Format, Kamera, Technology, Top-Story: 12.03.2013

Pandora 2013: Kameratrends — Größer und besser

In den vergangenen Jahren hat sich der Kameramarkt massiv verändert: DSLRs mit Videofunktion etwa werden heute auch von Profis eingesetzt, zudem kamen völlig neue Kameratypen in den Markt — aber es gibt nach wie vor auch neue Modelle, die bewährten Grundkonzepten folgen. Modularität ist im Kommen, ungebrochen ist auch der Trend zu Kameras mit nur einem, aber dafür vergleichsweise großen Bildwandler, weil diese Kameras eine »filmische« Bildgestaltung unterstützen. Auch bei der Bedienung orientieren sich aktuelle Camcorder immer öfter an klassischen Filmkameras.

Schon immer hat sich der Kameramarkt weiterentwickelt, flossen neue Sensor- und Speichertechnologien ein, kamen neue Speichermedien zum Einsatz. Neu ist die Dynamik, mit der das geschieht und dass mittlerweile auch immer stärkere Einflüsse aus dem Consumer-Kamera­bereich, aus dem Foto- und sogar aus dem Handy-Markt einwirken.

Modulare Bauweise

Schon bei der Red One konnte der Sensor gegen neuere Varianten ausgetauscht werden und mit seinem zweiten verfügbaren Kameramodell, der Epic, trieb Red die Modularität im Kamerabereich auf die Spitze: Die Kamera kann schon ab Werk auf ­Basis verschiedener Module ganz unterschiedlich konfiguriert werden. Damit begründete Red einen Trend hin zu modularen Kameras, den nun auch andere Hersteller aufgenommen haben.

Die modulare Bauweise hat etliche Vorteile für die Hersteller, aber auch für die Anwender, denn so lassen sich die einzelnen Funktionalitäten besser voneinander abkoppeln und dadurch einfacher aktualisieren und erweitern. So kann man nicht nur den Bildwandler wechseln, sondern neue Funktionalität nachrüsten, defekte Module auswechseln und auf Basis der gleichen Technik unterschiedlich große Kameras mit variablem Funktionsumfang aufbauen.

Ein Wechsel des Aufnahmeformats oder Speichermediums erfordert damit nicht mehr automatisch eine komplette Neuinvestition, sondern nur den Austausch der entsprechenden Module. Aktuelles Beispiel ist die Alexa XT von Arri (siehe Meldung).

Ein weiterer Vorteil der modularen Bauweise: Es ist einfacher möglich, Zubehör unterschiedlichster Art zu montieren, denn meistens passen die quaderartigen modularen Kame­ras besser in Cages und bringen teilweise schon von Haus aus Montagemöglichkeiten für Hand- und Tragegriffe, Mikrohalterung, Sucher, externe Recorder und weiteres mit.

Großer Sensor

Kameras mit nur einem, aber dafür vergleichsweise großen Sensor, konnten in den vergangenen paar Jahren größere Zuwachsraten als jeder andere Kameratypus verzeichnen. Wer szenisch arbeitet, kann die geringe Schärfentiefe, die ein solches Setup ermöglicht, gezielt für seine Arbeit einsetzen. Aber auch wer nicht szenisch arbeitet, will häufig diesen angesagten Look, etwa um Magazinbeiträge oder auch Dokus wertiger erscheinen zu lassen. Dass der Einsatz von Single-Large-Sensor-Camcordern im Einmannbetrieb, insbesondere in der Aktualität, oft mit unscharfen Bildern einher geht, scheint viele Anwender dabei nicht mehr sonderlich zu stören.

Doch wie auch immer man diesem Thema gegenübersteht, sicher ist, dass sich Kameras dieser Bauart ihren Platz erobert haben und mittlerweile am oberen wie auch am unteren Ende der Produktion oft und gerne eingesetzt werden.

Viele Kamerahersteller orientieren sich bei der Sensorgröße von SLS-Kameras derzeit ungefähr am Super-35-Bildfenster. Das misst 24,89 mm x 18,66 mm. Es gibt aber auch Kameras dieser Bauart, ­deren Bildfenster/Sensorgröße eher in der Größenordnung von ­Super-16 (12,35 mm x 7,42 mm) liegt. Panasonics AG-AF101 (Test) etwa nutzt ein Bildfenster von 17,8 mm x 10 mm, Blackmagic hat sich bei der Cinema Camera (Test) für einen Bildwandler mit einem aktiven Bildfenster von 15,81 mm x 8,88 mm entschieden.

An der Blackmagic-Kamera (Test) kann man auch ablesen, dass Sensorgröße und Objektivmount nicht in einem direkten Zusammenhang stehen müssen: Die Bildfensterabmessungen passen bei dieser Kamera eigentlich besser zu MFT-Objektiven als zu Objektiven mit EF-Mount. Dennoch wurde die Kamera zunächst ausschließlich mit EF-Mount angeboten. Die Kombination des für eine SLS-Kamera vergleichsweise kleinen Sensors mit dem EF-Mount in der BMCC sorgt dafür, dass bei den angesetzten EF-Objektiven ein Verlängerungsfaktor von ungefähr 2,4 gilt: Eine 50-mm-EF-Festbrennweite hat somit die Bildwirkung eines 120-mm-Tele.

Objektive / Mounts

Angesichts immer günstigerer Kameras und Camcorder tun sich die Kunden zunehmend schwer, ein Vielfaches des Kamerapreises für ein Objektiv zu bezahlen. All zu oft wird daher heutzutage durch Sparen am Objektiv ein Gutteil der möglichen Bildqualität verschenkt. Das gilt besonders am unteren Ende der Profi-Produktpalette, im EB-Bereich: Viele preisgünstige Camcorder werden derzeit im Paket mit Objektiven angeboten, deren Qualität nicht ausreicht, um die Möglichkeiten der Kamera-Elektronik auszuschöpfen.

Hier hat sich bei den Kameras in den vergangenen Jahren zudem ein Trend manifestiert, die Camcorder-Elektronik zu nutzen, um Abbildungsfehler von Objektiven auszugleichen und zu korrigieren. Sony und Panasonic nutzen dieses Konzept bei den Funktionen CAC und ALAC, die dafür da sind, chromatische Aberrationen der Objektive auszugleichen. Die elektronische Korrektur funktioniert nicht mit jedem Objektiv, sondern nur mit jenen, für die entsprechende Werte in der Kamera-Elektronik abgelegt sind.

Es kommen aber auch in diesem Marktbereich nicht nur Billigobjektive auf den Markt, sondern es werden — überwiegend von Canon und Fujifilm — unverändert neue, verbesserte, sehr hochwertige Objektive im 2/3-Zoll-Bereich entwickelt und auf den Markt gebracht: für den EB- wie für den Studioeinsatz.

In anderen Teilbereichen der Branche ist ohnehin — vielleicht sogar durch den Einsatz von DSLRs — das Bewusstsein um die Bedeutung guter Objektive sogar wieder gewachsen, sodass es mittlerweile auch den Fall gibt, dass vergleichsweise günstige Kameras oder Camcorder mit teuren und hochwertigen Objektiven genutzt werden. In der Tat stellt ein hochwertiges Objektiv oft die Möglichkeit dar, rasch die Qualität deutlich zu verbessern und auch hinsichtlich des Looks eine bestimmte Richtung einzuschlagen.

Im Zusammenspiel mit SLS-Kameras sind Objektive nötig, die das große Bildfenster auch tatsächlich vollständig und gleichmäßig ausleuchten können. Momentan werden hier viele Festbrennweiten aus dem Filmbereich eingesetzt, als Anschlusssystem hat sich neben dem PL-Mount der EF-Mount durchgesetzt — spätestens seit der Vorstellung von Canons C300 und C500. So gibt es die C300 beispielsweise in den Varianten mit PL- und mit EF-Mount, doch die weit überwiegende Mehrzahl der Kameras verkauft Canon nach eigenen Angaben mit EF-Mount. Der Hintergrund ist klar: Canons EF-Mount-Objektive sind im Fotobereich sehr stark verbreitet und für viele Kameraleute ist es attraktiv, etwa die C300 mit kostengünstigen EF-Objektiven zu nutzen.

In jüngster Zeit gibt es aber auch immer mehr PL-Zoomobjektive — zwar immer noch nicht in dem Ausmaß, dass sich viele Verleiher aufgrund der hohen Nachfrage wünschen, aber der Markt wächst. Mittlerweile haben unter anderem Angenieux, Arri, Canon, Fujifilm, Sony und Zeiss interessante Zoom-Optiken für Digitalkameras im Angebot.

Leica und Cooke, aber auch Schneider und Vantage bedienen den neu entstandenen Markt zudem mit diversen Baureihen von Festbrennweiten.

4:2:2-Aufzeichnung

Im Fernsehbereich hat sich für HD-Produktionen bei den ­großen Sendern die Aufzeichnung mit 4:2:2-Signalverarbeitung als Standard etabliert – je nach Sender in XDCAM HD 422 mit MPEG-2 und 50 Mbps oder aber in P2 mit AVC-I Class 100 mit 100 Mbps und 4:2:2.

Die Hersteller haben auf diese Entwicklung reagiert und bieten mittlerweile auch etliche kompakte Handheld-Camcorder an, die diese technischen Voraussetzungen erfüllen. Canon etwa präsentierte mit einigen Camcordern aus der XF-Reihe als erster Anbieter Handheld-Camcorder, die 4:2:2-Signalverarbeitung beherrschten (XF105, XF305). Später zogen Panasonic mit dem HPX250 (Test) und nun auch Sony mit den Camcordern PMW-100/150/200 nach.

Diese Entwicklung dürfte sich weiter fortsetzen, denn wer als VJ unterwegs ist, muss seine Beiträge in den entsprechenden Formaten und Standards beim Sender anliefern.

Dass Handhelds mit 4:2:2 im Kommen sind, zeigt aber auch, dass im EB-Bereich eine gewisse Abkehr vom klassischen Schultercamcorder zu beobachten ist: In diesem Marktsegment gab es in den beiden vergangenen Jahren weniger Neuerscheinungen — auch weil es eben zahlreiche Alternativen gibt.

Unterschiedliche Formate und Codecs im gleichen Gerät

Angesichts der Flut an Formaten und Codecs sind die Hersteller dazu übergegangen, ihren Kameras in diesem Bereich eine gewisse Flexibilität einzubauen: Die meisten bieten schon länger die Möglichkeit, die Bildsignale in ganz unterschiedlichen HD- und auch noch SD-Aufzeichnungsrastern zu speichern.

Zusätzlich geht das mittlerweile aber auch in unterschiedlichen Codecs: Panasonic-Camcorder jüngeren Datums können beispielsweise den DVCPROHD-Codec nutzen, aber auch in AVC-Intra aufzeichnen. Der Panasonic-Camcorder AG-HPX600 (Test) bietet sogar die Möglichkeit, auch nach dem Kauf noch Codecs aus der AVC-Ultra-Familie nachzurüsten. Sony-Camcorder wiederum können je nach Modell etwa in XDCAM EX und XDCAM HD oder in XDCAM HD 422 und XAVC aufzeichnen. JVC bietet beim neuen Handheld GY-HM600 im gleichen Gerät AVCHD und MPEG-2-basierte HD-Aufnahme an, letzteres wahlweise als Quicktime– oder MP4-Datei.

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