Messe, Top-Story: 05.11.2009

IBC2009: Rückblick und Übersicht aller IBC-News

Von der Broadcast-Messe IBC2009 in Amsterdam hat film-tv-video.de umfassend mit Textmeldungen und Videos berichtet. Dieser Artikel bietet einen zusammenfassenden Rückblick und Links zu den einzelnen Beiträgen.

Die IBC gilt neben der NAB seit langem als fester Dreh- und Angelpunkt der Broadcast-Welt. Mittlerweile bedient die Messe zwar auch viele andere Märkte, aber Broadcast-Themen sind in Amsterdam immer noch virulent — wenn auch die Dominanz bei weitem nicht so ausgeprägt ist, wie man es von früheren Jahren her kannte.

IBC2009: Die erste IBC seit vielen Jahren ohne Sony, Viele andere waren auch weggeblieben. Es konnte eigentlich nur schrecklich werden — war es aber gar nicht. Zumindest war es nicht schrecklicher als in den Vorjahren. Manch eingefleischtem Broadcast-Experten mutete die IBC2009 zwar als Sparausgabe ihrer selbst an, denn der Anteil der klassischen Broadcast-Produktion und -Postproduktion am Messegeschehen fiel durchaus spürbar schwächer aus. In anderen Bereichen dagegen, die früher im Rahmen der IBC eher ein Randdasein führten, bewegte sich etliches. Das wirft natürlich Fragen auf: Passt da noch der Name »International Broadcast Convention«? Verliert die Messe damit ihren Fokus?

Weil diese Fragen aber zu einem Gutteil auch rein akademische Diskussionen nach sich ziehen, die letztlich nur wenige interessieren, hierzu nur das Folgende, bevor sich dieser Artikel den Trends und Highlights der Messe zuwendet, so wie sie nun mal war: Die Messe ist im Jahrgang 2009 zwar angeknockt, aber keineswegs k.o.: Sie hat den herben Totalverlust von Sony und die schlechte Wirtschaftslage noch ganz passabel weggesteckt und sich über diese Runde gerettet. Gut so, denn eine zentrale europäische Branchenmesse in der einen oder anderen Form wird schließlich gebraucht, weil es derzeit keine bessere Alternative gibt.

Alte und neue Welt

Die alte Welt, das ist SD und Analogtechnik und das Arbeiten mit Videosignalen im engeren Sinn. Die neue Welt, das ist HD und IT-Technik und das sind bandlose Speicherverfahren. Gleichzeitig gibt es aber in der Broadcast-Welt auch noch viele deutliche Unterschiede zwischen der alten Welt Europa und der neuen Welt USA. Gerade im Vergleich der europäischen IBC2009 zur amerikanischen NAB2009 tritt das offen zutage: Die USA sind beim Thema HD schon deutlich weiter als Europa und nun kommt in Nordamerika sozusagen als nächste Technikwelle der Schritt hin zum file-basierten Arbeiten. Die europäischen Kunden streben nach Angaben vieler Hersteller an, dies zu kombinieren und in nur einem Schritt zu erledigen. Praktische Beispiele dafür kann man auch in Deutschland sehen: das neue Playout-Center der ProSiebenSat.1-Gruppe (Report, Meldung) und das E-Center von Plazamedia (Video, Report) sind jüngere Installationen, in denen genau dies umgesetzt wurde. Vielleicht ist die europäische Langsamkeit bei HDTV unter diesem Aspekt vielleicht sogar ein Segen.

Zeit der Konsolidierung

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind derzeit so, dass vielfach wieder kleinere Brötchen gebacken und Engpässe gemeistert werden müssen. Gleichzeitig bedeutet das aber immer auch, dass es einen Shake-Out gibt, dass sich Unternehmen umorientieren und dass diejenigen, die über ein Cash-Polster verfügen, sich zu relativ günstigen Preisen andere einverleiben können.

Ein paar Beispiele: Avid hat kurz vor der IBC2009 Maximum Throughput — kurz Max T — übernommen (Meldung). Editshare hat den Server-Anbieter Geevs und dessen Tochter Lightworks gekauft (Meldung. Blackmagic Design hat DaVinci akquiriert (Meldung).

Broadcast für alle

Für klassisches Fernsehen, IP-TV oder andere web-basierte TV-Angebote braucht es aus Sicht einiger innovativer Anbieter kaum noch mehr, als Standard-Hardware im Zusammenspiel mit einer intelligenten Software. Das sehen mittlerweile auch viele Sender so, denn Spartenkanäle und zielgruppenfokussierte TV-Angebote dürfen meist nicht viel kosten. Zwischenzeitlich gibt es einige Anbieter, die diesen Markt mit günstigen, software-basierten Lösungen bedienen, und viele davon konnten sich während der IBC nicht über mangelndes Interesse beklagen. So war beispielsweise am Stand der österreichischen Firma Tools On Air so gut wie immer eine Traube von Menschen versammelt: Wahrscheinlich hatte dieser Stand die meisten Besucher pro Quadratmeter während der ganzen Messe: Unter dem Slogan »TV Station in a Mac« bietet Tools On Air Lösungen auf Mac-Basis an, mit denen Videoprogramme erstellt und auf verschiedene Plattformen ausgespielt werden können. Auch Hersteller wie Newtek (Tricaster-Plattform) bauen auf diesem Interesse auf.

Zurück zu alter Größe?

Sehr viele Aussteller hatten ihre Standfläche bei der IBC2009 reduziert. Das könnte man auch symbolisch sehen: Ob der Broadcast-Markt jemals wieder die Größe und Bedeutung erreichen wird, die er mal hatte, das ist nicht ausgeschlossen, aber auch keineswegs sicher. Die IBC etwa kompensiert das zwischenzeitlich durch Aussteller aus den Bereichen Handy- und Internet-TV und anderen Randbereichen. Außerdem bot sie den Ausstellern, die in diesem Jahr schon für 2010 buchten, größere Flächen zum gleichen Preis an, der in diesem Jahr für kleinere Flächen bezahlt werden musste.

Ganz generell zeigten sich auch etliche Aussteller gar nicht ganz unglücklich über die reduzierten Besucherströme: Man habe es in diesem Jahr deutlich mehr mit Entscheidern mit ernsthaftem Interesse zu tun gehabt, ist häufig zu hören, und mancher äußerte auch ganz offen, dass es auch Vorteile habe, wenn große Sender nicht mehr ganze Hundertschaften zu Messe schickten, sondern nur noch einige wenige Mitarbeiter, die sich tatsächlich mit einer bestimmten Thematik auseinandersetzen müssen.

Hersteller als Service-Provider

In Gesprächen mit Führungspersonal verschiedener Unternehmen blitzte auch immer wieder ein Thema auf, das sich im Rahmen der IBC nur schwer konkret darstellen lässt, das aber dennoch präsent war: Im Bestreben, dem eigenen Unternehmen ein zweites Standbein zu verschaffen, setzen viele Manager darauf, Systemintegration anzubieten, die eigene Firma auch als »Service Provider« zu positionieren. So lässt sich das Knowhow der Mitarbeiter auch unabhängig von den eigenen Produkten nutzen. Am weitesten wagte sich dabei der damalige Harris-Chef (Meldung) Tim Thorsteinson von Harris vor, der sich unter bestimmten Bedingungen — die er aber nicht ausführen mochte — durchaus vorstellen konnte, dem Wunsch zu entsprechen, der auf der Kundenseite immer wieder auftauche: Wieso baut und betreibt nicht Harris die komplette technische Infrastruktur für uns und wir als Broadcaster kaufen nur noch die Dienstleistung, dass unsere Programme On Air gebracht werden.

File-basierte, digitale Workflows — überall

Die digitale Cinematographie musste viele Jahre darum kämpfen, zu einer anerkannten Produktionsmethode zu werden. In der klassischen Filmwelt galt lange alles als verpönt, was nur im Entferntesten nach Elektronik und digitaler Aufzeichnung roch. Über die Jahre hat sich das schrittweise verändert, und was in der Postproduktion mit nonlinearen Schnitt- und Effektsystemen seinen Lauf nahm, ist nun auch in der Akquisition einen gehörigen Schritt weitergekommen. Wenn sogar ein Filmtraditionalist wie Arri mit voller Kraft daran arbeitet, drei neue digitale Kameras für den TV- und Spielfilmmarkt zu entwickeln, und die Prototypen zur IBC2009 präsentierte (Meldung, Video), dann ist klar, dass es die digitale Cinematographie endgültig geschafft hat. Interessant ist in diesem Zusammenhang natürlich auch das Digi-Mag von P+S-Technik, mit dem sich eine der populärsten 16-mm-Filmkameras aller Zeiten, die Arriflex SR 3, auf digitale Aufnahme umrüsten lässt (Meldung, Video).

Einen wesentlichen Anteil daran hat — zumindest als Katalysator — Red Digital Cinema. Gleichgültig, wie man insgesamt zur Red-Manie steht, eines muss man anerkennen: Den kalifornischen Kamera-Revoluzzern ist es mit ihrem ersten Produkt gelungen, einen ganzen Branchenzweig wachzurütteln und einen Marktbereich zu schaffen, den es zuvor nicht gab (Epic-Video).

Dazu passt auch eine Meldung aus der Videowelt: Hier ist der Markt schon gekippt und im vergangenen Quartal wurden laut den Markt- und Trendforschern von Futuresource erstmals in Europa im Broadcast- und Pro-Video-Markt mehr bandlose Camcorder verkauft, als solche mit Bandlaufwerk.

Die Messe als Anlass für vieles andere

Braucht es noch eine Messe wie die IBC? Darauf gibt es viele Antworten und eine überraschende Volte ist diese: Hersteller wie Autodesk, Avid, Arri und Harris wiesen darauf hin, dass die IBC für sie auch stets Anlass für erweiterte Online-Aktivitäten sei: Man versuche, während der Messe auch Interessenten, die nicht persönlich anwesend seien, mit allen relevanten Informationen von der Messe zu versorgen. Man entfalte während der Messe in diesem Bereich sehr viel mehr eigene Aktivitäten und erfreue sich auch eines wesentlich größeren Online-Zuspruchs. Und so gibt es mittlerweile etliche Hersteller, die eigene Videos von der Messe aufzeichnen und diese online stellen, die bestimmte Präsentation oder User Meetings direkt ins Internet streamen und auf diesem Weg auch zahlreiche Kunden erreichen, die nicht persönlich zur Messe fahren.

Linkliste
Kameras und Camcorder

Grass Valley schließt 1080p-Kette
Stereo-3D-Camcorder von 3D-One
Easylook und LMP zeigen neue Mini-HD-Kameras
Digi-Mag für Arri SR3 von P+S: Meldung, Video
Neue DSLR-Kamera Canon 7D
Arri kündigt drei neue Digital-Kameras an: Meldung, Video
Red zeigt Epic-Prototyp
Ikegami erweitert GF-Line-Up

Objektive

Fujinon zeigt Neuheiten: 50fach-Objektiv, PL-Mount-Objektive
Objektive, Adapter und Technologien von Canon
Zeiss präsentiert Set aus Festbrennweiten mit PL-Mount

Monitore

Klasse-1-Monitor von TV Logic
Ikegami zeigt neue LCD-Schirme

Bandlose Aufnahmesysteme, Archivierung

Fraunhofer IIS: Set-Recorder Flashbox
JVC-Neuheiten: Blu-ray-Recorder, Camcorder GY-HM700 und Stereo-3D-Wiedergabe
Focus: Blu-ray-System für dieArchivierung

Aufnahmezubehör: Stative, Köpfe, Rigs, Grip, Audio

Sachtler zeigt Artemis für Red
Rigs für Stereo-3D von P+S
Studiokit und portables AVCHD-Set von Panasonic
Sennheiser zeigt Headset und Funkzubehör

Postproduction

Autodesk-Neuheiten: Meldung, Video
Adobe zeigt Flash-TV
Avid-Neuheiten: Meldung, Video, Demo zum Media Composer 4
Editshare: Produkt- und Firmenneuheiten
DVS zeigt SpycerBox Ultra
Aja: Neue günstige Kreuzschiene
DFT: Scanity Filmscanner

Signalübertragung

IP-Case von Broadcast Solutions
Schnittstelle für hohe Datenraten von Thomson

Broadcast-Systeme

Rundgang durch den ZDF-Ü-Wagen MP4
Annova zeigt Neuheiten in OpenMedia 3.6
EVS erweitert sein Produkt-Portfolio: Meldung, Video
Harris-Markteinschätzung: Meldung, Video
Tools On AIr: TV Station in a Mac
Quantel zeigt sich offen: Meldung
Omneon-Systeme beim NDR

Sonstiges

Skript-Entwicklung mit Adobe Story
Offizielle Besucherzahlen
Harris nutzt Second Life
So wurden die Videoreports produziert

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