro bezahlen. Will man für ein Transferprogramm, das lediglich die Daten in den Rechner schaufelt, separat berappen? Eher nicht — aber es ist ganz sicher nur eine Frage der Zeit, bis das auch mit diversen Editing-Softwares direkt funktioniert.

Die weitere Verarbeitung von XAVC-Material in den verschiedenen NLE-Programmen muss man zum aktuellen Zeitpunkt individuell prüfen. Die folgenden Hersteller wollen XAVC aber laut Sony zumindest in Kürze unterstützen: Adobe, Apple, Assimilate, Avid, Codex, Colorfront, Filmlight, Grass Valley, Matrox, MTI, Quantel, Rovi und YoYotta.

Modularer Aufbau

F5 und F55 sind modular aufgebaut. An den Body lassen sich diverse Kamerazubehörteile anbauen, die Sony direkt anbietet. Einige davon können in Form von Kit-Versionen der neuen Kameras gleich im Set mitgekauft werden.

Verfügbar sind: ein 0,7-Zoll-Oled-Sucher, ein direkt kabellos an den Body andockbarer Raw-Recorder (AXS-R5), ein seitlich am Body montierbares XLR-Modul, ein Tragegriff, ein V-Mount-Akku in neuer Technik (Olivine) und mit exakt zum Body passenden Abmessungen, sowie eine Schulterstütze mit integrierten Zubehörrosetten. Außerdem gibt es eine Zwischenplatte, die man braucht, wenn man V-Mount-Akkus direkt am Body montieren will (ohne Andockrecorder). Diese Zwischenplatte stellt auch Anschlüsse bereit, mit denen Kamerazubehör direkt aus dem Kameraakku mit Spannung versorgt werden kann.

Sucher

film-tv-video.de nutzte im Rahmen des Tests den zu den Camcordern passenden 0,7-Zoll-Okularsucher sowie einen kompakten 7-Zoll-LCD-Monitor von Sony. Beide bieten den passenden neuen Anschluss.

Der Sucher DVF-EL100 bietet ein Oled-Display mit der für einen Sucher vergleichsweise hohen nativen Auflösung von 1.280 x 720 Bildpunkten. Das selbstleuchtende Display überzeugt die Tester durch seine sehr gute Bildqualität und den hohen Kontrast, der wiederum durch die oled-bedingten tiefen Schwärzen des Displays begünstigt wird. Der Sucher ist vergleichsweise kompakt und lässt sich mit einer großzügigen Dioptrienverstellung individuell anpassen. Auch Brillenträger können mit dem Sucher gut klarkommen, da er einen ausreichend großen Suchereinblick gestattet. Kleiner Kritikpunkt: Der Ring für die Dioptrieneinstellung kann leicht versehentlich verstellt werden.

Der gesamte Sucher lässt sich per Ausleger in der Höhe verstellen und über den Sony-Aufsteckschuh kann er auch seitlich sowie vor- und rückwärts weit verstellt werden. Per mitgeliefertem aber separatem, nicht fest am Sucher montiertem Kabel, lässt sich der Viewfinder anschließen. Das verwendete Steckersystem wirkt erst mal nicht so, also sei es für die Ewigkeit konstruiert: Es wird sich im Drehalltag erst noch bewähren müssen. Ein Problem dieses Steckers ist auch, dass er keine klare Orientierung aufweist, man muss genau hinschauen, damit man nicht versucht, ihn falsch herum einzustecken.

Die Bildqualität des Suchers ist — wie erwähnt — sehr gut: Damit lässt sich das Bild zuverlässig beurteilen.

Eine — ebenfalls ziemlich überzeugende — Alternative zum Sucher ist der neue 7-Zoll-Fieldmonitor DVF-L700: Er basiert zwar nicht auf Oled-, sondern auf LCD-Technologie aber er bietet eine native Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten und lieferte im Test ein gestochen scharfes Bild. Der Monitor kann an der Sucherbuchse angeschlossen werden und ist mit dem Anschluss dieses einen Kabels voll funktionsfähig. Der Monitor erhält aber nicht nur Spannung und Bildsignale über diese Verbindung, sondern er kommuniziert auch mit der Kamera: Das Tally funktioniert und man kann die Magnifier-Funktion der Kamera auch vom Monitor aus abrufen. Sowohl im Sucher, wie auch auf dem Monitor lässt sich als Scharfstellhilfe eine Peaking-Markierung zuschalten, die gut und sinnvoll nutzbar ist und mit der Ausschnittvergrößerung schön zusammenspielt.

Der Fieldmonitor lässt sich auch parallel zum Okular-Sucher betreiben, dann muss man ihn allerdings über ein vierpoliges Hirose-Kabel separat mit Spannung versorgen und das Bildsignal per HD-SDI von der Kamera in den Monitor speisen. Im Menü der Kamera kann man einstellen, ob auch bei dieser Anschlussart die Suchereinblendungen auf dem Monitor zu sehen sein sollen.

Als Befestigungssystem für den Monitor sind Gelenkarme vorgesehen, die denen von Noga ähneln. Die Befestigung kann damit verdrehsicher erfolgen, der Arm ist gut zu bedienen und erlaubt die sehr flexible Positionierung des Monitors.

Neue Akkus

An F5 und F55 können V-Mount-Akkus verwendet werden. Sony selbst bietet die von den Abmessungen exakt auf die Kameragröße abgestimmten Olivine-Akkus BP-FL75 an. Diese Akkus sollen bei halber Ladegeschwindigkeit gegenüber bisherigen Sony-Akkus gleicher Kapazität eine deutlich längere Lebensdauer erreichen. (Olivine sind Mineralien, Sony setzt in den neuen Akkus olivines Lithium-Eisenphosphat (LiFePO4) als Kathodenmaterial ein.)

Die Adapterplatte für den Akku ist auf der Kamerarückseite angeflanscht. Dazwischen lässt sich bei Bedarf der Raw-Recorder AXS-R5 montieren. Mit dem neuen Akku kann die F5/F55 mit angedockten Recorder AXS-R5 laut Sony bis zu 150 Minuten aufnehmen. Zum Laden des BP-FL75 ist das Schnellladegerät BC-L90 von Sony erforderlich.

Raw-Aufzeichnung mit Dockrecorder

AXS-R5 heißt der neue, von den Abmessungen perfekt zur Kamera passende Dockrecorder für die Raw-Aufzeichnung. Er lässt sich kabellos mit den beiden Kameras verbinden. Auf der Rückseite kann ein V-Mount-Akku angeschlossen werden, der dann die Kamera und den Recorder mit Spannung versorgt.

Der Dockrecorder kann sowohl an der F5, wie an der F55 verwendet werden. Er zeichnet 4K-Raw-Daten mit einer Datenrate bis 60 fps auf, bei 2K-Raw-Daten schafft er Bildraten bis 240 fps (abhängig von der Kamera, Details im Abschnitt »Eckdaten«).

Der Recorder nutzt ein neues Speichermedium: eine Speicherkarte mit der Bezeichnung AXSM. Die Karte liegt von der Baugröße her zwischen der SxS-Karte und SR Memory, dem Speichermedium, das Sony bisher für die bandlose Aufzeichnung im Zusammenspiel mit der F65 anbietet. Die Speicherkarte wird zunächst mit einer Kapazität von 512 GB angeboten, sie soll Übertragungsraten bis 2,46 Gbps erreichen. Aufgezeichnet wird im Dateisystem exFAT.

Leider konnte film-tv-video.de den Raw-Recorder noch nicht testen, da er noch nicht zur Verfügung stand. Wer das volle Potenzial der F55 nutzen will, dürfte darin aber sicher eine wertvolle Ergänzung seines Kamera-Setups sehen.

Anschlüsse

Sony war bei der Ausstattung mit Anschlüssen sehr großzügig: F5/F55 bieten vier SDI-Ausgänge, die unterschiedlich konfiguriert werden können, einen HDMI-Ausgang, vier BNC-Buchsen für Timecode, Genlock und Monitor, einen USB-Master und einen -Device-Anschluss, sowie eine achtpolige Fernsteuerbuchse. Außerdem gibt es einen weiteren, oben angeordneten Slot für ein (derzeit allerdings noch nicht verfügbares WLAN-Modul. Ein XLR-Modul mit zwei dreipoligen Audiobuchsen kann nachgerüstet werden.

Der Kamera-Body selbst weist an der Rückseite ein vierpolige XLR-Buchse für die Spannungsversorgung und einen Multi-Pin-Connector auf. An letzteren kann der Raw-Recorder  oder die V-Mount-Platte angedockt werden. Die V-Mount-Platte  bietet dann wiederum einen Vierpol-XLR  um Spannung in die Kamera zu bekommen und zwei Hirose-Ausgänge, um Zubehör aus dem Kameraakku versorgen zu können.

Bild-/Audio-Einstellungen

Bei SLS-Camcordern, die eher für filmisches Arbeiten gedacht sind, hat es sich eingebürgert, das man seltener von Verstärkung oder Gain spricht, sondern die Empfindlichkeit in den Vordergrund stellt — obwohl es sich letztlich um genau das Gleiche handelt, denn schließlich wird die Grundempfindlichkeit auch bei den SLS-Kameras per elektronischer Verstärkung und digitaler Signalanhebung erhöht. Aber weil es sich eben weniger nach Video und Elektronik anhört, spricht die Branche nun also wieder von ISO-Zahlen: Bei der F5 kann die Empfindlichkeit  bis ISO 20.000 und bei der F55 bis ISO 12.500 erhöht werden. In Maßen zugeschaltet, liefern die Camcorder selbst mit ISO 4000 noch vergleichsweise rauscharme Bilder. Eine zusätzliche Rauschunterdrückungsfunktion lässt sich zuschalten.

Ansonsten stehen die üblichen Funktionen zur Verfügung, um das Bild an die Drehsituation und die individuellen Bildgestaltungswünschen anzupassen: verschieden Spielarten von Gamma und Hypergamma, Knie, White Clip und eine Detail-Funktion, die sich in vielen Parametern anpassen lässt, stehen ebenso zur Verfügung, ebenso wie Blendenkorrektur, Skin Detail, Matrix, MultiMatrix und vieles mehr.

Eine Besonderheit besteht noch darin, dass man die Camcorder mit grundlegend verschiedenen Gammakurven betreiben kann, unter anderem steht auch ein Log-Modus zur Verfügung.

Im Tonbereich sind gängige Einstelloptionen vorgesehen, etwa für die Eingangs- und Aufnahmepegel, AGC und Limiter.

Sony-Video mit F5-/F55-Demomaterial.

Bedienung

Bei der F5/F55 haben sich die Sony-Ingenieure weitgehend an das Bedienkonzept gehalten, das sie schon bei den CineAlta-Camcorder F35 und später F65 eingeführt haben. Auch beim Bedienkonzept von Arris Alexa haben sich die Entwickler zumindest einige Anregungen geholt. Zu den Bedienfunktionen, die man von den Sony-Schultercamcordern kennt, gibt es deutliche Unterschiede, aber auch wer aus dieser Welt kommt, findet sich schnell zurecht. Ein kleines Beispiel: Schultercamcorder haben viel mehr Tasten, Rädchen und Schalter, die bei F5/F55 fehlen. So kann man bei den Schultercamcordern den Alarmton in der Regel ganz leicht leise drehen oder abschalten, bei F5/F55 muss man den akustischen Alarm per Menü abschalten.

Seitlich auf dem Kamerabody ist bei F5/F55 ein Display untergebracht, das von sechs Tasten umrandet ist. Darüber hat man direkten Zugriff auf wichtige Funktionen, kann diese aufrufen und die Parameter verändern, ohne ins Menü der Kamera einsteigen zu müssen. Die Frame-Rate (bei Sony als Slow & Quick bezeichnet), Farbtemperatur, Shutter, ISO-Empfindlichkeit und Gamma können so direkt eingestellt werden, was ein sehr schnelles Arbeiten ermöglicht. Für Menschen, die aus dem Videobereich kommen bisschen ungewohnt und seltsam: Für den manuellen Weißabgleich gibt es keine Taste, er verbirgt sich im Menü, was in manchen Situationen etwas umständlich ist. Immerhin lässt sich pro Filterradposition ein damit ermittelter Weißwert speichern. Wer aber — wie nicht wenige Anwender, die eher filmisch arbeiten — ohnehin beim Dreh mit Festwerten arbeitet, der kann diese bequem abrufen und zwischen diesen wechseln.

Mit der Status-Taste ruft man Infotafeln auf, die im Sucher oder auf dem Fieldmonitor angezeigt werden: Kamerastatus, Audiostatus mit vier Pegelanzeigen, Systemstatus, Video-Output-Status, die Belegung der Assign-Buttons, der Batteriestatus und der Media-Status lassen sich so rasch kontrollieren und überwachen (siehe Screenshots).

Apropos kontrollieren und überwachen: Die Bildausschnittsvergrößerung (Focus Magnify), Peaking und Zebra können auch während der laufenden Aufnahme jederzeit zu- und abgeschaltet werden. Das Display ist aber auch auf Tastendruck einblendungsfrei schalten, wenn man sich ungestört auf den Bildinhalt konzentrieren will — man hat ja dann immer noch das seitliche Display um die wichtigsten Infos anzuzeigen.

Bei den auswählbaren Gammakurven bieten F5/F55 zahlreiche Möglichkeiten: Von S-Log 2 über diverse Standard-Gamma- und Hyper-Gamma-Modi reichen hier die Möglichkeiten. Über die MLUT-Taste kann man für die Ausgabe auch gleich noch eine passende LUT auf das Ausgangssignal legen, das via SDI ausgegeben wird: So hat man direkt am Set eine Möglichkeit realistische Bilder zu sehen, auch wenn man im Log-Modus dreht.

Befindet sich die Kamera im Wiedergabemodus, dienen die um das Display angeordneten Tasten dazu, die aufgezeichneten Files wie mit einem klassichen Videolaufwerk steuern zu können. Bei der Wiedergabe der Files spielt es keine Rolle, in welchem Format sie aufgezeichnet wurden, sie lassen sich direkt abspielen, ohne dass man — wie bei anderen Geräten — einen Neustart im jeweiligen Format durchführen müsste.

Alternativ kann man statt der Tasten auch ein Jog-Rad nutzen, um sich im Menü zu bewegen. Arbeitet man in diesem Modus, hat man allerdings bisweilen den Eindruck, dass der hierdurch angesprochene Prozessor etwas schwach auf der Brust ist: Man dreht und drückt mit dem Jog-Rad schneller, als die Menüseiten und der Cursor nachkommen. So ruft man immer wieder mal den falschen Menüpunkt auf. Geduld heißt hier das Zauberwort — aber wer hat die in puncto Gerätebedienung schon?

Die Einstellmenüs bei F5/F55 sind in der unteren Ebene nahtlos aneinandergefügt, man kann einfach vom einen Menüabschnitt in den nächsten scrollen — also etwa direkt von Camera- zu den Paint- und weiter zu den Audio-Einstellungen weiterscrollen — ohne erst wieder auf die Kapitelübersicht springen zu müssen, wie das bei den meisten Camcordern gelöst ist. Wie man das findet, ist reine Geschmackssache, die Tester kamen damit schnell zurecht und fanden es vorteilhaft.

Funktionen, die man häufiger einsetzen und direkt abrufen möchte, kann man zudem auf eine der vier Assign-Tasten legen. Das ist hilfreich, und vor allem sind die Tasten auch ausreichend groß und günstig platziert, sodass man sie zur Not auch »blind« finden kann. Allerdings ist die Zahl der Funktionen, die man auf die Assign-Tasten legen kann bei F5/F55 im Vergleich zu anderen Geräten beschränkt: Will man etwa den manuellen Weißabgleich auf eine Assign-Taste legen, scheitert man — das haben die Entwickler nicht vorgesehen.

Ein Filterrad mit den ND-Filterposition Neutral/Clear, 1/8 und 1/64 ist ebenfalls integriert. Es lässt sich gut bedienen, weil es groß und griffig ist, aber den Testern passierte es immer wieder, dass sie die ND-Filter unabsichtlich verdrehten. Hier wäre es günstiger, wenn der Drehring etwas schwergängiger wäre oder deutlicher einrasten würde.

Von der Bauform her orientiert sich Sony bei F5/F55 an der aktuell angesagten Kastenbauform. Die beiden Camcorder sind vergleichsweise kompakt, nicht übermäßig schwer (der Body wiegt rund 2,2 kg) und sie eignen sich somit sogar ganz gut für Drehs aus der Hand, wenngleich natürlich das Camcorder-Gewicht eines betriebsbereiten F5/F55 signifikant höher ist als etwa bei einem PMW-200 (Test) oder einem C300 (Test). Auch für den Schulterbetreib eignet sich die F5/F55 — selbst wenn man sie nicht umfassend mit entsprechendem Zubehör aufriggt. So oder so: Mit kompaktem Setup kann man mit den Camcordern auch reportage-artig arbeiten, wenngleich sie von der Ausstattung und Leistungsfähigkeit sicher eher in den szenischen Bereich drängen.

Eines fiel den Testern in puncto Handhabung noch auf: Die Hirose-Buchsen befinden sich eigentlich auf der falschen Seite. Besonders wenn man nicht vom Stativ oder Dolly dreht, stören sie auf der linken Geräteseite beim Drehen von der Schulter oder aus der Hand und wären auf der rechten Geräteseite besser platziert.

Bildqualität, Drehverhalten

Selbst ein kurzer und zeitlich eingeschränkter Test macht schnell klar, dass Sony hinsichtlich der Bildqualität von F5 und F55 nicht zu viel versprochen hat: Die Camcorder liefern eindrucksvolle Bilder, die sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken brauchen. Die recht hohe Empfindlichkeit überzeugt, die Bilder wirken stimmig und zeichnen sehr gut durch.

Besonders beeindruckend ist die hohe Bildruhe, die man bei F5/F55 zu sehen bekommt. Bei den Nachtaufnahmen überzeugen die Camcorder durch ihre hohe Lichtstärke: Sie liefern stimmungsvolle und vergleichsweise rauscharme Bilder mit hoher Authentizität, die auch ohne große Beleuchtung auskommen. Im Gegenteil: gerade bei schwacher Beleuchtung spielen F5 und F55 ihre Stärke aus und liefern Bilder mit hoher Detailtreue. Die Bildqualität stimmt also auch beim Drehen mit hohen ISO-Werten.

Der eingebaute Lüfter ist relativ leise und kann so konfiguriert werden, dass er in den Record-Phasen abschaltet (Auto-Modus, Abschaltung bei Record solange keine akute Überhitzung droht).

Integrierte ND-Filter machen den Drehalltag leichter und die Objektivvielfalt, die man sich mittels Adaptern beim Einsatz dieser Kamera erschließt, stimmt den Anwender froh. Der Global Shutter der F55 ist ebenfalls ein Pfund, mit dem diese Kamera wuchern kann, weil man viele mögliche Probleme ausschließen kann und in der Bildgestaltung freier ist.

Neuer Codec XAVC

Mit XAVC stellt Sony einen neuen Codec vor, den das Unternehmen künftig in verschiedenen Ausprägungen oder Profilen nutzen will. Klingt ein bisschen nach AVC-Ultra? Exakt: Auch wenn Sony das etwas anders darstellt, ist XAVC die Antwort auf Panasonics AVC-Ultra.

Sony argumentiert, es erfordere einen neuen Codec, um mit den aktuellen Trends in der Bildaufnahme so umgehen zu können, dass noch vernünftige Datenmengen entstehen: 1080p50-Signale muss ein solcher Codec problemlos verarbeiten können, aber auch 4K-Auflösung und höhere Bildraten müssen mit dem neuen Codec in 10 Bit Quantisierung irgendwie zu packen sein.

Am Top-End sieht Sony weiterhin MPEG-4 SStP, besser bekannt als HDCAM SR und SR Master vor. Dieser Codec verpackt die Daten in einen MXF-OP-1a-Wrapper. Er komprimiert die Daten und stellt 220, 440 oder 880 Mbps als Datenrate zur Verfügung, Bildsignale können damit in Form von 4:2:2 mit 10 Bit oder als RGB mit 10 oder 12 Bit Quantisierung verarbeitet werden — zusammen mit bis zu 16 Audiokanälen. Sowohl F5 wie auch F55 sollen sich später per kostenfreiem Update auch mit MPEG-4 SStP ausrüsten lassen.

Darunter siedelt Sony nun XAVC an. Auch die Daten, die mit diesem Codec erzeugt werden, verpackt Sony in einen MXF-OP-1a-Wrapper. Sie werden aber eben nicht auf Basis eines MPEG-Verfahrens komprimiert, sondern mittels AVC — diesen Codec nutzt Sony auch bisher schon im unteren Profibereich, etwa bei NXCAM, dort aber mit viel niedrigerer Datenrate und als Long-GoP-Verfahren (AVCHD). In XAVC soll es künftig sowohl Profile mit Intraframe-Kompression (also letztlich vergleichbar mit Panasonics AVC-Intra) geben, wie auch solche mit Long-GoP, das Farb-Sampling wird mit 8 oder 10 Bit erfolgen. Auch bei diesen Eckdaten klingt nochmal die Ähnlichkeit mit dem an, was Panasonic unter der Bezeichnung AVC-Ultra als Familie von Formaten vermarktet.

Werden also XAVC und AVC-Ultra kompatibel sein? Bedingt: Sony sagt, dass man mit XAVC durch die Unterstützung des sogenannten Level 5.2 in der Lage sei, AVC-Intra-Material wiederzugeben, das von Panasonic-Geräten kodiert wurde.

Unterhalb von XAVC siedelt Sony MPEG-2 422 mit 50 Mbps und MPEG-2 420 mit 35 Mbps an: besser bekannt als XDCAM HD 422 und XDCAM EX. Gleichzeitig versichert Sony, dass XAVC die MPEG-basierten Formate im eigenen Portfolio nicht ablösen werde: Nur in diesen Formaten werde es bis auf absehbare Zeit ein komplettes Line-Up vom Schultercamcorder bis zum Handheld auf Disc- und SxS-Basis geben. Insgesamt betrachtet, werde man bis mindestens zum Geschäftsjahr 2016 alle bestehenden Formate weiterführen — sogar bis hinunter zu DV.

XAVC wird zunächst die Raster 4.096 x 2.160, 3.840 x 2.160 sowie 2.048 x 1.080 und 1.920 x 1.080 bieten. Die 4K-Raster werden in 4:2:2 mit 10 Bit per Intraframe-Kodierung komprimiert, die Datenrate kann bis zu 600 Mbps betragen, die Bildrate 23,98 bis 59,94 Hz in progressiver Bildfolge. Auch das 2K- und das Full-HD-Raster werden die Farbinformation in Form von 4:2:2/10-Bit-Signalen verarbeiten, die intraframe-kodiert werden. Die Datenrate ist bei diesen niedrigeren Rastern auf maximal 200 Mbps limitiert, als Bildraten stehen 23,98 bis 59,94 Hz in progressiver Bildfolge und zusätzlich 50i und 59,94i zur Verfügung.

Sony plant, den neuen Codec zumindest vorerst in verschiedenen Geräten jeweils parallel anzubieten: Man habe einen Chip entwickelt, der sowohl XAVC wie auch die MPEG-2-Formate beherrsche und der für Long-GoP- ebenso, wie für Intraframe-Kompression ausgelegt sei. Auf dessen Basis können man problemos Multi-Codec-Geräte anbieten, die Proxy-, HD- und 4K-Auflösungen böten, lässt der Hersteller wissen. Der Chip arbeite bidirektional, könne also kodieren und dekodieren, was Kosten spare und hohe Stückzahlen garantiere — und er habe eine geringe Leistungsaufnahme, versichert der Hersteller.

Fazit

Mit den Camcordern F5 und F55 hat Sony gezeigt, dass der Konzern immer noch in der Lage ist, für Überraschungen zu sorgen und Camcorder zu bauen, die das Potenzial dazu haben, dem Markt für einen längeren Zeitraum erhalten zu bleiben. F5/F55 könnten auch bei Sony den immer kürzeren Modelltakt wieder etwas verlangsamen, denn diese Kameras haben das Potenzial für zwei, drei oder mehr Jahre im Markt bestehen zu können. Kurzum: Sony F5 und F55 überzeugen nicht nur in puncto Bildqualität und Funktionsumfang, sondern auch in der Bedienung.

Die Konkurrenz wird es Sony dennoch nicht leicht machen: Arri hat die Alexa mit der neuen XT-Funktionalität aufgewertet, die Onboard-Raw-Recording einschließt. Die Red Epic und auch Canon C300/C500 sind am Markt und vor allem im Rental-Bereich gut etabliert und haben ihre jeweilige Fan-Gemeinde. Es dürfte für Sony nicht ganz einfach werden, dieses Terrain zurück zu erobern — aber F5 und F55 sind recht gute Argumente dafür.

4K allein wird den meisten Kunden aber als schlagkräftiges Kaufargument nicht ausreichen, denn in der Praxis spielt 4K Aufzeichnung nach wie vor eine untergeordnete Rolle, auch wenn das Thema bei Messen natürlich sehr virulent ist. Vielleicht reicht es aber, die Option zu haben, irgendwann mal in 4K-Raw produzieren zu können und dieses Potenzial bringen die Sony-Kameras ja in zwei Preisstufen mit.

F5 und F55 werden sich aber wohl auf eine längere Einführungsphase einrichten müssen – auch wenn die Camcorder selbst alle wichtigen Voraussetzungen mit sich bringen, um ihren Markt zu erobern. Einen in Grunde schon relativ gesättigten Markt erneut zu beleben, braucht aber Zeit.

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Autor
Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller

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